In meinem letzten Tagebucheintrag habe ich mich des Ritters von der traurigen Gestalt bedient. Ich habe ihn in seiner Vision dargestellt ohne der Ambivalenz des Cervante’schen Helden gerecht zu werden.
In seinem Wirken ist die vom kleinen Landadeligen Alonso Quijana in die Welt gesetzte Figur des Don Quijote de la Mancha absolut erfolglos. Die Intention des Autors war ja – wenn man den Interpreten folgt - nicht das Schaffen eines neuen Heldenepos sondern dessen Karikierung. Zudem wird Cervantes zugeschrieben, dass er zeigen wollte, wohin die Lektüre von Ritterromanen führen kann. Dennoch lassen sich aus meiner Sicht u.a auch folgende Rückschlüsse für den Weg des Helden ziehen:
Seien wir geistigen Geschwister des Ritters Don Quijote de la Mancha also in diesem Sinne auch gemahnt und gewarnt, wenn wir unseren Weg zum Wohl für die Welt antreten.
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Dieser Tage wird mir bewusst, wie nahe wir einem nächsten großen (Welt-)Krieg sind. Es ist nicht mehr bloß fünf vor zwölf, es ist bereits der Karfreitag der Welt angebrochen, will mir scheinen. Nun möchte ich keineswegs ins das hysterische Medien-Getöse über die MOAB einstimmen, das in dieser Form der Berichterstattung wiederum nur das aufwertet, was eigentlich ignoriert gehört. Aber ich möchte mich kritisch mit dem auseinandersetzen, was es bedeutet, wenn der aktuelle US-Präsident auf Big Daddy macht.
Aus meiner Sicht gibt es quer über den Erdball - auch in den sogenannten Zivilisationen der westlichen Welt - eine große Masse an Menschen, die ihre Verantwortung für ihr Leben am liebsten abgeben. Eine wachsende Zahl tut dies auch bei demokratischen Wahlen, in dem sie diese entweder verweigert oder weiß wählt. Wäre es da nicht stimmiger, wenn es schon niemanden gibt, der meinen Intentionen entspricht, die Initiative selbst in die Hand zu nehmen? Da gäbe es viele Möglichkeiten, von einer eigenen Kandiatur angefangen bis hin zu einer Einwirkung auf die amtierenden Mandatare und Regierenden durch den Aufbau von Gegenöffentlichkeit. Letzeres könnte man auch als Lobbyismus für Themen, die entweder gar nicht oder mit unzureichenden Informationen an die Öffentlichkeit gebracht werden. Die Hochzeit jener Bewegungen lag sicher ausgehend von den 68ern in den Siebziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das ist auch schon wieder knapp 5 Jahrzehnte her. Aber gerade heute lohnt es, sich den Impuls von damals aufzugreifen und die Macht der weltweiten Vernetzung durch das Internet sowie die Macht der Straße in einer zeitgemäßen Form zu ergreifen. Es ist notwendig und sinnvoll, jene Themen im öffentlichen Raum zu platzieren, die derzeit stiefmütterlich behandelt oder gar totgeschwiegen werden. Und das sind solche, die uns ganz nahe sind, etwa Wohnen, Ernährung, Gesundheit, Mobilität, Bildung und autonomes Leben. Gerade eben entwickle ich Strategien für mich, die auch die Öffentlichkeit in meiner (nächsten) Nähe erreichen werden. Von dort können sie, ja sollen sie wachsen, sollen den berühmten Schneeballeffekt auslösen und eine kritische Masse erreichen. Mich treibt gerade vorösterlicher Mut an, weniger aus religiöser Sichte denn aus der Sicht der Natur und Ihres Immer-Wieder-Auflebens selbst nach einem langen, harten Winter. Inspiriert wurde ich dabei von einem lieben Facebook-Freund, der mich mit seinem Posting eines Songs aus dem Musical "Don Quijote" in meine Kindheitstage und zu einem anderen Lied zurückbrachte, das mir damals das Herz rührte. Im Wiederhören erwachte in mir jene momentan verstaubt in einer Lebensecke stehende Leidenschaft, die es mir so oft den Weg zum Großen im Kleinen ermöglicht hat. In diesen Tagen des sich durchsetzenden Frühlings möchte ich die auferweckte Stärke dieses Fühlens nutzen und mich den Vätern aller Bomben entgegenstellen als eine der Mütter eines neuen Friedens. The Impossible Dream from MAN OF LA MANCHA (1972) music by Mitch Leigh and lyrics by Joe Darion To dream the impossible dream To fight the unbeatable foe To bear with unbearable sorrow To run where the brave dare not go To right the unrightable wrong To love pure and chaste from afar To try when your arms are too weary To reach the unreachable star This is my quest To follow that star No matter how hopeless No matter how far To fight for the right Without question or pause To be willing to march into Hell For a heavenly cause And I know if I'll only be true To this glorious quest That my heart will lie peaceful and calm When I'm laid to my rest And the world will be better for this That one man, scorned and covered with scars Still strove with his last ounce of courage To reach the unreachable star Angstmache. Einschüchterungsversuche. Beschäftigt-Halten.
