Mit ihrem heutigen DenkMal hat mich Angelika Aliti nach-denk-lich gemacht. Angesichts ihrer Worte, dass "unsere Welt verliebt ist in den gewaltsamen Tod, der öffentlich zelebriert wird, während der natürliche am Ende eines gelebten Lebens, der alle hinüberträgt, versteckt wird, als sei er obszön" habe ich über meine Beziehung zum Tod sinniert.
Meiner Wahrnehmung nach können wir in diesen öffentlich zelebrierten Tod (gewaltsam oder nicht, Udo Jürgens oder Paris-Attentat) unsere eigenen Todesängste hineinprojezieren, um uns genau damit nicht beschäftigen zu müssen. Es ist um sovieles einfacher, den anderen beim Leben oder eben beim Sterben zuzuschauen und zu denken: "Gut, dass ich es besser habe" oder "Gut, dass es mich noch nicht trifft". Dieses Verschieben auf einen späteren Zeitpunkt hat aber einen gehörigen Haken, weil es uns von dem entfremdet, was zum Leben dazugehört und damit vom Leben selbst. Wer den Tod nicht als unausweichlichen und notwendigen Bestandteil des Daseins begreift wird ein/e Fremde/r in der eigenen Existenz bleiben. Es ist doch das schöne in diesem Leben, dass es Anfänge gibt und Enden, ohne die diese Anfänge nicht möglich wären. "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", schreibt Hermann Hesse und wir denken wohl eher an den wunderbaren Beginn einer Beziehung, eines neuen Berufes oder was auch immer. Das mit dem Tod auch etwas Neues beginnen könnte, wagen wir zu bezweifeln, da wir sehr in unserer linearen Vorstellung von Zeit gefangen sind. Eine Vorstellung, die uns zwar Struktur und Halt gibt in einer sonst möglicherweise als konfus erlebten Realität. Aber nehmen wir uns damit nicht die Chance auf ein wirklich geglücktes Leben? Was, wenn das Tohuwabohu des Anfangs, von dem uns die Bibel erzählt, der kreative Urzustand also, die wirkliche Wirklichkeit wäre, in die wir (und die Mythen des Buches der Bücher) durch die "Bestellung" eines Gottes Ordnung zu bringen versuchen? Was wenn das Leben in Zyklen verläuft, die in Form immerwährender Bewegung weiterführen? Die Beschäftigung mit der von uns durch den Tod empfundenen eigenen Endlichkeit lohnt sich, denn nur so können wir unsere Angst davor überwinden und die Natürlichkeit dieses letzten Ereignisses unseres Lebens erkennen und anerkennen. Wirklich glücklich sind die, die frei sind von dieser Todesangst! All jene haben ein anderes Leben, weil Tod für sie dazugehört, ob als Ende oder als Durchgang zu etwas ganz Neuem.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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