Grade eben hat meine Frau Reetta über Facebook die Frage an ihre FreundInnen gestellt, wann sie denn in Weihnachtsstimmung kämen. Ich habe mir gleich ein paar Minuten Zeit genommen, um meine Antwort zu formulieren und bin bereits nach wenigen Augenblicken ins Stocken geraten.
Weihnachten - ein so vertrautes Fest und plötzlich doch so fremd. Warum denn das? Für mich liegt diese plötzliche Fremdheit daran, dass für mich Weihnachten immer sehr religiös, also christlich, genauer noch katholisch konnotiert war. War, ja war ... denn vor einigen Jahren habe ich meine "Karriere" als röm.-kath. Reliogionslehrer und mit ihr gleich meine Mitgliedschaft in eben dieser Kirche aufgegegeben, die mein Leben von Anfang an massiv geprägt hat. Heute nur so viel dazu: der all-sichtige Gott meiner Mutter wurde durch meine Ausbildung zum Religionspädagogen, die ich Anfang meiner Dreißiger absolviert habe, endgültig und nachhaltig entthront. Mir gingen ganz viele Lichter auf, vor allem im Rahmen der tiefenpsychologischen Auslegung der Bibel. Das ist nun auch schon wieder fast zwei Jahrzehnte her - und ich habe, wie schon geschrieben, vor einigen Jahren den Weg ohne die Institution Kirche angetreten. Meine Vorstellungen von Weihnachten haben sich seither gewandelt, im Hinblick auf die drei jungen Burschen, die mit meiner Frau und mir leben gibt es da natürlich so die eine oder andere Erwartung an mich. Ich tu mir damit noch relativ schwer, weil der Geschenkehype ist es sicher nicht, die Geburt des Erlösers Jesus ist für mich auch kein Thema mehr und die "heidnichen" Feste zur dunkelsten Nacht des Jahres sind mir zu wenig vertraut. So gesehen bin ich ein bisserl in der Weihnachtssinnkrise, die mich aber heuer erstmals weniger herausfordert als noch in den Jahren davor. Die von Reetta abgefragte Weihnachtsstimmung verbinde ich derzeit am ehesten mit Licht, einem Blick in die Dunkelheit aus einer warmen Wohnung und mit Tee und Glögi. Und da gibt es noch den Rest einer tiefenpsychologischen Exegese der Christusgeburt, die mich nicht so ganz loslässt: sich bewusst zu werden, was da in einem zur Welt gebracht werden will; nicht mehr und nicht weniger also, als dem Sinn des eigenen Daseins auf den Grund zu gehen. Das wiederum ist Herausforderung genug und ein guter Grund das (eigene) Leben zu feiern. Vielleicht wird Weihnachten ja heuer ein solches Lebens-Fest, an dem sich alle Beteiligten daran freuen, zu sein, ja das zu sein, was sie sein wollen!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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