Der neue Lebenstag begann mit einer Familien-Planungsbeprechung für das Wochenende. Da ich mich von den Aktivitäten des vergehenden Tages sehr erschöpft fühlte, machte ich mich zum Schriftführer des Meetings. Es galt unseren Ältesten beim Putztag und den Abendessensdiensten zu ersetzen, da er einen Comic-Zeichenkurs gebucht hatte und an beiden Wochenendtagen den ganzen Tag über auswärts weilen würde. Ebenso waren der Speiseplan für die kommende Woche und die dazugehörige Einkaufsliste zu erstellen. Alle halfen gut zusammen, so dass diese Herausforderung innerhalb kurzer Zeit bewältigt war. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass unsere Familie in den letzten Wochen zusammengewachsen ist und die Weichen von allen Beteiligten auf Kooperation gestellt wurden.
Nachdem ich unseren Jüngsten mit der „Unendlichen Geschichte“ versorgt und wohlbehalten ins Bett gebracht hatte, widmete ich einem nächsten Buch von Juli Zeh, diesmal in der Hörbuchversion. „Neujahr“ erzählt die Geschichte eines Familienvaters, der an Panikattacken leidet, im Familienurlaub mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auf Lanzarote. Am Höhepunkt seiner Radfahrt in einen fünfhundert Meter höher gelegenen Ort, landet er an einem Haus, das ihm einer traumatischen Erfahrung aus seiner Kindheit in Erinnerung ist – was er bis zu diesem Zeitpunkt ins Unterbewusstsein verdrängt hatte. Der Autorin gelingt es auch diesmal die Ereignisse eindrucksvoll und unter die Haut gehend zu erzählen. Möglicherweise war das nicht die ideale Gute-Nacht-Lektüre nach einer so anstrengenden Woche wie der vergangenen. Ich wachte gegen zwei Uhr morgens schweißgebadet und voller Todesangst auf. Diesmal in voller Bewusstheit – und nicht wie bis vor einigen Jahren so oft von heftigen Panikattacken geschüttelt. Nach einigen Minuten löste ich mich aus dieser Schockstarre, stand auf, genehmigte mir ein Glas Wasser und setzte mich an den Schreibtisch, um zwei Lebenstage in meinem Blog zu beschreiben. Es war ein heilsames Aufsetzen in der Gegenwart – und das schlimmste war innerhalb der beiden Stunden, die ich dafür aufwendete, überstanden. Der Morgen begann sehr früh – so wie geplant. Ich hatte mich bereit erklärt, den Familieneinkauf im Super- und im Drogeriemarkt zu erledigen, diesmal in umgekehrter Reihenfolge als zwei Wochen zuvor als ich in den Strom der Einkaufenden und fast unter deren Einkaufswagenräder gekommen war. Die Übung gelang und 45 Minuten nach meinem Aufbrechen war ich mit allem, was wir bei der Zusammenstellung der Einkaufsliste für nötig erachtet hatten, wieder zuhause angelangt. Nach einem kleinen Frühstück – diesmal nur ein schnelles Müsli und ein Häferl Kaffee – machte ich mich an Aufgabe zwei an diesem Vormittag: Ich putze das Wohnbüro, ich putzte das Badezimmer und ich unterstützte Junior 3 beim Wiederherstellen der Ordnung in seinem Zimmer. Knapp zwei Stunden später war ich bereit, das Mittagessen zuzubereiten, es gab Hot Dogs – eine einfache Sache. Zwischendurch gab es noch eine kleine Aufregung um unseren Ältesten, der sich schon frühmorgens mit dem Zug auf die Reise zu seinem Comic-Zeichenkurs begeben hatte. Offenbar war er zwischenzeitlich unsicher geworden und hatte in der Not weder seine Mutter noch mich angerufen, sondern seinen Vater in Berlin. Dieser bedachte meine Liebste wieder einmal mit einem Schwall – um es freundlich auszudrücken - „besorgter“ Kurznachrichten. Es hieß cool bleiben, was mir besser als meiner Frau gelang. Über dieses „Sorgenspiel“ zwischen Sohn Nr. 1 und seinem Vater, das absoluten Kontrollcharakter hat, habe ich schon früher geschrieben. Es endete damit, dass unser Ältester – als er pünktlich und wohlbehalten beim Zeichenlehrer angekommen war – seine Mutter anrief, und sie bat, seinen Vater zu verständigen, damit der sich „keine Sorgen machen“ müsse. Punktum. In einer kurzen Mittagspause hörte ich weiter Juli Zeh. Für 14 Uhr hatte sich meine jüngere Tochter angesagt, sie war meiner Einladung zu einer Plauderstunde beim Spazierengehen mit anschließender Jause im Familienkreis gefolgt. Und pünktlich stand sie vor der Tür. Wir begaben uns in den Auwald, umrundeten meinen Heimatort von links und von rechts und landeten zwei Stunden später bei Kaffee und Linzertorte bei mir zuhause. Unsere Gespräche drehten sich um Vieles, unter anderem den bevorstehenden Schulstart, Schule an sich, Wetter und Natur, Energetik und Familie. Auch bei der Jause ging uns der Gesprächsstoff nicht aus, es beteiligten sich dabei auch unser Jüngster und meine Liebste an der Plauderei. Die mehr als drei Stunden ihres Besuchs vergingen wie im Flug und hinterließen bei uns allen – aber auch bei ihr, wie sie später via whatsapp mitteilte – einen bleibenden Eindruck. Und da an diesem Nachmittag – parallel zum Besuch meiner Tochter - die Deutsche Bundesliga gestartet hatte und damit König Fußball endlich auch in unserem Leben wieder Fuß zu fassen beginnen konnte, setzten sich mein Jüngster und ich vor den Laptop und schauten uns die ARD-Sportschau mit der Zusammenfassung der Spiele dieses Tages an. So kam der aktuelle Lebenstag zu einem ihm gebührenden Ende!
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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