In den letzten vier Wochen lag die Welt dem Götzen Fußball zu Füßen. Was wurde da in dieser Zeit nicht alles unter den Teppich gekehrt, den weltpolitischen aber auch den ganz persönlichen. Großereignisse wie dieses dienen heutzutage mehr denn je dazu, das Volk mit Brot und Spielen ruhig zu stellen. Da greift man gerne schon mal in die leere Kassa, um sich den neuesten Flatscreen zu kaufen oder schlägt sich die eine oder andere Nacht um die Ohren. Auch der Alkohol darf bei einem solchen Fest heftiger fließen, sonst wäre es ja keines.
Seit gestern abend ist die Welt um eine kleine, aber entlarvende Skurrilität reicher. Da schießt doch glatt ein Deutscher, der auf den klingenden Namen Götze hört, das Goldtor und damit Deutschland zum ersten Fußballweltmeistertitel seit 24 Jahren. Da wird dem achtsamen Beobachter mit einem Mal klar, dass sich hier das Schicksal einen Streich erlaubt hat. Zu Götzes Füßen liegt nun zumindest eine Nation, wenn nicht auch andere deutsche Fans aus anderen Ländern. Die anschließenden Feiern, die eine Nacht lang, ganz Deutschland wach hielten, glichen einem exzessiven Gottesdienst, wie ihn keine der gegenwärtig existierenden Kirchen zu leisten im Stande ist. Bloß, dass Gott hier nicht im Spiel ist, denn sonst hätte ja Argentinien gewinnen müssen. Na ja, schränken wir es ein: der katholische Gott war nicht im Spiel und auch die Gebete des gegenwärtigen Papstes haben offensichtlich nichts genützt. Maximal war der protestantische Gott im Spiel, der wird aber nicht so vor sich hergetragen wie der aus der anderen Fraktion. Letztlich egal, denn eigentlich ist all das, als Götze(n)-Dienst enttarnt. Und das ist auch gut so. Denn das Leben findet weder in der Hoffnung auf ein himmlisches Paradies statt noch im Taumel oder der Enttäuschung, die ein WM-Finale verursacht. Das Leben ist einzig und allein im HIER und JETZT. Und es hat auch keinen Sinn, denn es ist der Sinn.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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