Wäre mein Leben eine Novelle, dann hätte es als Wendepunkt (in der Mitte ?) eine neue, unerhörte Begebenheit. Novellentheorien hin und her, möchte ich diese, von Goethe 1827 in seinem Gespräch mit Johann Peter Eckermann formulierte Sichtweise zu Grunde legen. In seinem Werk Novelle spricht er sogar von einem seltsamen, unerhörten Ereignis.
Also, gesetzt den Fall, mein Leben wäre eine Novelle, und ich hätte schon mehr als die Hälfte desselben hinter mir, dann kann ich in den vergangenen Jahren nur einen solchen Wendepunkt ausmachen; also genauer gesagt, ein neues, unerhörtes Ereignis, das zu einem entscheidenden Wendpunkt wurde. Denn Wendepunkte anderer Art gab es genug. Es geschah also vor mehr als vier Jahren, dass eine Frau in mein Leben trat - meine Frau. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich mit Beziehungen abgeschlossen. Ich wollte allein leben oder ins Kloster gehen, auf jeden Fall wollte ich meinem bisherigen Leben ein Ende setzen. Und - es ist wirklich zum Lachen (aus ganzem Herzen)- da begegnete ich dieser ansprechenden Frau auf Facebook. Wir fanden uns, weil wir gleiche Ideen hatten, Humor und jede Menge Stoff zum Chatten. Unser Schicksal war Arigona Zogaj, für deren Verbleib in Österreich wir uns virtuell einsetzten. Und dann auch persönlich. Im Keller eines Cafes am Gürtel. Dort trafen wir einander zum ersten Mal live. Geschehen war's. Meine Pläne aufgehoben. Ein für alle mal. Sie platzte in mein Leben, als es zu Ende schien. Und ich ließ mich ein auf die Wendung, die mein Leben nahm. Ein Zu-fall. Ein Geschenk (des Himmels?). Wäre mein Leben eine Novelle, dann hätte es jene Wendung genommen, die eine Novelle braucht, um eine zu sein - um erfolgreich zu sein. Wäre diese Wende in der Mitte passiert (sie kann es theoretisch ja überall, aber die Mitte hat auch in der Novelle ihren besonderen Stellenwert), dann lebte ich jetzt meine zweite Lebenshälfte an der Seite dieser, meiner Frau. Und dann hätte ich mindestens das halbe Leben mit ihr geteilt, die mich so leiden kann, wie ich bin, die mich so lieben kann, wie keine andere und die ich so zu lieben weiß, wie ich es nie zu glauben gewagt hätte. Zum Ende klingt die Handlung aus und die Zukunft der Protagonisten wird angedeutet, so die Theorie. Wenn mein Leben einst ausklingt, dann wird meine und unsere Zukunft wohl auch nur angedeutet werden. Denn was kommt nach diesem Leben? Nun aber ab in die Gegenwart. Genussvoll in die Fülle dieses Lebens - mit dem Geschenk dieses Lebens an mich: diese, meine Frau!
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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