Warum haben mich manche Sätze aus dem Roman "Der Turm" so eigenartig berührt? Warum hat mich so manche Szenerie in das Innerste meines Lebens katapultiert?
Nachdenklich haben mich die Darstellungen von Uwe Tellkamp zurückgelassen - und da ich das Buch in die Uni-Bibliothek zurückbringen musste, stehe ich in so mancher Minute ein wenig verlassen da. Ich kann nicht nachlesen, ich kann nicht nachsinnen. Ich verwickle mich höchstens in das eine oder andere Netz, das der Autor ausgespannt hat - oder besser gesagt das System, das er in seinem Roman beschreibt. Tatsache ist, dass ich im Spiegel der Ereignisse meiner inneren DDR begegnet bin, den Zwängen, denen ich ausgesetzt war und bin und eben jenen, denen ich mich selbst ausgesetzt habe, die ich immer noch zulasse. Jan Josef Liefers hat in einem Interview zur Verfilmung des Romans vom "Versuch des richtigen Lebens im falschen" gesprochen, das letztlich scheitern muss. Ja, auch da finde ich mich wieder. Es geht wohl darum, die eigene, authentische und damit richtige Existenz zu finden - und dies auch mit aller Konsequenz zu leben Im Herzen weiß ich darum, doch persönliche Geschichte und Verstand wollen mich eines beseren belehren, be-zwei-feln diesen Lebensentwurf und lassen mich von Zeit zu Zeit tief ver-zwei-feln. Im Schicksal der anderen begegne ich mir selbst, dort wo es mich mitreißt, habe ich ein Stück meines verborgenen oder verdrängten Charakters entdeckt. Diesen Spuren möchte ich folgen, in der Hoffnung, dass mich meine inneren Dämonen nicht davon abhalten und ich mich ihnen nicht auf Dauer beuge, dass ich mein "Wir sind das Volk" bald finde, mein Mauerfall ein dauerhafter und die Wiedervereinigung mit meiner Bestimmung eine erfolgreiche sein möge. Viel Pathos. Ja. Aber so sind auch Tellkamps Worte, wie eben jener Schlusssatz, der mich tief bewegt hat: "... aber dann auf einmal ... schlugen die Uhren, schlugen den 9. November, ‚Deutschland einig Vaterland‘, schlugen ans Brandenburger Tor:" Dieser endet mit einem Doppelpunkt, was laut Rezension in der FAZ darauf hinweist, dass die LeserInnen nunmehr ihre Geschichte selbst weitererzählen sollen. Ich fühle mich dazu aufgefordert und ermutigt.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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