War so ein Hit auf Ö3. Was der alles auslösen kann, obwohl ich ihn nur rein zufällig gehört habe, auf meinem Weg durch die vereisten Straßen Hackings. Eigentlich wollte ich mein Handy, das ich in meiner Jackentasche aufbewahrt hatte und mit dem ich grade FM4 update hörte, nur lauter stellen. Dann drückte ich versehentlich die falsche Kipptaste, landete in einem anderen Sender ... und platzte mitten in "Let her go" von Passenger. Ich hörte den Song zum ersten Mal. Wie schon so oft zog mich eine Melodie in ihren Bann, den Text nahm ich nur schemenhaft wahr. Zu Hause klemmte ich mich an meinen Laptop und befragte das Trackservice des Senders, das mich dann zu den Lyrics führte.
"... Well you only need the light when it's burning low Only miss the sun when it's starts to snow Only know your lover when you let her go Only know you've been high when you're feeling low Only hate the road when you're missin' home..." Das waren jene Textzeilen, von denen ich in den Song hineingezogen worden war, obwohl ich sie ja noch nicht richtig verstanden hatte. Sie führten mich in eine Geschichte, die mir meine Oma als ich Kind war immer wieder erzählt hatte und von der ich in späteren Jahres herausfand, dass diese eigentlich ein Gedicht eines gewissen Friedrich Rückert war, antisemitsiche Tendenzen (ein Jude raubt dem Protagonisten, einem Baum, die goldenen Blätter - in späteren Versionen war es ein Bauer, bei meiner Oma ein Räuber) hatte und im Jahr 1940 als Animationsfilm - mit Betonung eben jenen antisemitischen Passagen- herausgebracht wurde. Sie handelte eben von einem Baum, einem Bäumchen, das andere Blätter haben wollte, erzählte mir vom Wunsch anders zu sein und hatte bei meiner Oma die Moral, dass man bei dem bleiben sollte, was man hatte und konnte. Also packte ich meine Phantaisen und Träume wieder ein und blieb der, der ich bis dahin geworden war. Später dann folgte ich den Spuren des Gedichts und wurde einer, der anders sein wollte, immer anders als gerade jetzt. Wurde einer der sich sehnte nach dem, was gerade nicht (mehr) da war. Wurde einer der Glück suchte im heillosen Unglück der eigenen Tage. Und den Unglück glücklich machte, denn das Glück war nicht an- und schon gar nicht auszuhalten. Glück - die Brücke zu Erich Kästner und sein "Kleines Solo". Dieses Gedicht hatte ich ja sogar vor vielen Jahren mit ein paar Gitarreakkorden vertont. Kästner bin ich nicht nur auf Grund unseres gemeinsamen Geburtstages (er wurde gerade 67 als ich zur Welt kam) verbunden, sondern auch im Freud und Leid seiner Texte, vor allem seiner Gedichte. Eh klar, dass auch der Kästner von der Einsamkeit zu zweit spricht und vom Glück, das immer woanders ist. Kenne ich ja, wie oben beschrieben. Gekannt haben wird das wohl auch Georg Trakl, der heute - wie mir eine Facebook-Freundin ins Bewusstsein rief - vor 127 Jahren geboren worden ist. Seine Gedichte haben mich in den tragischen Jahren meiner Jugend höchst angesprochen. Herbst, Verwesung, Tod ... obwohl Trakl ja auch anders konnte. Ja Tod. Phillip Seymour Hoffman, "der Darsteller tragischer Männergestalten" wie das Morgenjournal heute verkündete, hat sich entschieden, gestern seinem Leben ein Ende zu setzen. Trotz Oscar. Trotz dreier Kinder. Trotz beruflicher Erfolge ... Was hätte nicht alles aus mir werden können. Oder mit mir ... Also bleib ich auf meinem Weg, den ich vor 4 Jahren endlich eingeschlagen habe. Allein, aber nicht einsam. Und genieße auch die Stunden zu zweit. Denn Glück ist immer auch dort, wo man gerade ist. Oder eben gerade dort!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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