Ein Road-Movie der besonderen Art, das da gestern zur Primetime auf Servus-TV lief. One Week, in der ausgestrahlten deutschen Fassung mit dem entbehrlichen Untertitel "Die Abenteuer seines Lebens" versehen, ist ein gefühlvolle und packende Darstellung eines Weges zu dem Leben, das einem angemessen ist.
Dem Protagonisten Ben wird anfangs Krebs im Endstadium diagnostiziert, anstatt umgehend zur ärztlich verordneten Therapie zu gehen, kauft er ein Motorrad, lässt die ganze Welt hinter sich und macht sich auf den Weg Richtung Westen. Voller Begeisterung zuerst, nur ein wenig bedrückt von der Tatsache, dass er auch seine Verlobte knapp vor der Hochzeit zurücklassen muss, weil sie seine Entscheidung nicht versteht. Je näher er auf den unendlichen Straßen der Westküste Kanadas kommt, desto mehr beschleicht ihn die Angst, was geschehen werde, wenn er am Ziel ist. Zurück ins alte Leben oder ...? Die Frage/n, die One Week damit auch den Seherinnen stellt, ist/sind nicht mehr oder weniger als jene nach dem Sinn des Lebens., nach dem rechten Maß, nach dem Leben, dass zu einem passt: nicht zu groß, nicht zu klein. Ich kenne beides. Und beides hat mich nicht wirklich wachsen lassen, obwohl es doch irgendwie paradox ist, wenn auch das zu große nicht zum persönlichen Wachstum beiträgt. Weiterentwicklung ja. Weil du nachher, wenn es dir zu reflektieren gelingt, klüger bist - und Schritt für Schritt dein Maß kennen lernst. Ben hat im Film diese Woche in einem Buch festgehalten, seinem Erstling. Damit beginnt seine Karriere als Schriftsteller, der er immer schon sein wollte. Von Krebs keine Spur mehr - und für mich blieb die Frage: Hat er hier biographisch erzählt oder bloß seine Fiktion zu Papier gebracht, was er mit der letzten Woche seines Lebens anfangen würde. Egal. Denn wichtig ist, dass wir uns von Zeit zu Zeit genau diese Frage stellen, um nicht an dem vorbei zu leben, wozu wir die paar Jahrzehnte auf der Erde sind. Im rechten Maß natürlich.
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Der angekündigte Sturm kam früher und überraschte zwei meiner Söhne und mich schon bei unseren Einkäufen für's Wochenende als wir gerade die Wien auf der Brauhausbrücke überquerten. Die sollte eigentlich Bauhausbrücke heißen, denn ein Brauhaus gibt es hier schon lange nicht mehr. Aber ein Bauhaus ...
Die prognostizierten leichten Regenschauer starteten pünktlich als meine Frau und ich gerade den Mittagskaffee auf der Loggia nahmen. Als ich nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf beim Fenster hinaussschaute, sah ich was aus den Schauern geworden war: ein heftiger vom Sturm gepeitschter Starkregen, der alles aus der vormittags noch trüben Luft und von den Straßen spülte. Die Temperatur war in diesen knapp eineinhalb Stunden um 5 Grad Celsius gesunken, es war aber immer noch recht mild. Gerade als ich ein Bücherregal reparierte, während die Jungs spielten und meine Frau an ihrem Übersetzungsauftrag (Frommes Elend des finnischen Literatuirnobelpreisträgers Frans Eemil Sillanpää) arbeitete, zuckte der erste Blitz des Jahres, gefolgt von einem lauten Donnerschlag. Ich unterbrach meine Arbeit und sah dem ersten Gewitter des Jahres beim Toben zu. Es folgten noch weitere Blitze und Donnerschläge. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Der Regen ließ nach um einige Zeit später ganz aufzuhören; auch der Sturm legte sich nach und nach. Die Luft war klar und frisch, eine Wohltat, als ich ein paar Atemzüge davon auf der Loggia nahm. Jetzt hatten wir auch den avisierten Tageshöchstwert (der allerdings unter dem höchsten Wert des Tages lag) erreicht. Während meiner Atemzüge kamen die Erinnerungen an die Gewitter meines Lebens hoch. Sie boten mir immer eine Mischung aus Lust und Furcht - und obwohl ich mich meist unter Dach in Sicherheit bringen konnte, spüre ich immer noch dieses furchterregende Bauchgefühl, das mich jedesmal befiel. Gespeist wird es iffenbar von jenem Erlebnis auf einer Bergwanderung in der Steiermark. Meine Eltern, meine Schwester und ich mussten damals durch wilde Blitze und grollenden Donner über ein Hochplateau zur Schutzhütte, auf der wir anschließend übernachteten. Von den dort bereits verweileneden Wanderern wurden wilde Gewittergeschichten erzählt. Besonders beeindruckt hat mich die erzählung von einem Kugelblitz, der eine Almhütte mit einem schwarzen, versengten Streifen praktisch halbiert hatte. Irgendwie verlor ich damals das Gefühl, in geschlossenen Räumen bei Gewittern geschützt und in Sicherheit zu sein. Dennoch liebe ich Gewitter - und ersehen sie vor allem in diesen heißen Sommern, die in den letzten Jahren regelmäßig über uns hergefallen sind. Mein Sehnen findet selten Erfüllung und so nehme ich die Eindrücke dieses ersten Gewitters in diesem Jahr mit in die Zukunft. Als Bereinigung und Abkühlung, wenn es wieder einmal ordentlich heiß hergeht. |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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