Wer nicht zum willfährigen Sklaven eines aus dem Ruder laufenden Staatssystems werden will, ist derzeit auf's Äußerste gefordert. Es heißt, wach zu bleiben. Es heißt, Widerstand zu entwickeln. Es heißt, allen Mut zusammen zu nehmen und zu sagen, was Sache ist. Der Staat sind nämlich wir alle, nicht nur die, die an der Macht sind, weil wir ihnen bei Wahlen - angeblich - die Macht übergeben haben. Das System, egal ob Wirtschafts-, Geld-, Bildungs- oder eben Staatssystem ist menschengemacht, nicht naturgegeben und schon gar nicht gottgewollt. "Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel!" Ein Spruch meines Großvaters kommt mir derzeit immer öfter in den Sinn. Ich fühle mich in diesem "Es-geht-sich-eh-irgendwie-aus" und "Doch-reicht-es-hint-und-vorne-eigtentlich-nicht" gefangen, ziehe gelähmt Gedankenkreise ohne aktiv werden zu wollen. Denn: "Es könnte ja noch schlechter werden ... am Ende des Tages." Das ist die Falle, in die ich getappt bin. Und meine Erfahrung, die mich hindert. "Geh' du voran, wir stehen hinter dir." Und als ich mich umdrehte, war ich allein. Dann war da "diese Angst ... diese Heidenangst vor dem was heilig ist ... ich habe Angst, die nicht vergeht ... die Bilder sind kläglich, das Elend ist echt, die Wahrheit beweglich und jeder im Recht. Der Krieg spricht sich heilig, der Himmel bleibt still, der Tod hat es eilig ..." Reinhard Fendrich hat es 1986 in seinem Album "Kein schöner Land" auf diesen Punkt gebracht. Da war ich zwanzig. Und 31 Jahre später trifft mich das mehr denn je. "Steh auf und geh!" Ein anderer spricht. Hat er so geprochen? Ist das nicht alles Manipulation? Um Gottes Willen ... und mein Wille? Der Impuls bleibt im Hals stecken, das laut gedachte Wort endet im offenen Mund. Stimmlos. Doch: Da stimmt etwas nicht. Ganz und gar nicht. Es braucht meine Stimme. Für mich und die, für die ich verantwortlich bin. Ich werde nicht mehr schweigen. Ich werde schreien! Und wenn sie mir den Mund stopfen wollen, werde ich lauter schreien. Unüberhörbar. Alles durchdringend. Auch die Mauer des kollektiven Schweigens werde ich damit durchbrechen. Es braucht eine andere Zukunft - und die wird in der Gegenwart geboren. Jetzt. In diesem Moment und mit diesem Schritt. Wiener Frühling. Denn, um es mit Vaclav Havel zu sagen: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." Und diese Hoffnung nährt meine Zuversicht, dass es genau so ist! Seit einiger Zeit werde ich durch zwei unserer drei Jungs wieder in ein längst abgeschlossen geglaubtes Kapitel meines Lebens gezogen: den Fußball. Die beiden sind, da wir in dem schönen Hütteldorf benachbarten Hacking zuhause sind, natürlich Rapid-Fans. Meine Skepsis, ein Match der Grün-Weißen zu besuchen, lag niemals daran, dass ich einst bekennender Austrianer war, sondern an den Karten-Preisen und der Hardcore-Anhängerschaft. Beides halte ich für nicht familienkompatibel.
