What a day!
Zuerst stirbt in der Nacht auf heute der italienische Theater-Mann Dario Fo, der im Jahr 1997 mit dem Literaturnobelpreis bedacht wurde, dann feiert Christine Nöstlinger in der ihr bekannten Manier ihren 80er nicht und schließlich erhält Bob Dylan eben jenen Nobelpreis, der Fo 19 Jahre vor ihm zugestanden wurde. Die drei verbindet aus meiner Sicht ihr Widerstand gegen das Establishment, wobei sich alle drei nie politisch vereinnahmen lassen wollten und dennoch als Linke galten. Fo hat diese Distanz am wenigsten gehalten, bis zuletzt war er ja seit deren Gründung für die italienische Fünfsterne-Bewegung unterwegs, Dylan wohl am ehesten. Und Nöstlinger machte aus ihrer Gesinnung auch kein Hehl, hielt im Mai des Vorjahres eine vielbeachtete Rede im Nationalrat anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen und ist durch ihre emanzipatorischen Kinderbücher, die anfangs zum Skandal gerieten, bestens bekannt. Fo und Dylan verbindet nun also auch der Literaturnobelpreis und ebenso die Reaktion der KritikerInnen, die in der Verleihung eine glatte Fehlentscheidung sahen. Fo ist ja vielmehr durch seine Theaterstücke, die er mit seiner Frau Franca Rame schrieb, ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, Dylan durch seine zugegebenermaßen poetischen Songs, die aber wie ich meine eher von der Musik-Text-Kombination leben, denn nur vom Text. Da gäbe es andere, deren Texte auch ohne Musik besser wirken. Aber natürlich ist Dylan ein Meister der Intertextualität, was ihn zu einem besonderen Sänger macht, da er in vielen seiner Songs die große Weltliteratur durchklingen lässt. Nun können wir uns hier noch das eine oder andere Duell liefern, ob Fo und Dylan würdige Preisträger sind und ob es nicht auch Nöstlinger als erste Kinderbuchautorin verdient hätte. (Astrid Lindgren hat es 1994 immerhin zum Alternativen Nobelpreis geschafft.) Ich denke, es gibt Wichtigeres zu tun. Stellen wir uns doch einfach in die ziemlich großen Fußstapfen der drei und machen wir in unserem Bereich auf unsere Weise mit den uns gegebenen Talenten und Fähigkeiten die Welt um das Quäntchen besser, das notwendig ist, dass sie nicht im nächsten Wahnsinn, der sich der Vergangenheit bedient, untergeht. Das wär doch was! Und auf diese Weise hätten Fo's Tod, Nöstlingers Nichtgeburtstag und Dylans Nobelpreis nicht nur ein gemeinsames Datum sondern auch einen gemeinsamen, einen tiefen Sinn.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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