Diesmal möchte ich einfach die Chronologie der Ereignisse dieses (Vater-)Tags für sich sprechen lassen:
Dieser Sonntag beginnt überraschenderweise schon um 6 Uhr, da unser Jüngster mal auf’s Klo muss und nachher in seinem Zimmer zu singen und mit Duplo Busse zu bauen beginnt. Ich versuche nochmals einzuschlafen, was nicht gelingt, bleibe jedoch bis 7 Uhr im Bett liegen. Dann starte ich mit den Vorbereitungen fürs Familienfrühstück und beschließe aus reiner Lust und Laune einen Marmorkuchen zu backen. Siehe da: Alle Zutaten sind noch in ausreichendem Maß vorhanden. Unser Jüngster hat meine Küchenaktivitäten mitbekommen und unterstützt mich beim Rühren und vor allem beim Schlecken. Nachdem der Kuchen im Ofen ist, bringe ich meiner Frau einen Frühstückskaffee ans Bett. Sie ist ob des Wirbels in den Morgenstunden gereizt. Ich auch. Wir haben einen heftigen Wortwechsel wegen „Ich-weiß-nicht-was“. Das Wetter trägt einiges zum Nervenflattern bei, hasse ich doch feuchte Hitze – und die hatten wir vom Morgen an den ganzen Tag über. Ich wecke die beiden Großen und lade sie zum Frühstück ein; der Älteste erscheint dort er’s, als wir anderen fertig sind. Die Gespräche ranken sich um Fußball (mit dem Mittleren) und um Busstationen (mit dem Jüngsten). Zu meiner Frau finde ich ob der beiden Jungs keinen Draht; außerdem sollten wir Erwachsenenkram nicht vor den Kindern besprechen, davon gäbe es allerdings genug. Der Kuchen schmeckt immerhin allen, obwohl er noch warm und mir zu weich ist. Nach dem Frühstück montiere ich Haken in unserem Vorzimmer; immerhin sind wir erst seit 2 Wochen in der neuen Wohnung, haben uns aber schon so eingerichtet, dass Outsider glauben würden, wir wohnten schon ewig hier. Für mich ist das eine Frage des Wohlbefindens, möglichst bald absolut wohnliche Verhältnisse zu haben. Es hat mich sehr herausgefordert, dies neben meinem Alltagskram zu tun; eigentlich muss ich zugeben, dass es mich überfordert hat. Die Gereiztheit dieses Tages gibt auch Zeugnis davon. So krache ich gleich nach dem Frühstück mit unserem Jüngsten aneinander, der andere Pläne hat als ich. Er will raus, ich will meinen Text zum Vatertag schreiben. Der Mittlere will Fußballspielen und meine Frau möchte lieber auf der Loggia mit der Seele baumeln. Der Große sitzt noch beim Frühstück und möchte dann zurück an seinen Schreibtisch. Der Jüngste und ich kriegen uns so in die Haare, dass meine Frau einspringen muss. Konflikt gemanagt. Knapp vor Mittag stellt sich heraus, dass im Stress des gestrigen Nachmittags weder meine Frau noch ich Couscous eingekauft haben, um eine Beilage zum Hühnercurry zu haben. Wohin also? Zum kleinen Supermarkt am Hütteldorfer Bahnhof? Zur Tanke? Ich entscheide mich für die Tankstelle 8 Gehminuten von unserem Zuhause und nehme den Jüngsten samt Laufrad mit. Immerhin wollte er ja hinaus. Es ist extrem schwül und nieselt. Auf diese Weise werde ich von außen und innen nass. Ein Albtraum. An der Tanke gibt’s nur Süßes, Salziges, Getränke, Tschick und Würstel. Aber selbst letztere sind nicht in ausreichender Anzahl für eine fünfköpfige Familie vorhanden. Nachdem ich mein Handy vergessen habe, gehe ich zur zufällig vor Ort befindlichen Telefonzelle, um meine Frau zu verständigen. Ich werfe eine Euro-Münze ein, die ich trotz des Verbrauches von bloß 40 Cent für die Gesprächsgebühren zur Gänze verliere. Auch so kann man Gewinne machen. Wir entscheiden uns für so irgendetwas mit Toast und Hühnerfleisch. Ich verkünde lauthals, dass ich da schon eine Idee