Das hätte ich mir nicht träumen lassen: Fast drei Monate lang kein einziger Eintrag in meinem Tagebuch. Es gäbe viel zu berichten aus diesen fünfundachtzig tagebucheintragslosen Tagen.
Wo anfangen? Lieber gleich lassen? Weihnachtsfrieden mit meiner Unzufriedenheit machen, das ist es wohl. Da draußen in der Welt, so vermitteln uns die Nachrichten, ist ja seit dem 24. Dezember auch absolut nichts mehr los. Alle scheinen in eine Weihnachtsstarre gefallen zu sein, in einen Dornröschenschlaf des Friedens. Wer's glaubt wird selig! So deutlich wie an Wochenenden und Feiertagen kann man nie im Jahr beobachten wie uns die Medien hinhalten: Heute morgen um 7 Uhr auf Radio Wien nur Berichte vom Wetter, dem morgigen ersten Einkaufstag nach Weihnachten, der als Umtauschtag genutzt wird, wobei Umtausch eine freiwillge Leistung des Handels ist, auf die man keinen Rechtsanspruch hat. Dann noch die Info, dass man kein Recht auf Bargeld hat sondern nur auf Gutscheine und diese, egal wie lange drauf steht, dreißig Jahre gültig sind. Um halb neun auf FM4 dann dennoch ein wenig Unfrieden: In Schweden gab es gestern einen Brandanschlag auf eine Moschee. Auf orf.at finde ich diese Meldung im Bereich Ausland unter "ferner liefen". Wie im Großen so auch im Kleinen: Was sich da so hinter verschlossenen Türen in den letzten Tagen in den Familien abgespielt hat, lässt sich erahnen. In der Überforderung zwischen Anspruch und Wirklichkeit wurde öfter an so manchem Ort öfter als angenommen aus dem Fest der Liebe eines der Hiebe und der Lüge. Aus diesem Grund komme ich immer mehr zur radikalen Ansicht, dass Weihnachten abgeschafft werden sollte oder , wenn schon, dann vom Jahresende entkoppelt werden sollte. Wenn sich der Sinn von Weihnachten nur über das Leben des Gegenpols erschließt, ist das zwar menschlich aber ein Grund es sein zu lassen. Das Leid der Betroffenen ist zu groß um es einfach unter den Deckmantel des Weihnachtsfriedens zu kehren. Freude habe ich, dass es uns heuer gelungen ist, alle Einflüsse von außen draußen zu lassen, wo sie hingehören. Das war eine Sternstunde, die sich noch oft wiederholen möge. Unsere Patchworkfamilie hat cool und gelassen einen wunderschönen Tag verbracht: zuerst Weihnachtssauna in der Sargfabrik, dann Gemüsesuppe mit Nudeln zu Mittag, eine lange Mittagspause, ein Spaziergang im Lainzer Tiergarten, das Schmücken des Weihnachtsbaumes, ein tolles mehrgängiges "finnisches" Abendessen, eine Feierstunde um den Weihnachtsbaum, die damit endete, dass der Kleinste sagte: "Jetzt will ich die Kekse essen!" Hatte doch glatt auf die Geschenke vergessen, die da schon auf der Loggia lagen. Freute sich aber doch, dass es welche gab und verschob das Kekse-Essen auf später. Das waren die friedlichsten Momente eines bewegten Jahres, das uns allen, meiner Frau, unseren Kindern und mir, auch viel abverlangt hat. Wir alle haben hart gearbeitet für diesen unseren Weihnachstfrieden. Möge er noch lange in die Zukunft wirken und uns die Herausforderungen des Alltags konstruktiv bewältigen helfen.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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