Heute vor 6 Jahren haben meine Frau Reetta und ich uns zum ersten Mal persönlich getroffen. Wir folgten der Einladung einer gemeinsamen Facebook-Freundin zu einem Treffen zur Bildung einer Aktionsgruppe für Arigona Zogaj in den Keller des Cafe Weidinger am Wiener Gürtel. Die damals noch minderjährige junge Dame aus dem Kosovo war zum Gesicht einer Bewegung für einen neuen Umgang mit AsylwerberInnen geworden, nachdem die österreichischen Regierungen seit 1997, beginnend mit dem SPÖ-Innenminister Karl Schlögl, und natürlich besonders unter schwarz-blau von 2000-2007, die Asylgesetzgebung nach und nach verschärft hatten.
Das Treffen und die besprochenen Maßnahmen konnten damals allerdings nicht verhindern, dass Arigona und ihre Familie im Juni 2010 in den Kosovo abgeschoben wurden. Nunmehr aber lebt die ganze Familie bis auf den Vater seit 2012 mit Niederlassungbewilligung in Österreich. Ende gut, alles gut, so kann ich nur hoffen. Das Treffen im Cafe Weidinger konnte damals auch nicht verhindern, dass Reetta und ich uns nach etwas mehr als einer Stunde von der versammelten Gemeinschaft verabschiedeten und - auf Reettas Vorschlag hin - zu einem persönlichen Treffen im Cafe Carina an der U6-Station Josefstädterstraße verabredeten. Wir plauderten dort noch an einem Stehtisch (das Cafe war damals noch nicht im heutigen, umgebauten Zustand und es war ein Raucherlokal) bei ein paar Bier über Arigona und das Leben. Begleitet wurden wir von der Performance eines seinen Geburtstag mit einer Bühneshow feiernden Hobby-Gitarristen - ein herrliches und mir bis heute erinnerliches Erlebnis. Ich vertschüßte mich dann so gegen 10, während Reetta noch blieb. Was auch noch blieb,war der Eindruck von einer starken, selbstbestimmten Frau und ein sehr lebendiges Gefühl, zuhause angekommen zu sein. Letzteres verdrängte ich über Nacht wieder und ernüchtert schritt ich am nächsten Morgen ans (All-)Tag(s)werk. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt nicnt vorstellbar, mein bisheriges Leben aufzugeben, weil das ja bedeutet hätte, zuzugeben, dass ich mich auf allen Ebenen verrannt hatte, fern jeglichen Maßes, das mir entspricht. Nun, das Leben hat Reetta und mich in zwei weiteren Etappen dann doch zusammengeführt. Und auf den Tag genau sieben Monate nach dieser ersten Begegnung haben wir geheiratet. Happy end, nein happy beginning für die gemeinsame Fahrt aus dem Hafen der Ehe aufs wildbwegte Meer des Lebens. Und wir lernen weiterhin täglich dazu, wie wir diese, unsere Fahrt mit den drei Jungs, die mit uns unterwegs sind, gestalten können, ohne Schiffbruch zu erleiden. Eine pure Herausforderung, die es notwendig macht, das Verständnis von Fehlern endgültig neu zu definieren: sie sind nicht das Zu-Vermeidende, wie wir es in der Schule gelernt haben, sondern die Basis der Weiterentwicklung, wie es das Leben lehrt. Möglichkeiten dazu haben wir zuhauf! Also: Schiff ahoi!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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