Eines Morgens im August stand sie plötzlich mitten im Wohnzimmer. Unsere erste Begegnung war von gegenseitigem Erschrecken gekennzeichnet. Sie duckte sich, ich hätte am liebsten einen Satz zurück gemacht, blieb äußerlich aber cool, nur mein Puls schnellte auf über 100 hinauf. Der Preis für sommernachts geöffnete Terrassentüren. Ich wunderte mich zudem augenblicklich, wie sie in unseren Vierkanter gekommen war.
Dann maunzte sie. Und ich ging über die Terrasse zum Kühlschrank in unsere Speisekammer, holte ihr eine Scheibe Bio-Braunschweiger und bot sie ihr zum Verspeisen an. Sie war skeptisch. Schnupperte links, schnupperte rechts, schnupperte oben, schnupperte unten. Solange ich die Wurst festhielt. Als ich sie fallen ließ, hatte sie sie aber umgehend im Maul und kaute dran herum, ließ sie wieder los, nahm sie neuerlich ins Maul und verdrückte sich mit dem guten Stück an einen ruhigen Ort im Garten. Wenig später stand sie wieder vor mir und maunzte. Ich entschied mich, ihr ein zweites Stück der geliebten Wurst zu schenken. Sie schnappte auch diesmal nicht gleich zu, sondern wiederholte ihr Schnupperritual und wartete, dass ich die Braunschweigerscheibe fallen ließ. Dann verzog sie sich abermals an den vorhin gewählten ruhigen Ort, um das Stück neuerlich auf Katzenart zu verspeisen. Wenig später, ich war schon wieder ins Haus zurückgekehrt, krachte es plötzlich im Garten; ein Krachen, das ich in den letzten Tagen schon öfter wahrgenommen hatte, nicht aber zuordnen hatte können. Ich schaute aus dem Fenster. Da sah ich, wie die Katze einen weiteren Anlauf nahm, um den Zaun aus Holzpaneelen zu überspringen. Sie scheiterte mit ebendiesem Krachen ein zweites Mal. Im dritten Anlauf klappte es und sie saß nach diesem Sprung noch kurze Zeit balancierend am oberen Rand der Abgrenzung zum Marillengarten, ehe sie mit einem weiteren Satz und nach einem dumpfen Aufprallen auf der anderen Seite das Zaunes das Weite suchte. In unserer Familienberatung entschieden wir, mal abzuwarten, ob die Katze uns wieder besuchen würde. In den nächsten Wochen kam sie immer öfter und schließlich regelmäßig morgens und abends. Inzwischen hatten wir zwei Futterschüsseln, eine Katzenbürste, Katzenmilch sowie Fleisch und Fisch gekauft, was sie fortan – frisch gekocht – gemischt mit Reis oder Flocken und Gemüse zwei Mal täglich kredenzt bekam. In dieser Zeit wurde sie auf Mizzi getauft. Kein Wunder, dass sie von nun an öfter einkehrte, auch untertags, den Dachboden, den Abstellraum, den Kellerabgang und den Garten nach unseren Mäusen durchsuchte, sich unter dem warmen Dach auch an mehreren Vormittagen nach durchwanderten Nächten ausschlief, und seit dem Herbsteinbruch am vergangenen Wochenende auch die meisten Nächte bei uns im Haus verbringt. Die Kartonkiste mit einer alten Decke meidet sie beharrlich und liegt lieber am Bett oder in einem weich gepolsterten Korbstuhl. Pünktlich zum Sonnenaufgang begehrt sie dann Auslass, um zwei Stunden später zum Frühstück zurückzukehren. Mittlerweile kracht es bei Ihrem Kommen und Ihrem Abgang jeweils nur einmal, da sie den Sprung aufs Zaunende mittlerweile locker beim ersten Mal schafft. So geben wir also Mizzi, der Mizzi-Katz oder – wie ich sie gerne nenne – Maria Mizzi-Kaze Quartier und haben sie als Zugewanderte aufgenommen, so lange sie halt will und mag. Sie erfreut uns fast täglich mit ihre Katzenweisheiten, die sie meinem Sohn Kimi und mir anvertraut und die wir mit ihrer Zustimmung auf einem eigens für sie eingerichteten Blog und Facebook-Profil veröffentlichen.