hätte. Zuhause angekommen setze ich sie mit Assistenz meiner Frau gleich um. Zwiebel anrösten, Tiefkühlgemüse aus Erbsen, Mais und Karotten ins heiße Wasser, dann Hühnerfleisch dazu und letztlich das Gemüse. Salz, Pfeffer, Curry und Sojasauce und fertig ist die Sache. In der Zwischenzeit bräunt der Toast im Toaster, den wir, als er fertig ist, auf die Teller legen, je zwei Scheiben pro Familienmitglied. Dann noch das Hühner-Gemüse-Curry auf die Toasts und fertig ist das improvisierte aber sehr schmackhafte Mittagessen. Der Mittlere sagt auf die Frage des Jüngsten, warum er denn das Gemüse immer auf den Toast tut und es nur so isst, dass es ihm ausschließlich auf diese Weise schmecke. Nach der Hauptspeise wird Schokolade gefordert, was ich unserem Jüngsten dummerweise am Wochenende einmal erlaubt habe. Diesmal können wir ihn mit der Perspektive „Es gibt Kuchen zur Jause“ vertrösten. Die Mittagspause verläuft unruhig. Die Großen lesen in ihrem Zimmer, der Kleine hat gerade heute keine Lust auf Mittagsschlaf, obwohl er schon eine Stunde früher wach war als sonst. Auch die Nachbarn haben anderes als Ruhe im Sinn, der eine bohrt, die andere mäht Rasen. Meine Nerven haben keine Zeit zur Erholung. So beginne ich früher als geplant mit dem sonntäglichen Putztag. Wir haben nach unserem Umzug einen Plan entwickelt, wer wann welche Tätigkeiten übernehmen soll. Ich bin heute für Essbereich, Büro/Schlafbereich von Reetta und mir, die Loggia und die Einführung unseres Ältesten in die Kunst des Kloputzens zuständig, auf dass er es in 4 Wochen alleine meistern kann. Auf der Loggia hat es zu dieser Zeit 22 Grad mit 80 % Luftfeuchtigkeit. Ich glaub’ mich knutscht ein Elch … Nach 90 Minuten bin ich schweißgebadet und beschließe zu duschen, während meine Frau noch mit dem Rest der Wohnung und ihren Söhnen kämpft. Eine kurze Pause auf der Loggia ist auch noch drin, die stechende Sonne allerdings verdirbt mir die Laune darauf schnell. Um 17 Uhr steht eine längst fällige Familienbesprechung am Programm, die uns in einer Stunde durch die Themen „Feedback zur neuen Wohnung, Morgen unter der Woche, Morgen am Wochenende, Putzen und Fußball-EM“ bringt. Ein Parforce-Ritt mit anschließenden Erschöpfungszuständen aller Beteiligten. Immerhin gab es unter „Allfälliges“ diesmal auffälligerweise keine Wortmeldung. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und veröffentliche meine Erzählung anlässlich des Vatertages mit dem Titel „Vater’s Land“. Danach fällt das geplante Abendessen mit meiner Frau und unserem Jüngsten - die Großen haben sich samt Verpflegung in ihr Zimmer verzogen – aufgrund eines Konfliktes mit meiner Frau zumindest für uns beide ins Wasser. Heute liegt irgendwie Explosives in der Luft. Wir vertagen die weitere Diskussion auf die Zeit nach dem Baden, Vorlesen und Zubettbringen unseres Jüngsten, das heute ich überhabe. Danach geht’s aber richtig los. Und wir kommen in der heftigen Diskussion auch zu konkreten Ergebnissen; der Vergangenheitsbewältigung folgt die Zukunftsplanung, zumindest für den nächsten Tag. Ich lege noch eine Arbeitseinheit am Schreibtisch ein, meine Frau gönnt sich einen „Schinken“ auf der Loggia. Um halb elf mache ich schlapp, an diesem Tag erlebe ich - was sonst selten vorkommt – nicht mehr, als meine Frau sich neben mich legt. Tage wie dieser … sind das Salz in der Suppe des Familienlebens. Das aber werde ich erst später wissen.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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