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Tagebuch

#15/15: Eine Wand nach der anderen

6/4/2015

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Gestern abend wieder mal Home-Kino mit meiner Frau. Von Zeit zu Zeit durchforste ich Youtube auf Filme, die auf einem deutschsprachigen Sender gelaufen sind, die man aber aufgrund der Ländersperre des unsäglich freien Internets nicht online sehen konnte (nur via SAT oder Kabel). Und gestern hatte ich wieder einmal Glück: Die vor kurzem auf ARD gesendete Verfilmung des Romanes "Die Wand" von Marlen Haushofer. Ich hab das 1963 verfasste Buch vor rund 15 Jahren gelesen, ausgeliehen aus der Hauptbücherei, damals noch in der Skodagasse.

Es hat mich damals fasziniert und befremdet zugleich. Als mich meine Frau gestern um eine kurze Einführung bat, wusste ich noch so viel: Eine Frau fährt mit Verwandten in eine Jagdhütte, als sie am nächsten Tag aufwacht ist sie allein und auf der Suche nach ihrem Anhang stößt sie auf eine durchsichtige Wand, die sie nicht durchdringen kann. Ein Hund ist an ihrer Seite, aber auch der verschwindet irgendwann. Wie's ausgeht, wußte ich nicht mehr.
Soweit die Ausgangsposition.

Schon während des Filmes von Julian Roman Pölsler, der von vielen Naturaufnahmen, von der Stille und dem gelesenen Wort sowie von der Darstellung des Gegensatzes zwischen Natur und Zivilisation getragen ist, entfaltete sich ein buntes, teils chaotisches Gefühlspanorama. In zwei, drei kurzen Pausen zwischendurch, die wir uns an Filmabenden immer gönnen, recherchierte ich im Internet zum Roman und zum Film und zur Autorin. Spannend fand ich, dass es Pölslers Lebensbuch ist, das er seit 1980 verfilmen wollte. Die Rechte hat er erst 2005 von Klaus Maria Brandauer erhalten und dann fast 7 Jahre am Drehbuch eines als unverfilmbar geltenden literarischen Werkes gearbeitet.

Die Rezeption des Buches ist sehr vielfältig - und ich möchte ihr hier - nach dem Sehen des Films - noch meine Gedanken hinzufügen (das Buch habe ich mir gerade in der Uni-Bibliothek bestellt - zum Nochmal- und Neu-Lesen):
  • Die Übertragung der Handlung in die Gegenwart des Jahres 2012 ist aus meiner Sicht nicht notwendig, da sie so Fragen aufwirft wie: Warum hat die Frau kein Handy bei sich?
  • Der einzige Song des Films, den der Regisseur selbst textete, ist schon dessen Interpretation: Freedom is a journey to yourself; für mich eindeutig eine Schwäche, weil das Werk ja viele weitere Ebenen hat als bloß diesen Selbstfindungstrip, nämlich:
  • Das in der wilden Natur lebensgefährliche Weiß: die Protagonostin reist im weißen Kleid an, trägt dieses auch eine Zeit lang;  das Kätzchen Perle ist weiß, wird in weiterer Folge vom Fuchs erlegt - ungeschützt weiß; die weiße Krähe wird von ihren Artgenossen aufgrund ihrer Andersartigkeit ausgestoßen, die Protagonistin füttert sie, der Film endet damit, dass die Hauptdarstellerin ankündigt nun auf die Lichtung zu gehen um die weiße Krähe einmal mehr zu füttern. Andersartigkeit, die gepflegt wird, die der Natur und sich selbst zugemutet wird - bis zum bitteren Ende?!
  • Eine Frau in den Sechziger-Jahren, die alleine den existenziellen Kampf in der Natur aufnimmt, frei von einem männlichen Versorger, sie jagt, sie weidet aus, sie macht das Feuerholz, die schützt das Haus, ...
  • Am Ende sind dann auch alle männlichen Wesen tot: der Hund Luchs (hier hat Pölsler übrigens seinem eigenen Jagdhung ein filmisches Denkmal gesetzt), das kleine Stierkalb und der Mann, der plötzlich auftaucht, in die Idylle eindringt, eben jenes Stierkalb erschlägt und dafür mit dem Leben bezahlen muss; in einer rezitierten Textstelle aus dem Roman ist von der Liebe die Rede die durch die großen (männlichen) Kriege "gestorben" ist. Hat der kriegerische Mann die Liebe aus der Welt vertrieben? Nun ist er jedenfalls beseitigt ...
  • Die Faszination der Natur, nach deren Stille und Ursprünglichkeit sich vor allem die StädterInnen immer sehnen wird durch deren Unbarmherzigkeit relativiert, aus der Faszination eines Traumes vom freien, ungebundenen Leben wird immer wieder ein Albtraum.
  • Der Mensch als ständig denkendes und nicht im Augenblick lebendes Wesen wird uns vor Augen geführt. Dies, so der Film, ist auch sein großes Manko, dass er nicht so existieren kann wie das Tier. Die Protagonistin fällt in depressive Verstimmungen, sie kommt an den Rande des Verrückt-Werdens; ver-rückt worden ist sie allemal, weil der Alltag da draußen nicht mehr dem gewohnten Alltag ihres bisherigen Lebens entspricht und ein Landaufenthalt etwas ganz anderes ist als ein Leben auf dem Lande inmitten der unbeherrschbaren Natur.
  • Eine Wand trennt die Protagonistin vom Rest der Welt: kann sie nicht aus sich raus, kann nichts in sie rein? Die Welt steht still, nichts bewegt sich mehr, Standbilder, wenn sie durch diese Wand blickt. Wer Depressionen kennt, weiß wie die namenlose Hauptdarstellerin fühlt.
  • Anfangs versucht sie die Wand zu durchdringen, mit dem Kopf dagegen, mit dem Fuß, mit den Händen, mit Schreien ... alles umsonst. Ist es bloß eine Wand - oder sind es viele, eine Wand nach der anderen sozusagen, eine Herausforderung nach der anderen, die uns das Leben stellt und die wir zu meistern haben, anstatt einfach ruhig und glücklich leben zu können. Aber wäre das denn das bessere Leben? Wäre es überhaupt Leben? Ein Leben ohne Wände?
Hier mach ich mal Schluss, obwohl es noch manches zu sagen gäbe. Das überlasse ich erst einmal Ihnen!




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