Was ist der Mensch doch für eine „besondere“ Spezies. Was hat der Mensch doch – trotz anderer Erfahrungen – immer noch den Anspruch die Krone der Schöpfung zu sein und daher die Erde nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Wohin das führt, sehen wir tagtäglich, vor allem jene, die sich trotz ihres Menschseins mit der Natur verbunden, sich als ein Teil von ihr fühlen.
Nun geht es also wieder einmal um den Wolf, wie orf.at berichtet. Bauernvertreter wollen Südtirol, Tirol und Bayern zur wolffreien Zone machen und den Abschuss der Tiere ermöglichen. Der Wolf aber ist eine jener Tierarten, die in der EU (derzeit noch) unter Schutz steht. Dessen unberechtigter Abschuss kann sogar mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet werden. Der WWF sieht das Problem nicht beim Tier, sondern in der ungeschützten Weide- und Herdenhaltung der Nutztiere, vor allem der Schafe. In meinen Ausführungen möchte ich heute in aller Kürze einen anderen Blick auf die Natur und hier vor allem den Wolf richten, der uns ja schon im Märchen das das „personifizierte“ Böse vor Augen geführt wird. Der Mensch erlebte die Natur in ihrer Macht und Gewalt immer schon als feindselig und versuchte sie in den Griff zu bekommen. Das gelingt ja heutzutage auch in einem noch nie dagewesenen Ausmaß, allerdings oftmals durch Zerstörung. Diese Vernichtung der uns umgebenden Natur aber bringt letztendlich bloß eine Vernichtung des Menschen, der sich seines Status, ein Teil eben dieser von ihm bekämpften Natur zu sein, trotz aller Bemühungen nicht entziehen kann. Es ist und bleibt Illusion, dass unsere Spezies nichts mit dem „primitiven“ Teil der Schöpfung zu tun hat und gottähnlich über den Dingen schwebt. Die Bekämpfung und die damit verbundene Zerstörung des Ungezähmten, Wilden zeigt unseren Umgang mit den uns innewohnenden, von uns oft als Schattenseiten erlebten Trieben. Diese brechen sich, vor allem wenn sie verdrängt oder unterdrückt werden, immer wieder Bahn und führen dann auch zu Systemen, die wir als gottgegeben ansehen, obwohl sie menschengemacht sind. Hier möchte ich das derzeit herrschende Wirtschaftssystem oder auch unser verschultes Bildungssystem als Beispiele anführen. Überall wird versucht dem Urtümlichen, das aber auch die Kreativität und den ganze Schatz der Menschheit beinhaltet, den Garaus zu machen. Unsere Gesellschaften leisten sich als Ventil den einen und die anderen KünstlerInnen, selbst aber versucht jedeR seinen eigenen Schrebergarten zu pflegen und den NachbarInnen nur ja nichts von den eigenen, ungewollten Tiefen und Untiefen zu zeigen. Der Wolf in uns ist es, den wir im Außen bekämpfen wollen, anstatt ihn in unserem Innen zu zähmen, also zu integrieren. Dazu braucht es jede Menge (Selbst-)Reflexion, die nicht nur Zeit kostet, sondern auch einen Haufen Mut erfordert. Diese Zeit haben wir derzeit (noch) nicht, weil wir, um existieren zu dürfen, derzeit auf Erwerbsarbeit angewiesen sind, sei sie auch noch so entfremdet und sinnentleert. Die derzeit voranschreitende Digitalisierung macht es aber bald notwendig, die Existenzsicherung der Massen auf andere, neue Beine zu stellen. Vor einem bedingungslosen Grundeinkommen fürchten sich die Verantwortlichen deswegen, weil sie den aufgrund der sinnentleerten Erwerbsarbeit sich selbst entfremdeten Menschen nicht zutraut, dass sie mit einer Grundsicherung sinnvolles anzufangen wissen. Dazu kommt noch, dass Menschen, die sich dann tatsächlich Zeit zum Nachdenken nehmen, schnell erkennen werden, dass in dieser Welt jede Menge schiefläuft. Und wenn der auf diese Weise aufgeweckte Wolf in uns auf die „Schafe“ der Gesellschaft ungezähmt losgelassen wird, na dann … Wahrscheinlich würden die Verantwortlichen dann auch zu jenen Mitteln greifen, die sie sich derzeit für die Wölfe überlegen. Probater aber wäre es, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, dass die Menschen (wieder) zu sich selbst finden, um ihren Stellenwert in der Natur zu erkennen und um ihre Aufgaben in der und für die Gesellschaft zu wissen. Dazu gehört für mich eine umfassende Bildung, die den Namen wirklich verdient, und die uns Menschen in Selbständigkeit und Eigenverantwortung führt, so dass wir unseren Beitrag zum Wohle der Gemeinschaften, in denen wir leben, leisten können. Dann, und nur dann, muss der Wolf (in uns) nicht mehr getötet werden, ist er doch integrierter Bestandteil unserer Natur.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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