Bei unserem familiären Kuraufenthalt in Bad Gleichenberg, den wir am vergangenen Dienstag angetreten haben, stand heute ein Nachmittagausflug nach Graz am Programm. Dort trafen wir eine liebe Freundin, die Reetta und ich schon vor vielen Jahren über Facebook kennengelernt hatten. Zu meinem Fünfziger war sie dann auch in Wien, zuerst bei uns zuhause, dann bei den Feierlichkeiten im Wiener Bücherschmaus. Geplant war, dass wir Mitte März anlässlich ihres runden Geburtstages nach Monfalcone reisen, um mit ihr zu feiern. Dieser Aufenthalt in Italien fiel eben dieser derzeitigen Kur zum Opfer, die die beiden großen Jungs dringend brauchten. Die Gründe waren nicht zeitlicher sondern finanzieller Natur. Umso mehr freuten wir uns, dass sich dieser heutige Beusch bei unserer Freundin ergeben hatte, da er so nicht geplant war. Für mich hatte er auch einen anderen guten Grund. Meine bereits 2014 verfasste Kindergeschichte "Olli und der Weihnachtsmann" soll noch heuer das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Dazu war ich auf der Suche nach einem Menschen, der sich die eine oder andere Illustration zutraut, da dies Insidern zufolge die Chancen erhöhe, das Buch an den einen oder anderen Verlag zu bringen. Und die besagte Freundin hat neben ihren Fotokünsten auch eine große grafische Begabung, was mich dazu bewog, sie auf mein Projekt anzusprechen. Sie sagte gerne zu. Aha! Und so treffen wir einander, nachdem wir uns fast 6 Jahre lang nur über Facebook ausgetauscht hatten, nunmehr bereits zum dritten Mal innerhalb von 5 Wochen. Aha!
Für die Fahrt nach Graz buchte ich über mein vor kurzem erworbenes E-Book (Chili-Green MX_066) die Tickets für Bus und Bahn. Nachdem ich keinen Drucker mitführte, empfahl mir der ÖBB-Ticket-App wörtlich: "Bitte nicht vergessen: Um Ihr Handy-Ticket zu zeigen, benötigen Sie auf Ihrer Reise: - genau dieses Gerät, - mit dieser App." Aha! Ich hatte ohnehin vor, das Ding mit mir zu tragen, um etwa diesen Blogbeitrag zu schreiben. Vorausblickend wie ich bin, stellte ich mir vor, wie es wäre, beim Busfahrer der steirischen Landesbahnen erstmals ein Tablet statt eines Papiertickets vorzuweisen. Die Szene hatte die Anmutung einer länsgt vergangenen Zeit, als man Wichtiges noch auf Steintafeln einmeisselte. Ich musste schmunzeln. Tatsächlich trug es sich dann doch ein wenig anders zu. Ich zeigte also nach dem Einsteigen mein auf genau diesem Gerät mit dieser App gespeichertes Ticket und erntete Schweigen. Der Fahrer versuchte herauszufinden, warum ich ihm mein E-Book unter die Nase hielt. Nachdem ich ein fragendes Schweigen meist als erster breche, begann ich zu erklären. Der Fahrer entgegnete: "Aha! Des hob i jo no ni g'seg'n! Wird scho pass'n!" Das nenn ich eine passable Antwort. Ich lobte dann noch die vorbildliche steirische Fortschrittlichkeit, was ich gleich nachher bereute, stellte es doch meine großstädtische, noch dazu wienerische Überheblichkeit zur Schau. Der Fahrer dürfte es wohl nicht so eng gesehen haben, denn als wir mit ihm abends zurückfuhren, lächelte er freundlich, widmete sich umgehend der Lektüre des am Tablet-Display aufscheinenden E-Tickets und bedankte sich mit "Jo, passt!". Ich stellte mir noch vor, was er in der Zwischenzeit mit den Kollegen dazu besprochen hatte und ob unsere erste Begegnung auf diese Weise auch eine Andkdote seines Lebens geworden war. Auch in Graz hatten wir noch das eine oder andere Aha-Erlebnis, das erste auf der Fahrt mit unserer lieben Freundin im Auto vom Hauptbahnhof in ein feines Cafe mit Hofladen und Bücherecke im Vorort Stattegg. Die Wiener Straße war stadtauswärts ein einziger Stau, da man von der Stadtverwaltung offenbar beschlossen hatte, die Osterferien für Straßenreparaturarbeiten zu nützen. So wurde an zwei Stellen im Ausmaß von jeweils einem Quadratmeter die Fahrbahn aufwändig asphaltiert. Dazu musste der Verkehr von zwei auf eine Fahrspur reduziert werden. Als ob das in der anbrechenden Stoßzeit so einfach wäre. Wir brauchten denn auch für die ansonsten knapp 20-minütige Fahrt mehr als das Doppelte. Also nutzen wir die Zeit, um das Geschäftliche zu besprechen, bei dem wir uns schnell einig waren. Das hatte ich erwartet, hier blieb das Aha! aus. Den Rest der Zeit konnten wir also gut für unseren privaten Gespräche nutzen und auch unser Kleinster, der Reetta und mich begleitete, war voller Elan und Begeisterung. Im Kaffee gab es Punschkrapfen mit gelber Glasur und Osterhasendeko, laut Informationen an der Theke ganz ohne Alkohol und nur mit Rum-Aroma. Aha! So konnte ich das unsägliche Ding also unserem Sohn zur Jause zumuten ohne schlimmeres befürchten zu müssen. Die dann doch üppig vorhandene Zeit nach dem Kaffeehausbesuch nutzten wir, um noch einen Kurzbesuch im Häuschen unserer Freundin zu machen. Dort gab es nochmal Kuchen und Kaffee bzw. Tee und Kimi bekam sowohl Kopfhörer geborgt, um auf der Heimreise seinen geliebten Kinderliedern zu lauschen und einen Ferrari, ein Spielzeugauto von einem der Söhne unserer Freudin. Die kommentierte dann auch launig, nachdem sie erfahren hatte, dass der finnische Formel-1-Fahrer Kimi Räikkönen derzeit Ferrari fährt, mit den Worten: "Jeder Kimi braucht einen Ferrari!" Diesen durfte er behalten, was ihm ein freudiges "Aha!" entlockte. Dafür ließ er - wie sich erst im Bus von Feldbach nach Bad Gleichenberg herausstellte - offenbar im Gegenzug seine Trinkflasche dort. Aha! Also werden wir demnächst mal Kopfhörer gegen Trinkflasche tauschen, wo auch immer. Wir waren dann trotz zweier kleiner Einkäufe auf dem Weg zum Hauptbahnhof noch 5 Minuten vor der Abfahrt auf unseren Plätzen im Zug. Ich kann mich kaum erinnern, jemals zweieinhalb Stunden in dieser Intesität erlebt zu haben. Die uns gegenseitig geschenkte Zeit hatte eine ungeahmte Ausdehnung erreicht und gibt mir die Möglichkeit in Anlehnung an das Sprichwort "Geteilte Freude ist doppelte Freude!" einen neuen Sinnspruch zu kreieren, das diesem Tag sein letztes Aha-Erlebnis hinzufügt: "Geteilte Zeit ist doppelte Zeit!" Aha!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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