Es gibt bekanntlich solche und solche Tage, und mir – und ich glaube jeder/jedem – sind solche Tage lieber als solche. Ein wirklicher Neubeginn ist immer nur möglich, wenn alle Beteiligten mitspielen und wenn sie Vergangenes loslassen können. Leider gibt es in meinem Leben zwei Menschen, die mir seit mehr als 10 Jahren das Leben schwer machen – und trotz aller meiner Bemühungen tauchen sie plötzlich und unerwartet mit Forderungen auf, die ich nicht erfüllen mag, weil auch wenn ich sie erfüllte, wäre keine Ruhe. Sie haben eine – sagen wir es freundlich – komplexe Persönlichkeit und ich bin der einen seinerzeit auf meinem Selbstfindungstrip Ende zwanzig, Anfang dreißig auf den Leim gegangen, die andere hat meine Liebste vor zehn Jahren in unsere Beziehung mitgebracht. Wie sich unsere Leben in der Vergangenheit doch beziehungstechnisch glichen.
Nun kämpfen wir – um unser Leben. Es gibt auch diesbezüglich solche Tage und solche. An den einen ist die See ruhig, die Sonne scheint und es scheint alles klar und deutlich, es geht schnell voran und das eigene Leben hat die Oberhand; an den anderen bricht aus dem Nichts ein Sturm los, der dir den Atem raubt und das Meer aufbrausen lässt, als gäbe es kein Morgen. Es sind in der Regel die inneren Stürme, die durch Äußeres in Bewegung gebracht werden – und die rauben dir die Zuversicht. An solchen Tagen ist es nicht leicht ins Auge des Orkans zu gelangen, wo du in Stille und in deiner Kraft ausharren kannst, bis der Wahnsinn vorbei ist. Und es gibt solche Tage, wo beide komplexen Persönlichkeiten sich offenbar miteinander verschworen haben und meine Liebste und mich so beschäftigen, dass wir einander nicht wirklich beistehen können. Gerade also ist das doppelte Sturmtief KA mit seiner hypnotisierenden und unsere Leben paralysierenden Wirkung losgebrochen, es wird uns noch einige Tage beschäftigen. Die Chancen, dass es danach ein für alle Mal aus unseren und unserem Leben verschwunden ist, stehen schlecht. Und die Kräfte erlahmen zum Teil schneller als noch früher, zehn Jahre sind eine lange, auszehrende Zeit. Also gilt es wieder den Fokus auf die Gegenwart, die unsere Zukunft in sich trägt, zu lenken, Vergangenes als solches wahrzunehmen und auch dorthin zurückzuschicken, wenn es sich anlässt, Gegenwärtiges zu besetzen. Dieser Kampf ist ein inneres Geschehen mit Wirkung aus dem und ins Außen, das sich konkreter Worte entzieht. Daher lässt es sich momentan nicht besser beschreiben. Im Außen ganz normaler Alltag, die Kids, der Fußball und das Wachen und das Schlafen und das Träumen. Cesare Paveses letzter Tagebucheintrag endet mit den Worten „Ich werde nicht mehr schreiben“. Ich möchte den Eintrag zu diesen Tagen mit folgenden Worten enden lassen: „Ich werde wieder schreiben, immer wieder, bis alles beschrieben ist – und ich leer in die Fülle meines Lebens eintauche.“
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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