Der gestrige Tatort "Rebecca" hatte es in sich.
Zuerst war mir ja gar nicht danach, den Abend vor dem PC zu verbringen, es standen eine Menge anderer Dinge an. Dann gegen 21 Uhr haben sich Reetta und ich doch dafür entschieden, noch eineinhalb Stunden am Bodensee zu verbringen und dem Ermittler-Duo Mattes-Bezzel bei ihrem vorletzten Fall auf die Finger zu schauen. Die erste Überraschung kam gleich im Vorspann: Umut Dag führte in dieser Folge Regie. Jener Umut Dag, den ich 2014 kennen gelernt hatte, als ich für meine Deutschgruppen im Pflichtschulabschlusslehrgang eine Vorführung seines damals aktuellen Spielfilms "Risse im Beton" im Votivkino organisiert habe. Im Anschluss stellte sich Umut den Fragen des vorwiegend jugendlichen Publikums. Was mir beim Film auffiel, war die gekonnte Führung der jungen LaiendarstellerInnen. Sie wirkten authentisch und echt. Es war ein Streifen wie aus dem Leben gegriffen, so als wäre man zufällig Zeuge all dieser dramatischen Vorkommnisse und der Verstrickungen der ProtagonistInnen. Auch die Jugendlichen, die mich damals begleiteten, waren vom Thema und der Inszenierung gefesselt. In der anschließenden Diskussion gab es zwar nur sehr spärlich Fragen, aber die beantwortete der Regisseur, der Sohn einer nach Wien emigrierter kurdischen Familie, in bestem Wiener Dialekt, ehrlich und charmant. In diesem Gespräch träumte er auch davon, einmal einen Tatort zu inszenieren, meinte aber, dass man da nicht so leicht zum Zug komme. Jetzt, knapp einheinhalb Jahre später aber war es dann doch soweit. Und Umut Dag hat aus meiner Sicht seine ganze Qualität endlich auch einmal einer ganz, ganz breiten Öffentlichkeit (allein in Deutschland schauten mehr als 11 Millionen Menschen zu)zeigen können. Das freut mich wirklich sehr für diesen mir sehr sympathischen Mitt-Dreißiger, dessen Arbeiten bisher sicher nur wenigen bekannt waren. Auch im Tatort zeigte sich für mich sein ganzes Geschick, vor allem die junge Hauptdarstellerin Gro Swantje Kohlhof zu einer herausragenden Perfomance zu führen. Zudem zeigte sich seine ganze Sensibilität mit der er das höchst brisante und emotionale Thema umsetzte. Da war kein bisschen Zuviel, wie etwa unnötiger Voyeurismus, aber auch niemals zuwenig, was die Sache verharmlosen hätte können. Das ganze Team war unter seiner Regie diesmal wesentlich lebendiger und authentischer, was dem vielkritisierten Konstanzer Kommissaren sicher gut getan hat. So wünsche ich Umut und uns noch viele Filme dieser Qualität und natürlich den einen oder anderen Tatort, bei dem er Regie führen darf. Und die LeserInnen meines Blogs lade ich herzlich dazu ein, sich auch Zeit für seine beiden anderen Langfilme "Kuma" und "Risse im Beton" zu nehmen. Es zahlt sich mehr als aus!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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