Dialog zwischen einem Touristen und einem Einheimischen aus einer gar nicht so fernen Zukunft in Braunau am Inn, Salzburger Vorstadt Nr. 15:
"Sagen Sie, stand da nicht das Geburtshaus vom Adolf Hitler?" "Adolf wer?" "Na Adolf Hitler, der Führer!" " Wenn Sie an Führer suchen, dann wenden Sie sich am besten ans Tourismusbüro, des is in die Richtung einfach gradeaus am Stadtplatz, können's nicht verfehlen." "Sie verstehen mich nicht, ich meine den Reichskanzler, den Führer des Großdeutschen Reiches." "Kenn i ned." "Aber da stand doch sein Geburtshaus, hier an dieser Stelle." "Von wem ham's denn des?" "Hier schau'n Sie!" (Tourist zeigt auf eine Seite in seinem Reiseführer) "Des muas a Irrtum sein. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich hab wichtigeres zu tun, als mich mit solchen G'schichten zu beschäftigen." Der Einheimische geht ab und lässt den Touristen verduzt und kopfschüttelnd zurück. Für mich ist der Umgang mit der umstrittenen Immobilie in Braunau am Inn ein typisch österreichischer. "Für mich wäre ein Schleifen wie bei Fritzl-Haus in Amstetten die sauberste Lösung", sagte vor kurzem Innenminister Wolfgang Sobotka laut Ö1. Heute wird im Ministerrat ein Gesetzesentwurf zur Enteignung der derzeitigen Eigentümerin beschlossen, die sich standhaft gegen einen Verkauf wehrt. Die Gründe sind mir nicht bekannt, aber eine Enteignung? Dem Innenminister tut es leid, aber man könne nicht anders, sagt er, denn das öffentliche Interesse sei hier einfach viel größer als das eigene. Schon bisher war sein Ministerium Mieter des Hauses und bezahlte laut Ö1 rund € 5.000,- pro Monat. Damit soll jetzt endlich Schluss sein. Die Frau erhält eine Entschädigung, die Höhe wird durch ein Gutachten festgestellt werden. Und dann wird eine 12-köpfige Kommission entscheiden, was mit der Immobilie geschehen soll. Hier beißt sich die Katze mit Methoden aus einer vergangenen Zeit in den Schwanz. Hier gibt es zwar nichts zu gewinnen. Aber es gibt sicher bessere Lösungen als die nun gewählte, die dem Geschichtsbewusstsein eines Landes, das sich bis heute als erstes Opfer Hitlers wähnt, es aber nie war, gerechter werden würde, als einfach mal wieder alles unter den Teppich zu kehren. Der Ort nämlich, egal ob mit oder ohne Haus, lässt sich nicht von der Landkarte wegradieren.
0 Comments
Your comment will be posted after it is approved.
Leave a Reply. |
Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
Archiv
Juli 2019
|