Gestern hat eine Facebook-Freundin eine Grafik in ihrer Chronik gepostet, in dem unter dem Titel "Meaning of Facebook logo" mehrere blaue menschenähnliche Figuren, den Kopf in der Krümmung des FB-Logos nach vorne geneigt mit Blick auf ihr Handy bzw. Tablet, das sie im Winkel des FB-F-Striches vor sich hertragen, abgebildet sind.
Beeindruckend einfache Darstellung, bedrückend aufschreckende Aussage - zumindest aus meiner Sicht. Meine Assoziation: "blue bent minions". Und welcheR bin ich? Das Thema Abhängigkeit, Untertanentum und Sklaverei hat mich in den letzten Wochen wieder intensiver beschäftigt. Angefangen hat alles mit unserem Jüngsten, der in einem Laden eine dieser schon seit Monaten angebotenen Minions-Stofffiguren entdeckt hat und sogleich einen Kaufauftrag erteilte. Nun sollte er - genauso wie seine Brüder - längst wissen, dass Aufträge dieser Art - und seien sie auch noch so charmant vorgebracht - keine Chance auf Erfolg haben. Also gab es auch diesmal ein klares "Nein". Er bechäftigte sich dann noch eine Zeit mit den verschiedenen dort liegenden "Modellen" von Minions, während ich meine Einkäufe beendete. Wir verließen das Geschäft ohne Minion aber mit einem Thema, das die ganze Familie noch ein Wochenende lang beschäftigte. Mir war zu allererst wichtig zu erfahren, worum es im Film von den Minions ging. Auskunftsperson war diesbezüglich unser Mittlerer, der ist immer auf dem neuesten Stand, weil er in solchen Angelegenheiten Kommunikation mit seinen KollegInnen in Schule und Hort pflegt. So erfuhren wir, dass diese "drolligen" Wesen einem "Chef" ohne Wenn und Aber zu folgen hatten und bei gehorsamer Pflichterfüllung als Lohn jede Menge Bananen bekommen. Einfach g'strickt und höchst effizient. Alle wollen Minions sein. Ein großer Lebensmittelkonzern bietet seit geraumer Zeit auch "Überbackene Minions" (in unserer Sprache: Ofen-Gnocchi mit Mozzarella) an, dafür wurde bis vor kurzem auch in Großplakaten geworden. Alle wollen also Minions sein. Der Mittlere hätte nichts dagegen, der Kleine findet's doof und der Große steht drüber. So unterschiedlich können die jungen Menschen einer Familie sein ... Aber zurück zu unserer reflektierenden Wochened-Diskussion über Untertanen-Mentalität. Meine Frau und ich sind diesbezüglich wirklich Spaßbremsen, aber das ganz bewusst, denn wo sich der Spaß aufhört, da hat er aufzuhören! In vielen Gesprächen, hauptsächlich während unserer bzw. im Anschluss an unsere Mahlzeiten, erarbeiteten wir im Dialog verschiedene Sichtweisen auf's Thema. Wir erläuterten Verhaltensweisen und ihre Folgen und kamen zu tollen Erkenntnissen. In den Abendstunden hatten Reetta und ich dann, als unsere Jungs schon schliefen, noch die Gelegenheit unseres eigene Minions-Mentalität zu hinterfragen. Bekanntlich - um es mit Alice Miller zu sagen - lernt unser Nachwuchs ja nicht durch unsere Worte sondern unser Vorbild. Wer also ständig predigt zieht Prediger groß und keine "guten" Menschen. Wir erkannten, dass es auch in unserem Verhalten mehr als genug von dieser Unterwürfigkeit oder dem einen oder anderen Opfer-Dasein (Opfer der Umstände, Opfer dieses oder jener, ...) gibt. Kein gutes Vorbild also für unsere Söhne. Daran arbeiten wir nun, um die Freiräume zu erkennen, die wir in jeder Situation haben und unsere Ohnmacht in Macht zum Machen zu verwandeln. Da fällt mir abschließend noch Viktor Frankl ein, der während und aufgrund seiner Erfahrungen im Nazi-KZ eine befreiende Weltsicht entwickelt hat. Jeder Mensch ist demnach in der Lage, auch unter inhumansten Bedingungen einen Sinn im Leben zu sehen, trotzdem Ja zum Leben zu sagen und einen Willen zum Sinn zu entwickeln. Ihm gelang dies, in dem er an Vorträge und Vorlesungen dachte, die er halten würde, wenn er hier raus wäre. Wenn jemand oder etwas auf einen wartet, hat man demnach wesentlich bessere Überlebenschancen. Sein Motto: "Ihr könnt mir alles antun, aber ihr habt nie in der Hand, wie ich darauf reagiere!" Der Mensch ist zwar nie frei von seinen Bedingungen, aber frei zu seinen Bedingungen Stellung zu nehmen. Das, ihr scheinbar Mächtigen, das ist die wahre Macht!
1 Comment
wolf goetz jurjans
14/2/2016 18:00:28
Besser, schöner und klarer kann man es nicht denken und sagen.Danke.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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