Am 7. Mai habe ich an dieser Stelle schon einmal über die Zeit geschrieben, die stehen bleibt. Heute handelt es sich zwar auch um ein Uhr, die seit langem die gleiche Zeit zeigt, aber die Dinge liegen hier grundsätzlich anders.
Betritt man den Uni-Campus Wien von der Garnisongasse her, gelangt man in den Hof 9 und wird, wenn man den Kopf zum Himmel hebt, einer alten, aber äußerlich tadellos in Stand gesetzten Uhr ansichtig. Bloß, sie zeigt immer nur die eine Zeit: eins nach zwölf. Da ich den Weg des öfteren gehe, mache ich mir so meine Gedanken: High noon ist der eine, die Geisterstunde ein weiterer und eins nach zwölf statt fünf vor zwölf ein anderer. Alle lassen sie sich gut in das Trauerspiel um die Uni Wien integrieren, die nicht erst seit der Rektor Engel heißt, großteils jenseitig ist. Die Geschichte der österreichischen Bildungspolitik, die eigentlich ja keine ist, findet nach der Tragikomödie in den Kindergärten und dem Drama um die Schulen an den Unis ihren finalen Höhepunkt. Der Weg aus der Misere ist so einfach wie kompliziert: wir starten eine Bildungsoffensive, die - wie andere Länder, etwa Polen - schon vorgezeigt haben, innerhalb eines Jahrzehnts eine Trendwende einleiten und Österreich zu einem europäischen Bildungsmusterland machen. Ideen haben die Experten schon genug geliefert. Die Politik ist aufgerufem, die dafür nötigen Resourcen zur Verfügung zu stellen. Der Weg aus der Misere ist aber ebenso kompliziert wie einfach: die Verantwortlichen im Land haben kein Interesse an gebildeten BürgerInnen, weil dann ihre Tage an der Macht gezählt sind.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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