Gestern nach dem Absturz eines Germanwings-Airbusses in den französischen Alpen hat sich bei meinen FB-FreundInnen eine ausgewachsene Betroffenheit breit gemacht. Da ging es plötzlich nicht um einen Flieger am anderen Ende der Welt, sondern um ein Flugzeug mit EuropäerInnen, sogar noch Deutschen, noch dazu eine Schülergruppe und sogar zwei Babys - und die stürzen auf einem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in Frankreich ab und sind alle tot. Über den Grund für das Unglück gibt es noch keine genauen Angaben aber jede Menge Spekulationen. Und: es gibt viele Kommentare, die viele, viele Gründe finden, warum Fliegen unter diesen Bedingungen höchst riskant ist. Sehr oft wird auch das Argument des Billig-Fluges, dem es an Sicherheit mangelt, gebraucht. Da mag was dran sein, denn "billiger, billiger, billiger" hat in allen Bereichen Nachteile, auch wenn "teuer, daher gut" auch nicht immer überzeugend ist. Auch hier verdienen immer Wenige auf Kosten Vieler - wie auch bei all den Billigangeboten.
Das kollektive Weinen und Klagen bei so furchtbaren Ereignissen wie diesem hat eine reinigende Funktion. Wir können alle unsere Trauer - egal woher sie kommt und warum sie uns quält - in diesen Vorfall projizieren und mal so richtig und erlaubt schluchzen und jammern. Auch mich lassen diese Geschehnisse niemals kalt, auch mich packt das Bedürfnis darüber zu reden, die Gänsehaut zu spüren, mich in die Opfer einzufühlen und in deren Angehörige, und noch viel mehr. Wenn das Sterben quasi vor der eigenen Haustür passiert, dann können wir es uns in unserer Komfortzone nicht mehr so bequem machen; da ist das Argument, dass uns das nicht passieren kann, keinen blanken Heller mehr wert. Da muss sich jeder von uns damit konfrontieren, dass wir vom ersten Tag unseres Lebens auf unseren eigenen Tod zugehen und nicht wissen, wann das sein wird. Der Tod, der mehr denn je ein gesellschaftliches Tabu ist, der so gerne an die Ränder unserer Gesellschaft geschoben wird und der nicht hip und auch nicht hop ist. Wir sterbenden Wesen haben eine Heidenangst vor dem Tod. Und das ist auch ganz okay, weil es ja auch wirklich Angst macht. Dennoch glaube ich, dass die Integration des Unausweichlichen in das Leben, als dessen End- und möglicheweise auch Höhepunkt, eine beruhigendere Wirkung entfalten kann als das Davor-Weglaufen. Ich kenne Phasen in meinem Leben, wo das auch gelungen ist. Es sind immer Zeiten gewesen, in denen ich mit mir im Reinen war, in dem alles rund und g'sund war. Im Gegensatz dazu habe ich immer dann, wenn vieles unerledigt ist, wenn eine Menge offen ist, wenn eine Herausforderung der anderen folgt und sich das Gefühl des Ständig-Überfordert-Seins einstellt eine richtig große Furcht vor dem eigenen Ende. Furcht und Angst ... wobei Furcht für mich auch die Bedeutung von Respekt, Hochachtung und ähnlichem hat. Aus Furcht mag es uns auch gelingen, dem Leben eine Gegenwart zu geben und nicht bloß eine Vergangenheit und eine Zukunft - also dem "Das war!" und dem "Das wird sein!" auch ein "Das ist" hinzuzufügen. Der Augenblick ist ja bekanntlich das, wofür es sich zu leben lohnt. Ich arbeite dran!
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Ein Monat ist es her, dass ich zuletzt einen Eintrag in mein Tagebuch geschrieben habe. Es liegen vier Wochen hinter mir, die mich über die Maßen herausgefordert, ja überfordert haben. Meine Vergangenheit ist über mich hereingebrochen wie ein Tsunami und hat meinen gewohnten Alltag verwüstet. Nichts spürt sich mehr so an wie es war. Nichts kommt mir mehr so vor wie es war.
Nun sind die Aufräumarbeiten angesagt - und ich werde mir HelferInnen an meine Seite holen, die mich dabei unterstützen. Alleine schaffe ich das nicht. Was mich in dieser existentiellen Krise trägt ist die Hoffnung. Sie scheint zwar nur von Zeit zu Zeit durch die dichten Wolkenbänke an meinem Lebenshimmel, der momentan mehr einer Hölle gleicht. Doch immerhin. Ein Hoffnungsschimmer hier, eine Lebensvision dort, Und die täglich wachsende Gewissheit: So möchte ich nicht weiterleben. Und eine Grundhaltung, die ich mir als urmisstrauischer Mensch in all den Krisen meines Lebens erarbeitet habe: Wenn ich so nicht weiterleben möchte, dann möchte ich anders weiterleben und nicht nicht weiterleben. Daher gilt es dieses "Anders" genauer unter die Lupe zu nehmen und die Spuren aufzudecken, die von der Hoffnung und den Visionen gelegt wurden. Im Moment stehe ich im vom Lebens-Tsaunami in den letzten Wochen angerichteten Chaos. Ich weiß noch nicht, wo ich anfangen soll, mein Leben zu ordnen und neu aufzustellen. Aber ich merke, dass das Schreiben - und sei es nur so wie jetzt für 15 Minuten - ein guter Start in einen Tag ist, an dem ich einen Schritt vorwärtskommen will auf meinem Weg in ein anderes Leben. |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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