Das schöne am Leben ist seine Lebendigkeit. Auch wenn ich mir manchmal weniger Dynamik und mehr "Ruhe" wünsche. Aber der berühmt-berüchtigte Sager meiner Mutter "Ich will endlich amal a Ruh' haben", den sie uns zeitlebens regelmäßig in die Ohren gejammert hat, den ich offenbar schon mit der Muttermilch aufgesogen hatte und der auf diese Weise zu einer Lebensprogrammierung geworden ist, ist für den lebendigen Alltag absolut kontraproduktiv.
Nichts spricht dagegene, Ruhe- oder Stillezeiten in den Tagesablauf zu integrieren, also sich etwa eine Zeit der Meditation, des "Narrenkastl"-Schauens oder des bewussten Verlangsamens zu gönnen. Aber die Verabsolutierung dieser "Ruhe"-Bedürftigkeit kann nur zu einem führen: zum Nicht-Leben eben; krasser ausgedrückt: zum Tod bereits zu Lebzeiten. Es ist verdammt hart, dieses Programm aus meinem Seelenstübchen zu bekommen, vor allem wenn die Zeiten so herausfordernd und vielfältig verlaufen wie derzeit. Es ist verdammt hart, eine Ruhe-Phase in einen solchen Alltag einzubauen, aber absolut not-wendig, im wahrsten Sinn des Wortes. Derzeit stehen familiäre Entscheidungen an (wie etwa die Schulwahl für den Mittleren, die weitere Gestaltung der Besuchskontakte zum Vater der beiden Großen, der richtige Umgang mit dem "Nein" des Größten zur Institution Schule, das zu respektieren ist und die Planung seines weiteren Bildungsweges abseits der Schule), es gilt die weiteren Vorbereitungen meiner erfolgreichen Selbständgkeit zu treffen, um das Jahr finanziell und ressourcenmäßig gut über die Runden zu bringen, es braucht die Zeit zum Abschiednehmen vom Schwiegervater; zusätzlich ist derzeit akut die nächste Sendung "Nie-mehr-Schule" am kommenden Mittwoch zu gestalten, der 3. Teil des Fortsetzungsromans von Peter und die Wolf soll bis Sonntag fertig sein und der eine oder andere Termin für's Geldverdienen in meiner Tätigkeit als Supervisor ist auch zu bewältigen. Von gemeinsamen Familienaktivitäten an diesem Wochenende sowie der abendlichen Loggiazeit mit meiner Frau, der Finanzplanung bis zum Sommer, der Steuererklärung für 2014, und, und, und ... ganz zu schweigen. Wie unschön, aber klar, dass mir mein Körper ob so vieler Gehörlosigkeit auf meine seelischen Bedürfnisse zu verstehen gibt, dass es in diesem Tempo nicht weitergehen kann. Regenerationszeiten sind gerade unter solchen AnforderungenGoldes wert und so habe ich derzeit folgende Aufgaben: öfter mal aufzustehen von meinem Sessel am Computer und ein paar Schritte zu gehen, mich anderswie zu bewegen oder einfach mal ein bisschen stehen mit Blick in die Weite des Lainzer Tiergartens, ... mal die eine oder andere Stunde früher ins Bett zu gehen, um bis 5.45 Uhr (wochentags) bzw. 6.30 Uhr (am Wochenende) ausgeschlafen zu sein, ..., regelmäßig, idealerweise zweimal täglich, meinen rückenstärkenden Qi Gong-Übungen zu frönen oder mal einfach abends auf der Loggia einfach nur vor mich hin in die Dunkelheit zu starren anstatt in mein Laptop-Display, auf dem ein interessanter Film läuft. Auf diese Weise bin ich gerade dabei, mich umzuprogrammieren, damit der mir von klein auf vermittelte Slogan vom "endlich a Ruh haben wollen" mich nicht in die Bewegungslosigkeit treibt. Zum Tod-Sein habe ich nach dem Ende meines Lebens noch sehr viel Zeit.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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