Seit die GriechInnen sich für einen Kampf für ihre Würde entschieden haben, in dem sie Alexis Tsipras an die Macht gebracht haben, habe ich meine griechischen Anbindungen aktiviert.
Zuerst einmal habe ich ein Buch aus dem Regal geholt, das ich vor Jahren gekauft und noch immer nicht gelesen habe, obwohl ich alle fünf seit 1995 erschienenen früheren Fälle für Kommissar Kostas Charitos in Athen verschlungen hatte. Mit "Faule Kredite" startete Autor Petros Markaris im Jahr 2010 eine Krisentrilogie, die 2011 mit "Zahltag" und 2012 mit "Abrechnung" fortgesetzt und im Vorjahr mit einem Epilog namens "Zurück auf Start", der im kommenden März auch auf Deutsch publiziert wird , abgeschlossen wurde. Es ist genau das richtige Buch zur richtigen Zeit. Markaris schafft es in seine Krimis verpackt ein Sittenbild der griechischen Gesellschaft zu geben. Damit offeriert er uns LeserInnen auch einen tiefgründigen Einblick in die Mentalität der GriechInnen und auf diese Weise können wir uns interkulturell betätigen und die griechische Seele verstehen lernen. Ein Gewinn! In diesem Zusammehang erinnerte ich mich eines Kurzaufenthalt auf Zypern zu Ostern des Jahres 2000, zu dem mich mein damals als UNO-Soldat dienender Freund Franz eingeladen hatte. Ich war - wie er - im türkisch-besetzten teil der Insel in Famagusta untergebracht. Wir machten den einen oder anderen Ausflug in den griechischen Teil. Da lernte ich sowohl GriechInnen als auch TürkInnen besser kennen, ihre vielen Gemeinsamkeiten und ihre großen Unterschiede. Letzere können ja sogar Inseln teilen und Nachbarn zu Feinden machen ... Außerdem hatte ich vor vielen Jahren die Freude, den griechisch-orthodoxen Theologen Kyriakos Chamalidis kennenzulernen, als er schon seiner Berufung nachging und Tanzlehrer war. Durch die Tänze (ich besuchte einen Kurs für "Männer" sowie einen für "Freude und Trauer") lernte ich mich im Spiegel der griechischen Mentalität selbst besser kennen. Dies hat tiefe Spuren hinterlassen, ich gab danach einige Jahre lang selbst Seminare im griechischen Tanz. Noch heute habe ich die von ihm zusammengstellten CDs, die ich vor kurzem wieder gehört habe. Genial! Schön dass er sein Erbe noch zu Lebzeiten (Kyriakos ist 75) geregelt hat und sein Sohn Thomas 2007 seine Arbeit als Rechtsanwalt fahren ließ und in die Fußstapfen seines Vaters trat, Bei einem meiner Umzüge habe ich sämtliche Tanzanleitungen "verloren". Ein Anlass um die Chamalidis-Männer zu kontaktieren oder sogar eines ihrer Seminare in Österreich zu besuchen, Man wird sehen! Griechenland jedenfalls liegt mir offenbar schon seit mehr als 20 Jahren am Herzen, da es mir durch Chamalidis, Markaris und nun auch Tsipras eingehend nahe gebracht wurde. Dazu aber gibt es eine auch eine uralte kollektive Wurzel unserer westlichen Kultur, die mir als humanistisch-denkenden Menschen besonders nahe ist, und zu der ich ohne Probleme jederzeit zurückfinden kann. Für mich stellt sich die Frage, ob wir als europäische Gesellschaft nicht gerade dabei sind, diese nährende Wurzel zu kappen, nur weil uns die gegenwärtigen Blüten und Blätter und Auswüchse nicht sonderlich gefallen. Dieser Preis ist für mich zu hoch, auch weil er mit Geld nicht aufzuwiegen ist.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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