Heute aber ergab sich eine wunderbare Gelegenheit, unserem Jüngsten seine Lieblingsmannschaft mal ganz nahe zu bringen. Die vom Bankrott bedrohte ältestes Fußballmannschaft Wiens veranstaltete auf der Hohen Warte ein Benefinzspiel gegen Rapid. Wir waren dabei. Die Atmosphäre passte, das Spiel lässt sich wie folgt beschreiben: Vienna konnte nicht, Rapid wollte nicht. Dennoch siegten letztere klar mit 4:0 (3:0) und 6.200 ZuseherInnen spülten 120.000 Euro in die leeren Kassen. Ob das für die morgige erste Gläubigerversammlung reichen wird? Man wird sehen. Am Heimweg nach dem Spiel erlebte ich im Bahnhof Heiligenstadt folgendes: Ein schon angetrunkener Rapid-Fan, Mitte Vierzig, versucht sich durch die Sperre vor dem WC durchzuquetschen, was ihm nicht gelingt. Daraufhin wirft er doch die notwendigen 50 Cent ein und schreit lauthals, während er die geöffnete Tür aufhält: "So Leutl'n, jetzt lad' i eich auf a Heisl-Partie ein." Mein Sohn und ich waren die ersten, die unter seinen die Türflügel auseinanderhaltenden Armen durchgehen durften, es folgten noch weitere rund zehn Männer. Er kam als letzter in den Abort und hielt noch eine kurze aber prägnante Brandrede: "In wos fiar ana Wöd leb'ma denn? Z'erst zahl' i 3Euro 70 für a großes Bier und dann schickt mi da Wiat auße auf's Heisl - und da muass i donn no amol 50 Cent peck'n." Grummelnde Zustimmung in der Männerriege. Und ich denke mir: Recht hat er. In welcher Welt leben wir eigentlich? Und mein inneres Schmunzeln wird von einer heftigen Traurigkeit erfasst ... Heute starte ich mit meiner losen Reihe "Alltagssplitter", in der ich "besondere" Wahrnehmungen, die ich da draußen in meiner Welt mache, widergebe.
Gerade eben kommt ein junges Paar aus dem Supermarkt, er voraus, sie samt Einkaufswagen einige Längen hinterher. Der Wagen läuft gleich nach dem Ausgang am schrägen Parkplatz aus dem Ruder. Das veranlasst die junge Dame zu folgenden Rufen in den Rücken ihres Begleiters: "Fick dich ... klar ... ich schwör' ... Scheiße ... ej Mann!" Der so Angerufene bleibt stehen, dreht sich um, wartet auf sie. Von da an traben sie sprachlos nebeneinander her bis zum Auto. Das weitere Geschehen entzieht sich meiner Kenntnis. Das Jahr ist etwas mehr als 37 Tage alt und mir verschlägt mein Leben im Kleinen wie im Großen ganz gehörig die Sprache. Höchste Zeit tief Luft zu holen und die passenden Worte zu finden für all das, was sich da abspielt.
