Gestern war einer dieser Tage. Wie sich ja Wochenenden und Ferienzeiten immer auch besser dazu eignen, zu sich selbst zu kommen. Und das ist bei weitem nicht immer angenehm.
Gestern also war einer dieser unangenehmen Tage, in denen mir bewusst wurde, dass unsere Gesellschaft zwar mittlerweile so weit ist (Stichwort "G'sunde Watsch'n") körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch deren Eltern oder Bezugspersonen zu sanktionieren. Wenn es sich aber um seelische Übergriffe und Grenzverletzungen handelt, schaun die meisten von uns weg, aus meiner Erfahrung sogar beim Jugendamt oder bei Gericht. Schlimmer wird's dann noch bei Trennungskindern, denn wie soll es bewiesen werden, dass man zum Kindeswohl handelt und nicht um dem/der Ex eins reinzuwürgen. Meine eigenen Erfahrungen aus der Kindheit haben mich für dieses Thema sehr sensibel gemacht. Ich leide immer mit, wenn ich Kinder in diesen Situationen begegne und derartige Übergriffe wahrnehme. Wenn ich dabei bin, kann ich sie sofort ansprechen; wenn ich sie erzählt bekomme, dann wird es aus oben genanntem Grund schon schwieriger. Manchmal verunmöglicht eine Situation, in der sich Kinder befinden, sogar jegliches Eingreifen, weil es die Situation möglicherweise noch schlimmer macht. Ich schreibe hier bewusst um den heißen Brei herum. was sonst nicht so meine Art ist, weil ich die Würde der Betroffenen nicht verletzen möchte. Der gestrige Tatort ("Kälter als der Tod")war einer der ganz tiefgehenden Darstellungen einer schier ausweglosen Situation. In seiner Überspitzung jedenfalls hat er die Not davon betroffener Menschen eindrucksvoll dagestellt. Den Emotionen kann nichts hinzugefügt werden. Blaue Flecken tun weh, auch auf der Seele. Und sie verheilen erst dann, wenn es in mühevoller (therapeutsicher) Arbeit gelungen ist, die Ereignisse zu integrieren, also als Bestandteil des eigenen Lebens zu sehen. Akzeptanz des Erlebten, das Bestandteil der eigenen Geschichte ist, die nicht umgeschrieben werden kann, ist nötig. Das Verzeihen ist aus meiner Sicht kein notwendiger Schritt zur (Ver-)Heilung; es ist oft sogar kontraproduktiv. Was aber wirklich wichtig wäre, ist die Akzeptanz dieser Seelenwunden durch die für Kinder verantwortlichen öffentlichen Stellen: Obwohl blaue Flecken auf der Seele, die keiner, der nicht dabei war, sehen kann, ein (Kinder-)Leben nachhaltig beeinträchtigen, sind sie für Gerichte und Jugendämter leider kein Grund, Kinder zu schützen. Da wäre wohl Flucht oft das einzige, das dem gerecht werden könnte. Aber ist das die Lösung? Ich bin ratlos ...
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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