Brichst du auf gen Ithaka, Gestern war so ein Tag.
Meine Sicherheit war ganz plötzlich und intensiv einer großen Unsicherheit gewichen. Aus ihr erwuchs Angst. Angst, dass ich mich mit meiner Intuition bezüglich des Referendums in Griechenland getäuscht hatte. War ich in meiner ersten Reaktion auf die Ankündigung der Volksabstimmung in Griechenland noch euphorisch und später zuversichtlich, beschlich mich durch die mediale Berichterstattung und den massiven Druck der EU-Staaten auf die griechische Bevölkerung die Sorge, dass ein knappes Ergebnis, womöglich auch ein knappes Ja ein gespaltenes Land hinterlassen könnte, das in Richtung Bürgerkrieg driftet. Ein Szenario, das den Griechen von den Ereignissen zwischen 1946 und 1949 noch in grausamer Erinnerung ist. Ich konnte es kaum erwarten, dass es 18 Uhr wurde. Knapp vor 17 Uhr bekam ich dann über die Sozialen Medien einen ersten entlastenden Hinweis. Der gewöhnlich sehr gut informierte "Economist" ging von einem klaren "Nein" (ca. 60 Prozent) der Griechinnen und Griechen zu den Sparmaßnahmen aus. Mir war kurz vorher ein 60:40 in den Sinn gekommen, aufgrund meiner gestrigen geistigen Verfassung allerdings in die andere Richtung. Dazu passen folgende Zeilen des Gedichtes von Kavafis hervorragend: "Den Lästrygonen und Zyklopen, dem wütenden Poseidon wirst du nicht begegnen, falls du sie nicht in deiner Seele mit dir trägst, falls deine Seele sie nicht vor dir aufbaut." Dieses lyrische Werk ist mir heute durch Zufall in die Hände gefallen. Ich war auf der Suche nach einem Titel für diesen Tagebucheintrag und vor mir tauchte immer wieder "My private Idaho", der Titel eines beeindruckenden Roadmovies aus 1991 mit Keanu Reeves und River Phoenix auf. "My private Greek" war eine erste Assoziation, sie klang aber nicht gut in meinen Ohren. Und dann bei der Internetrecherche nach Orten in Griechenland, die mit "I" beginnen - der Glückstreffer. Und mit ihm der Text eines Gedichtes, das mir schon mehrfach untergekommen war in meinem Leben. In diesem Zusammenhang habe ich auch über meine persönliche Betroffenheit bezogen auf die Situation in Griechenland nachgedacht. Diese Nachdenklichkeit wurde auch durch einen Blogbeitrag vom heutigen 6. Juli von Angelika Aliti befeuert. Ja, die Situation im Süden unseres Kontinents hat viel mit mir und meinem Leben zu tun. Und es tut wohl, zu sehen, dass es andere Mittel gibt als zu kuschen und sich schuldig und schlecht zu fühlen. Und es ist aufbauend zu erkennen, dass ich mein Schicksal in die Hand nehmen kann. Nicht indem ich mir wünsche, es wäre alles anders gelaufen in meinem Leben, was schief gegangen ist. Und auch nicht in der Verleugnung dieser Tatsachen und auch meiner Fehler dabei. Sondern im Vertrauen darauf, dass ich der inneren Geister Herr werden und meine Vergangenheit integrieren kann für einen Kurs in eine gute, lebenswerte Gegenwart. Und - was ich seit gestern nochmals ganz besonders weiß: Dass ich trotz aller Einflüsterungen und Manipulationen von außen und aus meinem Inneren meiner Intuition vertrauen kann. Das Referendum war eine gute Entscheidung und es ging 60:40 aus. Auch Entscheidungen in meinem Leben werden von meiner Intuition getragen und bringen mich weiter auf meiner Reise gen Ithaka, dem Traum für den es sich zu leben lohnt.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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