Nun habe ich mir das Sprichwort "Wer schweigt, scheint zuzustimmen" zu Herzen genommen und machen mal wieder das Maul auf. Die Frage ist nur, ob es und wem es etwas bringt - und was es für mich und meine Familie bedeutet, wenn ich mich auf diese oder jene Weise äußere. Sie spüren meine Zweifel, sie sehen mein Ringen um die Angemessenheit meines Redens und Schreibens, für das ich als Ehemann und Vater noch zusätzliche Verantwortung habe - im Hinblick auf Frau und Kinder. Dennoch möchte ich den Eindruck, der sich meiner in immer umfassenderer Weise bemächtigt, nicht verhehlen und dessen ich mich durch die Worte des Zeithistorikers Gerhard Botz im gestrigen STANDARD bestätigt fühle: Wir steuern schnurstracks zurück in die 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die verantwortlichen PolitikerInnen scheißen sich nix mehr, die SozialdemokratInnen sind unter der Führung des neoliberalen Pseudo-Genossen Christian Kern in tiefe Besinnungs- und Orientierungslosigkeit geschlittert und hoffen, dass mit einem Wirtschaftaufschwung im "Unternehmen Österreich" die rechtspopulistischen Tendenzen ein für alle mal beseitigt werden können. Wenn alle Arbeit haben und gut leben können, dann könn' ma uns einen neuen Autokraten oder gar Diktator ersparen. Was die Chefs der SPÖ dabei nicht wahrhaben wollen ist die Tatsache, dass dieses Wirtschaftssystem, auf dem sie alles aufbauen, längst hirntot ist und nur mit den veralteten Maschinen eines vorgestrigen Systems künstlich am Leben erhalten wird. Zudem kann man einen Staat nicht wie ein Unternehmen führen, das lernt(e) man in der Einführungsvorlesung zur Volkswirtschaft. Heute hat die Betriebswirtschaft das Ruder übernommen, mit den bekannten Folgen. Dabei gäbe es genug Klientel für eine sozialistische Bewegung, die sich um das neue Proletariat bemüht. Ich weiß schon, dass der Vergleich hinkt, ich strapaziere ihn dennoch - und hoffe, dass da jemanden noch etwas besseres einfällt: das Prekariat, das paradoxerweise auch UnternehmerInnen inkludiert (nämlich die aus dem Angestellten-Leben geboxten Ein-Personen-Unternehmen), und die Working-Poor (die trotz Vollzeit-Job ein Minimalgehalt, das nicht zum Leben reciht bekommen) sind die Zielgruppe einer solchen Bewegung. Diese wird an einer umsetzbaren Idee für ein Grundeinkommen basteln müssen, um den Menschen eine Lebensperspektive geben zu können. Ebenso wird dem Schlagwort vom "lebenslangen Lernen" auf eine völlig neue Weise Leben eingehaucht werden müssen. Dieses wird sich auf ganz persönliche Bildungsprozesse beziehen, die auch jede Menge Reflexion und Persönlichkeitsentwicklung beinhalten. Es braucht eine neue Bewusstheit, um die Herausforderungen der Gegenwart zu lösen. Hier möchte ich Einstein zitieren, der sagte: "No problem can be solved from the same level of consciousness that created it." Für Ansätze dieser Art taugt das aktuelle Parteiensystem mit Sicherheit nicht. Die sehr erfolgreichen Versuche, Bürgerbewegungen zum Motor dieser Entwicklung zu machen, endet derzeit spätestens dort, wo diese sich in poltische Parteien verwandeln, die sich einer Wahl im herrschenden demokratischen System stellen und dort so scheitern wie alle Parteien scheitern müssen. Daher wird sich auch die Demokratie in Richtung "think local, act global" und Konsens weiterentwickeln müssen, denn sonst wird sie nicht mehr sein. Und die Folgen dieses Stillstands können wir uns zu Gemüte führen, wenn wir rund 100 Jahre zurückschauen. Das soeben vergangene Jahr ist beendet, die Neujahrsvorsätze geschmiedet. Wir hoffen auf diese Weise mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Doch hat die Vergangenheit auch mit uns abgeschlossen? Wie uns Paul Thomas Anderson in seinem epischen Meisterwerk "Magnolia" schon zur Jahrtausendwende vor Augen geführt hat, lässt sich Vergangenes nicht einfach beiseite schieben. Nur die Integration all des Erlebten in das Gesamtkunstwerk des eigenen Daseins bringt letzlich das, was wir ein gutes Ende nennen. Womit wir bei C.G. Jung gelandet wären.
