In meinem Bericht über die feierlichen Feierlichkeiten des vergangenen Wochenendes habe ich doch glatt etwas vergessen. Na ja, es hätte dort wohl nicht wirklich dazugepasst. Als Kontrapunkt möglicherweise, aber ... ein eigener Beitrag dazu ist sicher sinnvoller.
Also: Samstagabend nahmen Reetta und ich die knapp dreistündige fiktive Verfilmung der Ereignisse um den angeblichen Selbstmord von Uwe Barschel im Jahr 1987 auf uns, die auf ARD ausgestrahlt wurde. Gestärkt von den Festivitäten trauten wir uns in jene Niederungen der Niedertracht, die PolitikerInnen aus Politik machen. Dennoch: es war wirklich schwer auszuhalten, was da geschildert wurde. Bevor ich die Inhalte weiter kommentiere noch etwas zum Formalen. Der Film hielt meiner Meinung nach gut die Balance zwischen den Sichtweisen, eingebracht durch die beiden Journalisten, die jeweils für die eine bzw. die andere Perspektive standen. Am Schluss kippte das Ganze zu Gunsten des Aufdeckers. Aber das ist für mich nur schlüssig, denn irgendetwas stimmt an den Ereignissen um den mutmaßlichen Selbstmord des ehemaligen Ministerpräsidenten von Schlesweig Holstein nicht. Und dies ist jedenfalls - auch heute noch - aufklärungsbedürftig. Womit ich am Titel dieses Blogbeitrages anschließen möchte: Das was PolitikerInnen aus der Politik machen ist das krasse Gegenteil von dem, was ich darunter verstehe. Vom griechischen Πολιτικά (politiká) stammend, bezeichnete der Begriff ursprünglich alle diejenigen Tätigkeiten, Gegenstände und Fragestellungen in den Stadtstaaaten (der Polis) des antiken Griechenland, die das Gemeinwesen betrafen. Auch heute noch wird sie im "Lexikon Politik" als "die die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen" bezeichnet. (Lexikon Politik. Hundert Grundbegriffe. Reclam, Stuttgart 2009, S. 205-209). Tja - und diese Regelung der Abgelegenheiten bis hin zu verbindlichen Entscheidungen kann man ja auf ganz verschiedene Weise gestalten. Und hier beginnen die verschiedenen Perspektiven und eine Reihe von Missverständnissen. Im Film jedenfalls wird für mich stimmig dargestellt, wie PolitikerInnen Politik (miss-)verstehen, nämlich zur Durchsetzung der eigenen Interessen, die sie dann als verbindliche Entscheidungen für das Gemeinwesen, also uns alle, festlegen. Die "Sache des Volkes" (res publica) aber, der wir den Namen Republik verdanken, verstehe ich anders. An anderer Stelle habe ich schon davon geschrieben, dass einiger meiner FreundInnen und Bekannten mich gerne in der Politik sehen würden. Wenn ich aber daran denke, welchen Filz es da zu beseitigen gäbe, wird mir schon beim Hinschauen ganz schwindlig. Wenn ich dann noch daran denke, wie mein Leben, inklusive derer, die mir wichtig sind, bei diesem Versuch zu entfilzen, in den Dreck gezogen würden, schaudert's mich so, dass ich nur eine Entscheidung treffen kann: Ich lass es! Der Film hat mich in dieser, meiner Sichtweise bestätigt. Er hat mir eine schlechte Nacht bereitet, um am Morgen mit vielen Fragen zu erwachen. Eine der wesentlichsten war die: "Wie gestalte ich als mündiger Bürger dieses Gemeinwesen, unseren Staat, mit?" Die eine oder andere Idee dazu kommt mir jedenfalls - und eine Hoffnung keimt in mir ob der Gründung von DiEM auf, einer paneuropäischen Graswurzelbewegung, die morgen in Berlin von ihrem prominenten Proponenten namens Yanis Varoufakis auf der dortigen Volksbühne vorgestellt wird. Ich bin jedenfalls morgen abend ab 20.30 h per Livestream dabei, um mir ein Bild zu machen. Dann werde ich weitere Überlegungen anstellen, wie ich mich - in meinem Verständnis des Begriffes - politisch einbringen kann. In Österreich gibt es seit kurzem auch eine hoffnungsvolle Bewegung namens DemoS (Demokratische Soziale initiative), die gerade drauf und dran ist, ihr Manifest namens Österreich 3.0 (derzeit nur in der gleichnamigen Facebookgruppe zum Download zu haben) zu entwickeln und noch in diesem Jahr vorzustellen. Zum Bildungsteil des Konzepts habe ich das meine beigetragen, es war ein sehr wertschätzendes, konstruktives Arbeiten in einem Rahmen, der weit über das Bestehende hinausreicht und daher zukunftsträchtig ist. Mal sehen, wo es hingeht - und wo mein Platz dabei ist. Weil nur zuschauen und kommentieren möchte ich nicht, das bin ich nicht nur mir sondern vor allem meinen Kindern schuldig!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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