Nachdem Reetta und ich uns im Sommer des Vorjahres (oder ist es gar schon 2 Jahre her) die komplette Serie "Twin Peaks" von David Lynch in homöopthischen Dosen einverleibt hatten, wollte das später gedrehte Prequel, der Kinofilm "Twin Peaks - fire walk with me", endlich gesehen werden. Die Kritik hat den Streifen, der 1992 auf den Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte, entweder hochgelobt oder zer-, ja sogar verrissen.
So startete ich mit eher gemischten Gefühlen in den Plot, war aber nach wenigen Minuten von mehreren Elementen gefangen, nämlich - den ergreifenden Bildern - der herzzerreißenden, in fast allen Szenen spürbaren Traurigkeit der ProtagonistInnen, allen voran der von Laura Palmer - der Musik von Angelo Badalamenti - und der authentischen und tiefgehenden Darstellung der ambivalenten, verstörenden und destruktiven Auswirkungen von Missbrauch an einem jungen Menschen. In Twin Peaks geht es um den sexuellen Missbrauch von Laura durch ihren Vater. In dessen Rolle brilliert Ray Wise, dessen Mimik den ganzen Wahnsinn des erwachsenen Übeltäters widerspiegelt. Sheryl Lee mag vielleicht nicht die beste Besetzung für die Hauptrolle sein, dank Drehbuch und der einfühlsamen Regie des Altmeisters Lynch stellt sie jedoch die ganze Verzweiflung und Zerrissenheit des missbrauchten jungen Menschen glaubhaft dar. Auch die Hilflosigkeit des schönen, Laura aus ganzem Herzen liebenden James wirkt echt und zeigt das Leiden derer, die mit missbrauchten Menschen in Beziehung leben (wollen). Eine Sysiphosaufgabe, die fast immer zum Scheitern verurteilt ist. Der sexuelle Missbrauch ist in seiner ganzen Abscheulichkeit eines der subtilsten Verbrechen in der Welt. Noch subtiler aber - und daher noch schwerer beweisbar und damit (er-)lösbar - ist der emotionale Missbrauch, der schon dort beginnt, wo ein junger Mensch in seinem So-Sein nicht respektiert wird. Alle anderen Formen sind zwar möglicherweise offensichtlicher (wie etwa bei Alkoholikereltern, Partnerersatz-Rollen oder pflegebedürftigen Eltern), gelten aber nach wie vor als gesellschaftlich akzeptiert und damit tabuisiert. Das ist ein Trauerspiel mit dem schleunigst Schluss gemacht werden muss. Nicht nur die Täter brauchen Hilfe sondern auch - und gerade - deren Opfer!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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