Gestern Abend auf Servus TV sahen meine Frau Reetta und ich die 2004 gedrehte Verfilmung des ersten Abschnitts von John Irvings Roman "Widow for one year" unter dem Titel "The door in the floor - Die Türe der Versuchung".
Wenn man das ganze Werk des Autors betrachtet, dann ist die Wahl für die filmische Inszenierung verständlich, aber eben auch zu kurz gegriffen. Während das Buch die Geschichte der Ruth Cole erzählt, führt uns der Film in das Leben ihrer Eltern Ted und Marion. Ruth bleibt am Schluss als Vierjährige in den Händen des neuen Gärtners, während ihre Mutter sich längst aus dem Staub gemacht hat und ihr Vater gerade die besagte Tür im Boden öffnet und unter seinem Sqash-Court verschwindet - für immer? Der Film lässt das offen, im Buch bleibt er am Leben und stirbt erst viele Jahre später durch eigene Hand. Nun lässt mir diese ominöse Tür noch keine Ruhe, Reetta und ich haben heute schon das eine oder andere Mal darüber diskutiert. Bisheriger Succus: Marion Cole ist nach dem tödlichen Autounfall Ihrer Zwillings-Söhne "aus dem Leben gechieden", das heißt sie leidet unter einer schweren Depression, die si tatsächlich immer wieder körperlich erstarren lässt. Offenbar gibt sie auch ihrem Mann Ted die Schuld, da er das Rückfenster und die Rücklichter des Autos nicht vom Schnee befreit hat und dieses beim Linksabbiegen von einem dahinter fahrenden Schneepflug übersehen und in zwei Teile zerstückelt wird. Ted wiederum ergreift die Flucht nach vorne mit Wein, Weib und Gesang. Um seine Frau endgültig loszuwerden engagiert den jungen, angehenden, dem älteren Zwillingssohn ähnelnden Schriftsteller Eddie, der sich prompt in Marion verliebt. Die Affäre der beiden nutzt Ted, um das Sorgerecht für seine Tochter zu gewinnen. Womit er nicht rechnet ist, dass Marion eines Tages fast alles liegen uns stehen lässt und fortgeht. Allerdings nimmt sie sämtliche Fotos der beiden Söhne mit, die die Wände des ganzen Hauses bedeckt hatten und ebenso deren Negative. Ted's Pyrrhus-Sieg führt dazu, dass er nach einer Squasch-Partie gegen sich selbst eben jene Falltüre unter dem Squash-Court öffnet und verschwindet. Geht er jetzt in die Depression, stellt er sich seinem Unterbewusstsein, versucht er jetzt in seiner Vergangenheit zu verschwinden, um sie zu bewältigen, vielleicht sogar zu integrieren? Wir wissen es nicht. Da der Film für sich steht, ist es auch unerheblich wie das Buch weitergeht, aber wir werden natürlich versucht, es als Lösung zu sehen. Und die ist nicht so wie das bisher von Reetta und mir Erdachte. So bleibt "The Door in the Floor" also (derzeit) weiter eine Tür ins Geheimnis.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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