Kommen wir nochmal zurück zu dem, was gerade hinter uns liegt und dadurch auch genau vor uns: ein weiteres Kalenderjahr. Und jedes Jahr neigen wir zum Jahreswechsel zu großen Gesten und zu großen Sprüchen. König Alkohol hat daran sicher seinen Anteil. Darum ist das Erwachen am Neujahrstag oder spätestens am 2. Januar ein katergeschwängertes - nicht nur auf der körperlichen Ebene. Tatsächlich aber sind die besten Wünsche jene, die einen Bezug zu unserer Wirklichkeit haben und an denen wir aktiv mitwirken können. Alle anderen zerschellen schon bald an unserer eigenen Lebenswahrheit. Außerdem ist es meist nicht das eine große Ding, das es zu ändern gilt, sondern viele Kleinigkeiten, denen wir uns stellen und die wir modifizieren müssen. Immer wieder hilfreich ist auch der Blick hinter die Kulissen des "großen Glücks" von dem wir alle so häufig träumen. Die wirklich Glücklichen bestätigen, dass der Anfang dort begraben liegt , wo wir mit den Bewertungen des Erlebten und dem Vergleichen aufhören und die Sache mal so nehmen wie sie ist. Das Leben ist nun mal eine Aneinanderreihung von komplizierten und komplexen Aufgaben, die uns an unsere Grenzen und darüber hinaus bringen, um Wachstum zu ermöglichen. Bevor ich nun weiter theoretisch klugscheiße, kümmere ich mich mal um meinen ganz eigenen Dreck. Und begebe mich in meine höchstpersönliche Gegenwart, die von der Vergangenheit bewirkt in eine völlig ungewisse Zukunft führt. Die einzige Gewissheit, die uns und damit auch mir bleibt, ist die Tatsache des eigenen Todes. "Keiner kommt hier lebend raus", postuliert meine Lebensbegleiterin, die ich in höchsten Nöten kontaktiere. Wo sie recht hat, hat sie recht. Und das sollte uns alle nicht bloß so richtig beruhigen, sondern auch den nötigen Schwung geben, nichts weiter anbrennen zu lassen und dem zu folgen, was das Leben von uns will. Mit diesem Vorsatz also gehe ich ins neue Jahr und halte es mit den Worten von Butler James in "Dinner for one": I'll do my very best ... Was waren das wieder für unheilige Wochen, die uns wie jedes Jahr der Heiligen Nacht näher brachten. Mit jedem Tag, den das Fest der Feste also näher rückte, stieg der Aufgeregtheits-Pegel in schwindelnde Höhen um am Tag danach einer Entlastungsdepression Platz zu machen.
Vor einigen Jahren schon hatten meine Frau und ich geplant, uns diesen Rummel nicht mehr anzutun und so bald wie möglich den Dezember in der Einschicht unseres finnischen Mökki zu verbringen. Nun, wir sind bis heute nicht so weit gekommen, aber dennoch haben wir ein Rezept gefunden, den Weihnachtswahnsinn ganz gelassen zu nehmen. Das mag auch damit zu tun zu haben, dass ja zwei unserer drei Jungs dem Kindergarten- bzw. Schulsystem heuer den Rücken gekehrt haben. Und es hat wohl auch damit zu tun, dass wir die Sache rituell und ganz entspannt gemeistert haben. Die Vorweihnachtszeit war daher nur vom allabendlichen Adventkalenderöffnen mit anschließendem Schokoladegenuss geprägt, und auch diesem Ritual frönten nur die beiden Jüngeren unserer Buben. Auch der Weihnachtstag verlief eher unaufgeregt wie ein ganz normaler Wochenendtag. Erst nach der Mittagspause wurde es spannender, dem Baumaufputzen folgte dann das Vorbereiten des großen Festessens, ein kleiner Spaziergang in der Dämmerung, um den einen oder anderen Weihnachtsbaum hinter den Fenstern aufzuspüren um schließlich gemeinsam zu essen und zu feiern. Das Geschenkeauspacken war wie immer ein Teil davon, nicht mehr und nicht weniger. Während andere in Erinnerungen an ihre Kindheit schwelgten oder das Fest wegen ihrer Familie verdammten, die einen sich nach Nähe sehnten und die anderen an zuviel davon zerbrachen, genossen wir das in den letzten Jahren erarbeitete Weihnachtsglück in vollen Zügen. Ja auch wir mussten Jahr für Jahr durch die Mühle unserer Vergangenheiten, um die passende Fassung für dieses Fest zu finden. Und das war ein ganz schönes Stück harte Arbeit, die sich aber - wie unser diesjähriges Erleben zeigt - gelohnt hat. Nun ist dieser Erfolg nicht allen, vielleicht sogar nicht vielen gegeben, obwohl er doch das größte Geschenk sein könnte, das es an Weihnachten zu kriegen gibt. Die meisten aber müssen nun in enttäuschten Erwartungen weiterwurschteln, sich erschöpfen lassen und die plötzliche Leere, die in der folgenden Feiertagsruhe auftritt, als Ausdruck einer tiefen Sinnlosigkeit erleben. In den meisten Fällen aber gelingt es doch, dieses zuerst unendlich erschienene Tief mit einem Blick auf's Jahresende zu überwinden. Womit zwar Zeit gewonnen ist, doch nicht das Leben. So könnte doch ein schöner Vorsatz für das neue Jahr genau derjenige sein, sich mal konstruktiv mit all dem auseinanderzusetzen, dass einem diese Hochschaubahn der Gefühle gerade in den letzten Tagen eines jeden Jahres "schenkt".
