Seltsam berührt hat mich der dieswöchige Tatort mit dem Titel "Mia san jetz da wo's weh tut" mit dem Münchner Ermittlerduo Batic und Leitmayr, deren 25-jähriges Bildschirmjubiläum wieder einmal ins Rotlichtmilieu führte. In dieser Folge gab es noch dazu in personam von Robert Palfrader eine kongeniale Symbiose der Abgründe der Prostitution zwischen Wien und München. Tiefer geht's zwar immer, aber viel Luft nach unter war nicht zu spüren.
Ich schreibe diese Rezension einen Tag nach dem ich den Streifen gesehen habe. Hätte ich nach 30 Minuten in die Tastatur getippt oder vielleicht auch nach 60 Minuten - sie wäre ganz anders ausgefallen. Diese Mischung aus Traurigkeit und Wut hat sich bei mir erst ganz zum Schluss eingestellt, ebenso das Gefühl, einen großen Film gesehen zu haben, der wie die Folge aus der Vorwoche mit Heike Makatsch aber absolut den Rahmen der Reihe gesprengt hat und somit für viele offensichtlich ungenießbar war. Und ich kann auch ihnen durchaus recht geben. Hätte man den Plot auf grade Weise erzählt, wäre er absolut banal gewesen; tatortgemäß zwar, aber öd. Durch die verschachtelte Art und Weise, durch mehrere Perspektiven auf das Geschehen, durch den Schnitt und die Weißblenden bekam die Story eine andere, fast poetische Erzählstruktur. Ich denke, das war es letztlich, was mich ansprach, was mich in Beziehung brachte mit den Ereignissen um die ProtagonistInnen, was mich Beziehungen herstellen ließ zu eigenen Erfahrungen. Die sind zwar keineswegs im Rotlicht-Milieu angesiedelt, haben aber mit Grenzverletzungen und Übergriffen zu tun, vor allem von jenen, die glauben, das Recht zu haben über andere Macht auszuüben. Beigetragen dazu mag auch der Soundtrack haben. Der Song "Cause" von Rodriguez, von dem ich mir vorerst nur die Verse "Cause I lost my job two weeks before Christmas ... And the Pope said it was none of his God-damned business. While the rain drank champagne ... Cause the sweetest kiss I ever got is the one I've never tasted" gemerkt habe und den ich dann erst durch's Googeln auf Youtube in voller Länge entdeckt habe, ist sehr zum Thema passend ausgewählt worden. Dann habe ich mich in meiner Recherche auch noch mit dem Leben des Sängers beschäftigt. Sein spezielles Schicksal wurde 2012 in der Dokumentation "Searching for Sugar Man" verfilmt und 2013 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Die steht übrigens heute abend bei Reetta und mir am Programm. Vielleicht sind da drin Bilder, die im Herzen dann nicht aufhören zu sein ...
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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