Was waren das wieder für unheilige Wochen, die uns wie jedes Jahr der Heiligen Nacht näher brachten. Mit jedem Tag, den das Fest der Feste also näher rückte, stieg der Aufgeregtheits-Pegel in schwindelnde Höhen um am Tag danach einer Entlastungsdepression Platz zu machen.
Vor einigen Jahren schon hatten meine Frau und ich geplant, uns diesen Rummel nicht mehr anzutun und so bald wie möglich den Dezember in der Einschicht unseres finnischen Mökki zu verbringen. Nun, wir sind bis heute nicht so weit gekommen, aber dennoch haben wir ein Rezept gefunden, den Weihnachtswahnsinn ganz gelassen zu nehmen. Das mag auch damit zu tun zu haben, dass ja zwei unserer drei Jungs dem Kindergarten- bzw. Schulsystem heuer den Rücken gekehrt haben. Und es hat wohl auch damit zu tun, dass wir die Sache rituell und ganz entspannt gemeistert haben. Die Vorweihnachtszeit war daher nur vom allabendlichen Adventkalenderöffnen mit anschließendem Schokoladegenuss geprägt, und auch diesem Ritual frönten nur die beiden Jüngeren unserer Buben. Auch der Weihnachtstag verlief eher unaufgeregt wie ein ganz normaler Wochenendtag. Erst nach der Mittagspause wurde es spannender, dem Baumaufputzen folgte dann das Vorbereiten des großen Festessens, ein kleiner Spaziergang in der Dämmerung, um den einen oder anderen Weihnachtsbaum hinter den Fenstern aufzuspüren um schließlich gemeinsam zu essen und zu feiern. Das Geschenkeauspacken war wie immer ein Teil davon, nicht mehr und nicht weniger. Während andere in Erinnerungen an ihre Kindheit schwelgten oder das Fest wegen ihrer Familie verdammten, die einen sich nach Nähe sehnten und die anderen an zuviel davon zerbrachen, genossen wir das in den letzten Jahren erarbeitete Weihnachtsglück in vollen Zügen. Ja auch wir mussten Jahr für Jahr durch die Mühle unserer Vergangenheiten, um die passende Fassung für dieses Fest zu finden. Und das war ein ganz schönes Stück harte Arbeit, die sich aber - wie unser diesjähriges Erleben zeigt - gelohnt hat. Nun ist dieser Erfolg nicht allen, vielleicht sogar nicht vielen gegeben, obwohl er doch das größte Geschenk sein könnte, das es an Weihnachten zu kriegen gibt. Die meisten aber müssen nun in enttäuschten Erwartungen weiterwurschteln, sich erschöpfen lassen und die plötzliche Leere, die in der folgenden Feiertagsruhe auftritt, als Ausdruck einer tiefen Sinnlosigkeit erleben. In den meisten Fällen aber gelingt es doch, dieses zuerst unendlich erschienene Tief mit einem Blick auf's Jahresende zu überwinden. Womit zwar Zeit gewonnen ist, doch nicht das Leben. So könnte doch ein schöner Vorsatz für das neue Jahr genau derjenige sein, sich mal konstruktiv mit all dem auseinanderzusetzen, dass einem diese Hochschaubahn der Gefühle gerade in den letzten Tagen eines jeden Jahres "schenkt".
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und nur ein Minimum an Nährstoffen aufnehmen konnten. Die Befreiungsversuche kamen zu spät. Beim anderen stellten wir fest, nachdem er in seinen letzten Lebenswochen überdimensional zu treiben begonnen hatte, um nur kurz darauf alle Nadeln zu verlieren, dass er mit gekappten Wurzeln in die Erde gesetzt worden war.
Daher beschlossen wir heuer, diesem unwürdigen Schauspiel ein Ende zu machen. Am Tag vor Weihnachten hatten wir noch keine wirklich glänzende Idee und so nahm ich mir Zeit nach Alternativen zu googeln. Ich stieß auf Holzchristbäume aller Arten, zum Kaufen oder zum Selbermachen. Inspiriert von den zahlreichen Ideen ging ich in den Keller, um Ausschau nach passendem Holz zu halten. Da fiel mir das vor kurzem in Ungnade gefallene und von mir vor wenigen Jahren als Schreibtischaufsatz für den Mittleren gebastelte Regal ins Auge - und schon hatte ich das nötige Material, um jenen ultimativen Baum herzustellen, der uns so lange seine Dienste erweisen wird, bis wir Weihnachten im eigenen Garten feiern. Die Bretter waren immerhin unlackierte Fichte natur. Ich nahm die Stichsäge zu Hilfe und brachte diese in die richtige Größe. Dann schraubte ich und stabilisierte die Latten an der einen und der anderen Stelle mit Winkeln, um die Standfestigkeit des Objektes zu erhöhen. Nach einer knappen Stunde war das Werk getan und konnte vom Rest der Familie ausgiebig bewundert werden. Damit war auch das traditionelle, familiäre Baumaufputzen am Nachmittag des Weihnachtstages gerettet. Diesmal musste ich nach Anleitung der jungen Menschen in unserer Familie noch da und dort einen Nagel in die Bretter schlagen, an denen der Weihnachtsschmuck seinen Halt finden konnte. Alle waren mit Begeisterung dabei und unser neuer Baum präsentierte sich rechtzeitig zum Fest in voller Pracht, so wie es sein sollte. Über die Geschichten mit den lebenden Bäumen werde ich im Laufe des nächsten Jahres noch ausgiebig recherchieren. Mag sein, es lohnt sich, den einen oder die andere davon zu überzeugen, Weihnachten mit einem nachhaltigeren Baum zu zelebrieren. Hier eine Auswahl meiner "Favourite Christmas Songs". Ich wünsche euch allen eine gute Weihnacht, macht das beste draus und denkt dran: Nicht immer hält die Weihnacht den Erwartungen stand, die an sie gerichtet sind. Und es gibt noch 364 andere Nächte im Jahr, die auch eine Menge können!
All I want for Christmas (aus: Actually Love) Billy Mack - Christmas is all around Charles Aznavour - Un enfant est né Charles Aznavour - Noel d'autrefois John Denver & The Muppets - The Twelve Days of Christmas Leonard Cohen - Hallelujah Charles Aznavour - Un enfant de toi pour noel Reinhard Fendrich - Weihnachten daham Ludwig Hirsch - Weihnachtstraurigkeit Georg Danzer - Wie woa Weihnachten Stefanie Werger - Amoi im Joah Johnny Mathis -When a child is born Queen -Thank God it's Christmas Sinéad O'Connor - Song of Jerusalem
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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