Ferien. Und keine Verpflichtungen. Also, genauer gesagt: keine Termine neben den alltäglichen Verpflichtungen. Da lasse ich doch glatt eine alte Tradition aufleben, die ich im letzten Lebensjahrzent völlig vernachlässigt habe, vernachlässigen musste. Musste ich wirklich ... ? Also, lasse ich sie wieder aufleben, weil jetzt Zeit dafür ist, weil ich mir jetzt Zeit dafür nehme.
Die Ferien habe ich immer zum Lesen benutzt. Quer durch den Gemüsegarten der Literatur und Bellestrik. Und da finde ich doch an meinem letzten Unterrichtstag im offenen Bücherschrank an der Volkshochschule den Bestseller Der Schwarm von Frank Schätzing. Und beginne in eine fremde Welt einzutauchen, jene der Meere, wenn ic h es durchhalte, engbedruckte knappe 1000 (eintausend!) Seiten lang. Bewundernswert, bin ich doch ein Meister der Poesie und der Kurzprosa. Gut. Sätze wie "Das Garnelenfleisch verschwand zwischen zwei Reihen ebenmäßiger Zähne" werde ich nie schreiben. Sie sind entbehrlich, Nicht aber offenbar, wenn man Thriller schreibt. Ein deutscher Schriftsteller, der Sätze wie in amerikanischer Thriller-Autor aus den 80ern schreibt. Wohlvertraut. Ich verschlang diese Bücher als Jugendlicher und junger Erwachsener. Und dann beginnen meine Gedanken um die Sprache und die Sprachen zu kreisen. Das Buch spielt in Norwegen, in Peru und in Kanada, so weit ich es halt bisher gelesen habe. Die Menschen sprechen alle die gleiche Sprache. Der Autor legt ihnen deutsche Sätze in den Mund. Aber, denke ich, müssen nicht Peruaner andere deutsche Sätze sprechen als Norweger und Kanadier? Ja, sie sollten! Denn - so weiß ich aus dem aus meiner Frage resultierenden Gespräch mit meiner Frau, der Übersetzerin finnischer Literatur ins Deutsche - jede Sprache hat ihre eigene Sprache. Wortstellung, Wortwahl, Metaphern, Sprachstil, etc. pp. Nur wie machen, wenn ich etwa Texte schreibe, die in Finnland spielen, in denen Finnen zu Wort kommen, wenn sie denn sprechen wollen? "Lies eine gute Übersetzung!", so meine Frau. Und ich dachte schon, ich müsste jetzt Finnisch lernen, um Finnen in meinen Texten Worte zu verleihen. Gut so, dass ich eine Fachfrau an meiner Seite habe. Da kann ja jetzt nichts mehr schiefgehen - und es gibt keinen Grund mehr, davor zurückzuschrecken, auch mal "Finnisches" zu schreiben.
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Hinweis:
Meine Meinung zu aktuellen Themen habe ich bis 1.9.2015 im Blog "Mein Senf zu allem" veröffentlicht. Seither habe ich sie auf dieser Seite in meine Tagebucheinträge integriert.
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Juli 2019
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