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Neun Monate nach dem Antritt der aktuellen österreichischen Bundesregierung wird nun mit unheimlicher Konsequenz und für jede/n all das, was mit dem Wahlsieg der Regierungsparteien gezeugt wurde, Schritt für Schritt in die Welt gesetzt.
Worum geht es dabei eigentlich? Sicherheit, ein Diktat der Wirtschaft und Nationalismus stehen aus meiner Sicht an vorderster Front im Kampf um die Stimmen des und die Stimmung im Volk. Dabei wird Populismus großgeschrieben, Feinde im Inneren und von außen gesucht und das „Der-überaus-starke-Willibald-Syndrom“ (nach einem Buch von Willi Fährmann: Der überaus starke Willibald, in dem eine Mäuserich die ganze Macht an sich reißt, in dem er die Albino-Maus für alles Unglück verantwortlich macht und ständig die Bedrohung durch die Katz‘ in den Mittelpunkt rückt, vor allem, wenn er auf eine Frage keine Antwort weiß) postuliert. Oder anders formuliert: Lasst’s den Papa doch bitte einfach tun, wenn er’s für euch schon richten soll. Wer jegliche Verantwortung delegiert, darf sich nicht wundern, was alles möglich ist. Die Zuckerldemokratie (entlehnt von Falter-Chefredakteur Florian Klenks Formulierung eines Zuckerjournalismus) hat natürlich ihren Preis, weil so viel Süßes langfristig einfach nicht gesund ist. Das Rauchverbot in der Gastronomie wurde aufgehoben, die Regierung setzt sich seit kurzem für eine Rückkehr der Fußballbundesliga vom Bezahlfernsehen in das Free-TV ein. Gleichzeitig beschneidet sie die freie Berichterstattung- was zu erwarten war – und verarscht die Bevölkerung – was zu befürchten war-, in dem der für die Aussendung verantwortliche Pressesprecher im Hinblick auf das E-Mail des Innenministeriums an die Polizeipressestellen aller Bundesländer sagt, „dass die Formulierung der kritisierten Passagen ein Fehler war, weil dadurch ein Feld für Interpretationen aufgemacht wurde“. Seine Absicht sei eigentlich eine „transparente Kommunikationspolitik“ gewesen. Geht’s noch? Auch der Innenminister wäre weder Absender noch Empfänger des Schreibens gewesen, hieß es in einer Aussendung des Innenministeriums, also demnach dafür auch nicht verantwortlich. Und Empfänger? Schreibt da ein Mitarbeiter seinem Chef etwas vor? Hat der Minister seinen Laden noch im Griff? Ich denke schon, aber einer muss halt der Dumme sein. Und da muss es halt auch solche geben, an denen man sich im Fall abputzen kann. Ansonsten werden wir ja auch mit Nicht-Themen am Laufen gehalten, um die eigentlichen Vorgänge nicht wahrzunehmen. Auch diese Regierung scheißt sich kein Jota um Transparenz und Ermächtigung des Volkes. Der Boulevard hat Morgenluft gewittert und schließt sich den Themen freudig an. Der kritische Journalist wird zum Verschwörungstheoretiker und kritische BürgerInnen zu SchwarzmalerInnen. Offen bleibt die richtige Strategie für eine andere Art der Politik. Da müsste jede/r selbst Hand anlegen, die nötige Verantwortung im Kleinen und im Großen übernehmen und handeln. Mit Demos und Petitionen allein ist es nicht getan, es sind die vielen kleinen Dinge, die im direkten Umfeld getan werden können (das Gespräch über das kritikwürdige Vorgehen mit den Kindern in der Familie, mit den KollegInnen am Arbeitsplatz, die Ermöglichung, sich seine eigene Meinung zu bilden und auch konstruktiv zu äußern in allen Bildungseinrichtungen des Landes, etc.) Und eines prognostiziere ich jetzt schon – man verzeihe mir die Polemik: Wenn’s einmal nicht mehr so gut läuft mit der Volksverarschung dann bleibt als letztes Mittel noch: Freibier für alle! 24 Stunden pro Tag und 7 Tage die Woche. Aber hoffentlich sind wir dann schon immun gegen Zuckerln dieser Art und geben bei den nächsten Wahlen die richtige Antwort. P.S. Im Übrigen bin ich der Meinung, Herbert Kickl hätte bei seiner Vorgeschichte von Bundespräsident Alexander Van der Bellen niemals als Innenminister angelobt werden dürfen. (Höre dazu auch das aktuelle Falterradio!) |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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