und nur ein Minimum an Nährstoffen aufnehmen konnten. Die Befreiungsversuche kamen zu spät. Beim anderen stellten wir fest, nachdem er in seinen letzten Lebenswochen überdimensional zu treiben begonnen hatte, um nur kurz darauf alle Nadeln zu verlieren, dass er mit gekappten Wurzeln in die Erde gesetzt worden war.
Daher beschlossen wir heuer, diesem unwürdigen Schauspiel ein Ende zu machen. Am Tag vor Weihnachten hatten wir noch keine wirklich glänzende Idee und so nahm ich mir Zeit nach Alternativen zu googeln. Ich stieß auf Holzchristbäume aller Arten, zum Kaufen oder zum Selbermachen. Inspiriert von den zahlreichen Ideen ging ich in den Keller, um Ausschau nach passendem Holz zu halten. Da fiel mir das vor kurzem in Ungnade gefallene und von mir vor wenigen Jahren als Schreibtischaufsatz für den Mittleren gebastelte Regal ins Auge - und schon hatte ich das nötige Material, um jenen ultimativen Baum herzustellen, der uns so lange seine Dienste erweisen wird, bis wir Weihnachten im eigenen Garten feiern. Die Bretter waren immerhin unlackierte Fichte natur. Ich nahm die Stichsäge zu Hilfe und brachte diese in die richtige Größe. Dann schraubte ich und stabilisierte die Latten an der einen und der anderen Stelle mit Winkeln, um die Standfestigkeit des Objektes zu erhöhen. Nach einer knappen Stunde war das Werk getan und konnte vom Rest der Familie ausgiebig bewundert werden. Damit war auch das traditionelle, familiäre Baumaufputzen am Nachmittag des Weihnachtstages gerettet. Diesmal musste ich nach Anleitung der jungen Menschen in unserer Familie noch da und dort einen Nagel in die Bretter schlagen, an denen der Weihnachtsschmuck seinen Halt finden konnte. Alle waren mit Begeisterung dabei und unser neuer Baum präsentierte sich rechtzeitig zum Fest in voller Pracht, so wie es sein sollte. Über die Geschichten mit den lebenden Bäumen werde ich im Laufe des nächsten Jahres noch ausgiebig recherchieren. Mag sein, es lohnt sich, den einen oder die andere davon zu überzeugen, Weihnachten mit einem nachhaltigeren Baum zu zelebrieren. Hier eine Auswahl meiner "Favourite Christmas Songs". Ich wünsche euch allen eine gute Weihnacht, macht das beste draus und denkt dran: Nicht immer hält die Weihnacht den Erwartungen stand, die an sie gerichtet sind. Und es gibt noch 364 andere Nächte im Jahr, die auch eine Menge können!
All I want for Christmas (aus: Actually Love) Billy Mack - Christmas is all around Charles Aznavour - Un enfant est né Charles Aznavour - Noel d'autrefois John Denver & The Muppets - The Twelve Days of Christmas Leonard Cohen - Hallelujah Charles Aznavour - Un enfant de toi pour noel Reinhard Fendrich - Weihnachten daham Ludwig Hirsch - Weihnachtstraurigkeit Georg Danzer - Wie woa Weihnachten Stefanie Werger - Amoi im Joah Johnny Mathis -When a child is born Queen -Thank God it's Christmas Sinéad O'Connor - Song of Jerusalem |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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