Die Sehnsucht nach Sauna siegte. Als seit knapp 10 Jahren angeheirateter Finne lernte ich die segnenden Wirkungen dieser finnischen Institution in der Osterwoche 2011 kennen, da ich das erste Mal gemeinsam mit meiner Liebsten das Land im hohen Norden zum ersten Mal bereiste, Seither wollte ich sie nicht mehr missen, musste es aber immer wieder über einen längeren Zeitraum. Unser Plan, einmal im Jahr für mehrere Wochen im Sommer in Finnland zu sein, wurde viel zu oft vom Leben durchkreuzt. Gerne erinnere ich mich daher an dieses Jahr elf nach der Jahrtausendwende, denn wir verbrachten im August noch mehrere Wochen zu fünft in Suomi – und bei dieser Gelegenheit lernte unser damals erst knapp 6 Wochen alter jüngster Sohn auch gleich kennen, was es zu saunieren heißt, nämlich auf original finnische Art. Da gibt‘s kein Pi-pa-po im Hinblick auf die Aufgüsse und das in unseren Breiten allseits beliebte Wacheln kennt in Finnland keiner. Ich fand das von Anfang an sehr sympathisch. Und auch im Hinblick auf das „heiße“ Thema gemischte Sauna gibt es klare Regeln. Familie geht gemeinsam, alle anderen Männer und Frauen getrennt. Und: es gibt „Vasta“, ein aus Birkenzweigen zusammengebundenes Büschel, mit dem man sich nach dem Aufguss den gesamten Körper abklopft: herrlich aromatisch und wunderbar belebend. Besonders liebe ich es, während eines Aufgusses mein Gesicht darin zu vergraben und den Duft der Birken einzusaugen.
Nun mussten wir aber eben viele Monate, manchmal sogar Jahre darben. Als wir noch in der Hauptstadt wohnten, fanden wir eine Gelegenheit regelmäßig eine Sauna zu besuchen, im Winter nutzen wir die Gelegenheit meist einmal wöchentlich. Aber die Hitze eines Elektroofens unterscheidet sich doch markant von der angenehmen Wärme eines Holzofens. Und als wir dann aufs Land zogen, war klar, dass wir so bald wie möglich eine Sauna haben wollten. Ein Jahr nach unserem Einzug fanden wir dann unsere Lösung: wir erwarben ein Saunazelt der Firm Savotta, das nun unseren Garten ziert und uns winters wie sommers in den Genuss des Gesundschwitzens bringt. Und da drinnen kommt man auch auf ganz normale Saunatemperaturen zwischen 80 und 100 Grad. Nur die Vasta fehlen noch, aber da arbeiten wir auch schon an einer Lösung. Und weil der Saunagang zu Beginn von Tag 7 so wundervoll war, nutzen wir die Sturmstille (in den letzten Wochen wurden unsere Saunabesuche viel zu oft durch die herrschende windige Wetterlage verunmöglicht) und begaben uns am Sonntagnachmittag nochmals in die wohltuende und heilsame Hitze. Dazwischen lag ein lazy Sunday, den ich zum Schreiben, zum Kochen und zum Plaudern sowie zum Fußballschauen nutzte. Eine fehlte – noch immer: Maria Mizzi-Kaze, unsere Glückskatze. Auch sie liebte die Sauna – und zwar zu jener Zeit, als der Ofen schon am Abkühlen und das Zelt menschenleer war. Da setze sie sich dann in eine Ecke und genoss Stille, Einsamkeit und Wärme.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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