Denn eine Öffentlichkeit, die Dieter nie wirklich ernst nehmen wollte, musste letztlich von "Didi" die Rechnung präsentiert bekommen. Was für eine Aufregung als Dieter Hallervorden bei der Verleihung der Romys in seiner Dankesrede mit der Aussage auffiel, dass er diese österreischische Lola, die Romy, heim ins Reich führe. Andre Heller protestierte, Moderator Michael Ostrowski persiflierte, in dem er davon sprach “reich ins Heim” gehört zu haben.
Jedenfalls fühlten sich die falschen betroffen, nämlich jene, die es eh schon wissen und die als Opfer gelten. Die, die Dieter Hallervorden laut eigenen Aussagen aber wirklich treffen wollte, nämlich die “Kellernazis” in unserem vielgeliebten Österreich, haben das wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen. Und deren Opferthese (“Österreich ist das erste Opfer Hitlers”) wurde dadurch nie und nimmer erschüttert. Also stellt sich die Frage, warum da einer sich das antut, und einen solchen Sager cora publico in die Mikrofone und Kameras sagt. Hier möchte ich mich dem klugen STANDARD-Kommentar (siehe Zitat oben) anschließen und darauf hinweisen, dass der Urheber bereits vor Tagen angekündigt hat, durch seine Rede besonders auffallen zu wollen. Nun hat er Zeit seiner Schauspieler-Karriere immer den Dodel gegeben (oder wie er meint: geben müssen), was ihm auch Ruhm, Ansehen und ein gutes Einkommen gebracht hat. Wir alle wissen wie das ist, wenn man auf eine Rolle festgelegt wird und dann mal aus der Rolle zu fallen versucht: die Hausfrau weiß das, der Karriere-Mann, die PolitikerInnen und die LehrerInnen, ja wir alle. Dieter hat’s auch im ernsten Fach versucht und jetzt, spät aber doch, Erfolg gehabt. Vielleicht auch, weil das was er zu spielen hatte, nicht weit weg ist, von jenen Darstellungen, die er sonst zu bieten hatte. Nur mit dem ernsten Hintegrund einer schweren Erkrankung. Da schauen wir plötzlich anders hin. Wir hätten Didi damals auch nicht als Witzfigur verstehen müssen, sondern als traurige Gestalt, die eigentlich zum Weinen ist. Richtige Clowns berichten ja von diesem Tiefgang ihrer Rolle, der andere zum Lachen bringt, sie selbst aber oft verzweifelt zurücklässt. Nun hat sich Didi also während seiner Rede zum Rächer für den Dieter aufgespielt und damit Porzellan zerschlagen. Es hat ihm eine zusätzliche Öffentlichkeit gebracht, für ein paar Stunden. Aber es hat die falschen aufgeschreckt - und somit ging’s über die reine Selbstdarstellung aus meiner Sicht wenig hinaus. Trotz seiner Argumente.
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Religionslehrer bin geworden, weil ich meiner Ahnung nachspüren wollte, dass das Gottesbild, das mir meine Eltern vermittelt haben, nicht stimmt. Ich hatte recht. Nun bin ich schon lange kein Religionslehrer mehr, auch kein Mitglied irgendeiner Kirche. Was mir aber geblieben ist, ist dieser mir in meiner Ausbildung vermittelte Blick auf die Bibel-Gechichten. Es ist ein tiefenpsychologischer und symboldidaktischer. Was für ein Reichtum an Lebensweisheit, der sich da eröffnet, wenn ich diese "Brillen" aufsetze.
