Der Nationalfeiertag hatte für mich selten etwas Feierliches, er war vielmehr wesentlich verknüpft mit dem Militärischen. Als Sohn eines Berufssoldaten wurde ich mit dem Wahnsinn des Bundesheeres, der dort auch in Friedenszeiten herrscht, hautnah konfrontiert. Vor 33 Jahren erlebte ich einen dieser in meinem Leben immer wiederkehrenden höchst ambivalenten Tage. Am 26.Oktober des Jahres 1984, ich hatte im Mai maturiert, leistete ich gerade meinen Militärdienst ab. Um stattdessen den mir eher entsprechenden Zivildienst zu absolvieren, hätte ich mich damals einer Gewissensprüfung vor der Zivildienstkommission stellen müssen. Einerseits überstieg das meine damaligen persönlichen Fähigkeiten, andererseits wollte ich meinen Vater nicht enttäuschen. So begab ich mich in eine achtmonatige Zwangszeit, die mich an den Rand des Nervenzusammenbruchs führte. Davon ahnte ich zwar auch schon am damaligen Nationalfeiertag so einiges, ich hoffte aber, meine in meiner Herkunftsfamilie erworbenen Fähigkeiten des Durchtauchens und Durchhaltens auch hier erfolgreich einsetzen zu können. Also, damals im Jahre 84 stand – ich glaube, es was am Vormittag - meine Angelobung am Programm, irgendwo in Wien-Atzgersdorf auf einem Sportplatz. Ich gelobte im Beisein meiner Eltern und Großeltern. Ob ich meinen Vorsatz, die Formel nicht mitzusprechen bzw. mitzuschreien, damals umsetzte, kann ich heute nicht mehr beschwören. Ich neigte dazu, das Unerträgliche, das Traumatische tief in meinem Inneren zu verstecken, in der Hoffnung, niemand möge es entdecken. Und ich träumte oft vom Möglichen, das mir unmöglich schien. Am Nachmittag jedenfalls kam dann doch so etwas wie Feierstimmung auf, jedoch nicht wegen des Feiertages. Ich hatte mit einem Hörspiel bei einem Literatur-Wettbewerb von Radio Wien den ersten Preis gewonnen und durfte auf der Bühne des Großen Sendesaals im Wiener Funkhaus daraus vorlesen. Gewonnen habe ich damals ein Radio, das am Fahrrad montierbar war und … ich weiß nicht mehr, was noch. Es war jedenfalls ein aufregender Moment, der mich stolz machte. Im Hörspiel ging es um einen jungen Mann, der aus verschmähter Liebe Selbstmord begeht und die Möglichkeit hat, sein Leben aus der Metaperspektive, also von oben, nochmals zu kommentieren. Die Details sind mir nicht mehr so erinnerlich, außer dass ich in dieses Stück alle meine Emotionen und Erfahrungen als junger Mann legte. Irgendwann im Laufe meiner Umzüge ist das Skript verloren gegangen, das Hörspiel wurde nie in voller Länge ausgestrahlt – und meine Suche in den ORF-Archiven war bislang erfolglos, was sie wohl auch bleiben wird. Das war einer dieser frühen Erfolge meiner literarischen Tätigkeit, die ich immer weiter in den Lebenshintergrund drängte, um zu überleben. Heuer, 33 Jahre später, ist die Ambivalenz neuerlich gegeben. Während ich einerseits dem Überleben-Wollen ausgeliefert bin, ist mein erstes Kinderbuch, das vor einigen Jahren entstanden ist, von einem kleinen Schweizer Verlag gedruckt und veröffentlicht worden. Ich durfte das erste druckfrische Exemplar meines Werkes am vergangenen Mittwoch aus den Händen der Illustratorin Irmi Studer-Algader entgegennehmen. Dazu machte ich mich mit meinem Sohn auf die Reise von Wien nach Graz und wieder retour. Diese habe ich auf Twitter und Facebook dokumentiert, ebenso gebe ich in der hier folgenden Fotostrecke einen Einblick in diese Road-Story, die gut zu Olli und seiner Fahrt zum Weihnachtsmann passt. Diese Ereignisse versöhnen mich ein wenig mit dem ungeliebten Nationalfeiertag, den ich damit zu meinem persönlichen Literatur-Feiertag mache. Mal sehen, was in den nächsten Jahren noch alles daraus wird. "Olli's" Reise zum Verfasser - die ganze Geschichte Am Montag, 23.10., knapp vor halb sechs am Abend, schreibt mir Irmi Studer-Algader, die Illustratorin meines Kinderbuches "Olli und der Weihnachstmann", dass sie am Mittwoch, 25.10. nach Graz kommt, um einige private Termine zu absolvieren, und das erste druckfrische Exemplar von "Olli" in der Tasche hat. Sie werde es mir dann von dort per Post nach Wien schicken. Zuvor war es schon aus der Schweiz vom Verlag edition mutuelle aus Winterthur zu ihr nach Monfalcone gereist. Ich rufe sie umgehend an und schlage ihr vor, dass wir uns am Mittwoch in Graz treffen. Wir vereinbaren im Lauf des nächsten Tages ein Zusammenkommen um halb drei am Grazer Hauptbahnhof. Am Mittwoch starte ich um 10 Uhr mit meinem Sohn die große Reise, um Olli und den Weihnachtsmann in Graz abzuholen. Wir fahren mit der S-Bahn zum Wiener Hauptbahnhof, dort bummeln wir ein wenig durch die Etagen und den einen oder anderen Shop, bevor wir uns an der Würstelboutique mit zwei Hotdogs laben. Und um 11.58 Uhr geht es mit dem Railjet los in Richtung Graz. Knapp nach halb acht Uhr abends treffen mein Sohn & ich mit Olli und dem Weihnachstmann zuhause ein. Dem Roadtrip der beiden ist damit noch ein Kapitel hinzugefügt worden.
"Olli" ist bereit für weitere Reisen und kann ab sofort beim Verlag erworben werden. Am 4.12.17 reist er auch in den Wiener Bücherschmaus, wo ich ab 19 Uhr lese und signiere.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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