Durch unseren WLAN-Anschluss bin ich - wie schon geschrieben - hier in der Einschicht der finnischen Wälder weiterhin mit der ganzen Welt verbunden. Ich nutze diese Möglichkeit sehr eingeschränkt, aber so alle paar Tage werfe ich einen Blick auf orf.at und in die Online-Präsenz der Wiener Zeitung.
Da las ich vor ein paar Tagen von einer für die deutsche Bevölkerung ausgegebenen "Bevorratungsliste". Meinen Recherchen nach steckt da die schon seit einigen Jahren in Arveit befindliche Überarbeitung der Zivilschutzpläne in der Bundesrepublik dahinter, die aber noch keineswegs abgeschlossen ist. Warum gerade in Zeiten wie diesen genau jener Teil der Verordnung an die Öffentlichkeit getragen wird, hat sicher einen Grund. Da wurde dann auch gleich wild drauflos spekuliert, die Bandbreite der mir bekannten Diskussionen zum Thema reichte von "Es steht ein Atomkrieg zischen den USA und Russland am Rücken Deutschlands bevor" bis zu "Ein genialer Schachzug, um den Handel, der am Boden liegt, ein bisschen zu pushen." Was jedenfalls ausgelöst wird, sind Verunsicherung und Angst. Dieser Zustand kommt in der Regel immer den Herrschenden zu gute, die damit ihr Recht auf Gleichschaltung der Bevölkerung zum Wohle aller manifestieren können. In Zeiten wie diesen, in denen den scheinbar Mächtigen durch wachsende Kritik an den Verhältnissen und eine starke Individualisierung der Menschen, das Ruder aus der Hand zu gleiten droht, ist die Angst-und Schrecken-Variante ein probates Mittel. Ermutigung sieht jedenfalls anders aus. Und die täte dringend Not. Nun ist auch der ORF in Wien auf diesen Zug aufgesprungen, was ich als journalistischen Fauxpas, wenn nicht sogar No-Go erachte. Unter der Schlagzeile "Wiener Haushalte sollen Zwieback lagern" findet sich ein Artikel, der auf eine schon seit Jahren vorhandene "Checkliste für den sicheren Haushalt" verweist. Als Einleitung steht da zu lesen: "Die Helfer Wiens haben hier für Sie einen ausführlichen 'Sicherheits-Einkaufszettel' zusammengestellt. So sind Sie und Ihre Lieben im Fall der Fälle bestens vorbereitet. Checken Sie, was Sie zu Hause haben und was möglicherweise fehlt. Und machen Sie Ihren Haushalt bereits beim nächsten Einkauf viel sicherer." Diese Formulierungen sind das eine, die Schlagzeile dazu das andere. So sinnvoll es ist, im Notfall nicht "am Trockenen" zu sitzen, so unberechtigt ist aus meiner Sicht die mediale Aufmachung dazu. Sie führt zum oben angeführten und bringt keineswegs das, was es sinnvoller - und notwendigerweise tatsächlich braucht: Sicherheit, Mut und Zuversicht. Dazu anzuleiten halte ich einerseits für den Auftrag jeder Regierung, die ja die Interessen des Volkes zu wahren hat, als auch für jenen der Medien. Da geht es um genaue und kritische Analysen der Situation, um Deeskalation (aber bitte keineswegs um Schönfärberei) und um Stärkung des logischen und gemeinschaftlichen Denkens. Durch das Hinterfragen solcher Maßnahmen - wie eben jener in Deutschland - werden ganz andere Lösungsansätze zu Tage kommen, als die mit solchen Maßnahmen und Meldungen verursachten. Da werden sich die Menschen auf ihre Hinterbeine stellen und dafür eintreten, dass sich das, was die Welt durch des Menschen Handeln so gefährlich macht, endlich aufzulösen beginnt. Vor Naturkatastrophen sind wir ohnehin nicht gefeit (auch nicht vor jenen, die wir durch fehlerhaftes Handeln in der Vergangenheit in die Wege geleitet haben), aber immerhin den von uns verursachten Dramen können wir auf diese Weise in der Zukunft Einhalt gebieten, abseits von Verschwörungstheorien und Alarmismus. Zu idealistisch gedacht? Ja möglicherweise, aber ich habe mich dazu entschieden, zwar alle Hoffnung (die ja so oft eine falsche ist) fahren zu lassen, damit aber der Zuversicht ihren nötigen Raum zu geben. Let's do this together: Make confidence not panic!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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