Ostern, das Fest der Himmelsrichtung, in der jeden Tag die Sonne aufgeht, steht jedenfalls auch in unmittelbarer Nähe zum Frühlingsbeginn und der Tatsache, dass nach der Tag-und-Nacht-Gleiche der Tag den Sieg hervorgebracht hat. Nichts einfacher als den Jesus-Mythos vom Sieg über den Tod genau da zu platzieren. Für mich ist im Lauf der Jahre klar geworden, dass die Bibel nicht davon erzählt, dass wir alle Jesus-Kopien werden sollen, die irgendwann am Kreuz enden. Vielmehr liegt in den Gedanken, die von Jesus überliefert bzw. ihm zugeschrieben werden, jene tiefe Einsicht, dass mit jedem von uns ein einzigartiges Wesen in diese Welt gesetzt wurde. Wir sollten erkennen, dass es nicht darum geht als Original geboren zu werden und als billige Kopie zu enden. Nein, es geht vielmehr darum die eigenen Fähigkeiten und Anlagen, die Talente und Begabungen einzigartig umzusetzen. Und dabei brauchen wir keinen Anführer, der uns sagt wie das geht. Es liegt einzig in und an uns. Was zu Weihnachten begonnen hat, nämlich die Geburt eines einzigartigen Wesens (jede/r von uns), wird mit Ostern weitergeführt (wir erkennen, dass wir in uns alles haben, was wir brauchen, um es in die Welt zu bringen) wird dann 50 Tage später ("Pentecoste") zu Pfingsten der ganzen Welt deutlich. Alle sehen, wie einzigartig sie sind, alle stehen zu ihren Talenten und lassen sie sehen! Feuer und Flamme für das, was einen ausmacht, können wir alle einander verstehen, weil wir diese Weisheit erkannt haben, das wir trotz aller Unterschiede diese eine wundervolle Gemeinsamkeit haben: werden zu sollen, was wir sind! Wenn wir das umsetzen, leben wir auch nach unserem Tod weiter, weil wir mit unserem Sein die Welt verändert haben. Gestern abend wieder mal Home-Kino mit meiner Frau. Von Zeit zu Zeit durchforste ich Youtube auf Filme, die auf einem deutschsprachigen Sender gelaufen sind, die man aber aufgrund der Ländersperre des unsäglich freien Internets nicht online sehen konnte (nur via SAT oder Kabel). Und gestern hatte ich wieder einmal Glück: Die vor kurzem auf ARD gesendete Verfilmung des Romanes "Die Wand" von Marlen Haushofer. Ich hab das 1963 verfasste Buch vor rund 15 Jahren gelesen, ausgeliehen aus der Hauptbücherei, damals noch in der Skodagasse.
Es hat mich damals fasziniert und befremdet zugleich. Als mich meine Frau gestern um eine kurze Einführung bat, wusste ich noch so viel: Eine Frau fährt mit Verwandten in eine Jagdhütte, als sie am nächsten Tag aufwacht ist sie allein und auf der Suche nach ihrem Anhang stößt sie auf eine durchsichtige Wand, die sie nicht durchdringen kann. Ein Hund ist an ihrer Seite, aber auch der verschwindet irgendwann. Wie's ausgeht, wußte ich nicht mehr. Soweit die Ausgangsposition. Schon während des Filmes von Julian Roman Pölsler, der von vielen Naturaufnahmen, von der Stille und dem gelesenen Wort sowie von der Darstellung des Gegensatzes zwischen Natur und Zivilisation getragen ist, entfaltete sich ein buntes, teils chaotisches Gefühlspanorama. In zwei, drei kurzen Pausen zwischendurch, die wir uns an Filmabenden immer gönnen, recherchierte ich im Internet zum Roman und zum Film und zur Autorin. Spannend fand ich, dass es Pölslers Lebensbuch ist, das er seit 1980 verfilmen wollte. Die Rechte hat er erst 2005 von Klaus Maria Brandauer erhalten und dann fast 7 Jahre am Drehbuch eines als unverfilmbar geltenden literarischen Werkes gearbeitet. Die Rezeption des Buches ist sehr vielfältig - und ich möchte ihr hier - nach dem Sehen des Films - noch meine Gedanken hinzufügen (das Buch habe ich mir gerade in der Uni-Bibliothek bestellt - zum Nochmal- und Neu-Lesen):
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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