Lyrik war angesagt, besser gesagt die Analyse eines lyrischen Textes, insbesondere dessen formale Untersuchung. Ich bot den Lernenden Erich Kästner‘s Handstand auf der Loreley an. Es begeisterte, so wie es mich immer wieder aufs Neue begeistert. Kästners Gedichte sind überhaupt etwas, das mir sehr, sehr gut gefällt. Mit Humor und Augenzwinkern aber beinhart analysiert er die Umtriebe der Gesellschaft, er wird darin für mich zum Hofnarren der Moderne, einer wie er fehlt schmerzlich und mir gelang bislang kein einziger Versuch in seine Fußstapfen zu treten, sie sind mir viel zu groß und allein der Gedanke darin reicht an Größenwahn. Dennoch gilt es für de Dichter immer auch, sich mit den Großen zu messen, nicht aber sich mit ihnen zu vergleichen.
Da meine Stunden aufgrund geringer Beteiligung diesmal bereits zur Halbzeit endeten, konnte ich mich noch mit meinem Ältesten in ein vertiefendes Gespräch zu seinem (vermeintlichen?) Handyverlust einlassen, das uns auch in ganz andere Lebensbereiche aus seiner Vergangenheit, aus unserer Vergangenheit und seiner Zukunft führte. Ein Gespräch unter Männern, das aufgeregt begann und gemütlich endete. So geht Familie. Ich bin stolz auf uns. Am nächsten Morgen war die Gestaltung meiner aktuellen Ausgabe von „Nie-mehr-Schule – dem Magazin für alle, die Bildung verändern wollen“ angesagt. Neben dem Beitrag über Sonja Brauners Buch „Geniale Resilienz“ wollte ich auch einen kurzen Stimmungsbericht über Schule und Kindergarten, speziell den Restart im Pflichtschulbereich, bringen. Ich recherchierte und stieß auf eine unsägliche Formulierung des Herrn Bildungsministers, der sich doch tatsächlich – und ich denke mit voller Überzeugung – so ausdrückte, dass ihm das Öffnen der Schulen jedenfalls ein „tiefes Anliegen“ sei, gerade aus den Gründen, „dass es nicht zu einem Humankapitalverlust großen Ausmaßes kommt.“ Entlarvend. Wenn du schon als Schüler*in zum Humankapital verkommen bist, dann darfst du dich nicht wundern, dass der „Input“ – auch Unterricht genannt – zu einem solchen „Output“ führt. Und wieder kein Protest. Oder sind alle Beteiligten dankbar, dass die jungen Menschen dieses Landes zum Funktionieren gebracht werden? Vormittags noch einer der beiden wöchentlichen Einkäufe im örtlichen Gewerbepark, nach einem schnellen Mittagessen gestalte ich Teil zwei der Sendung, gebe noch meinem Senf zur aktuellen Situation im Schulsystem an und kündige an nach mehr als fünf Jahren und knapp 70 Sendungen mir bis Juni zu überlegen, ob ich Sendeschluss mache. Nicht allerdings ohne neue Pläne in petto zu haben. Ich informiere gleich danach den Programmchef von Radio Orange, er bedauert aber freut sich auch auf die neue Sendereihe. Aber mehr sei noch nicht verraten, denn erst in der Juni-Sendung möchte ich die Sache öffentlich machen. Ich lese auf orf.at davon, dass sich die Eltern wünschen, dass im Sommer für ihren Nachwuschs Feriencamps veranstaltet werden. Ich finde das traurig, aus mehreren Gründen: zum einen, weil Eltern, auch wenn sie intensiv Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen, daran dadurch gehindert werden, weil sie ein Erwerbseinkommen erzielen müssen, um existieren zu dürfen, Kinder und Familie allein genügt nicht; zum anderen wegen jener jungen Menschen, die sich mehr Zeit mit ihren Eltern wünschen und die ihre Zeit nicht irgedwo mit irgendwem verbringen wollen, sondern in und mit der Familie. Es gibt auch Erfreuliches, die Fußballbundesliga wird wieder losgehen. Bin schon gespannt, ob es dem ORF gelingt, sich trotz der Sky-Übermacht die Rechte für die eine oder andere Liveübertragung zu sichern. Würde mich freuen.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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