Das Wochenende begann mit einer verlängerten ZIB2, in dem es für mich zwei sehenswerte Interviews gab.
Das eine führte Anchorman Armin Wolf mit dem Vizekanzler und Bundessprecher der Grünen, Werner Kogler. Eines der vielen besprochenen Themen war die Frage von Armin Wolf, warum die Bundesregierung die Einschränkungen immer so kommunisziert hat, dass ein Nach-Draußen-Gehen nur aus vier Gründen möglich wäre, obwohl es in der entsprechenden Verordnung nur geheißen hat, dass beim Aufenthalt außerhalb der Wohnung ein Meter Abstand zu halten sei. Kogler antwortete, dass er es immer anders kommuniziert hätte und er Sport sogar ausdrücklich empfohlen hätte, Weiters wurde Kogler gefragt, ob das Regierungsprogramm unetr den aktuellen Umständen Bestand haben werde und ob er die Gefahr einer Neuwhl sähe, da die ÖVP derzeit in Umfragen an der absoluten Mehrheit kratze. Bei der Beantwortung blieb er ruhig und meinte, dass die Regierung zumindest bis zum Ende der Krise halten werde, an eine Änderung beim Regierungsprogramm denke er nicht. Das andere Gespräch Wolfs war jenes mit dem deutschen Virologen Christian Drosten, der auch durch einige Aussagen aufhorchen ließ. So habe eine Studie, deren Ergebnisse gerade evaluiert würden, ergeben, dass in der Bevölkerung Deutschlands eine Grundimmunität gegen Corona bei 34 % der Getesteten vorhanden wäre. Ansonsten hielte er das Virus für wesentlich gefährlicher als eine saisonale Grippe. Mit einem oder besser gesagt mehreren Impfstoffen verschiedener Hersteller rechne er frühestens im Sommer 2021. Am nächsten Morgen erwachte ich zerschlagen, mir taten – wie man so schön sagt – die Knochen weh. Kurz darauf war mir klar, woran das lag. Es herrschte wieder einmal heftiger Wind. Ich hasse heftigen Wind, nicht erst seit dem Verschwinden unserer Katze. Er macht mich unruhig, er reißt mich und meine Gedanken hin und her, er erregt heftigen Widerstand – und einen Hauch von Verzweiflung, nicht dagegen anzukommen. Wenn unser Kater Dario am Morgen so gegen neun aufwacht, dann will er zuerst einmal seine Gartenrunde drehen. Erst geraume Zeit später kommt er zum Frühstück. Außerdem ist er in Snacker, der seine Portionen immer in kleinen Rationen zu sich nimmt, das feuchte Futter zuerst, dann ein wenig Katzenmilch, dann – seltener – ein paar Cracker und dann wieder Katzenmilch. Das Zahnen macht ihm weiterhin zu schaffen, aber es wirkt so, als ob die von mir gewählte homöopathische Medizin ihn dabei gut unterstützt. Jednefalls ist er föhlich, spielt gerne und hat ein glänzendes Fell. Vormittags meldet sich der Glaser, endlich. Er werde dienstags die vor vielen Wochen durch den Fußball unseres Jüngsten eingeschlagene Scheibe austauschen kommen, sagte er mir am Telefon. Beim Mittagessen – es gibt Hot Dogs - hören wir Radio Niederösterreich, dabei passiert dem Moderator ein lustiges sprachliches Hoppala. Er sagt: Marian Faithful hat den Corona-Virus erwischt. Ich wäre ihr sehr dankbar, wenn sie das geschafft hätte, dann hätte man dieses „Wesen“ in Quarantäne schicken können statt der vielen, vielen Menschen. Am Nachmittag dann Faulenzen im Garten, unsere Heurigenjause von einem benachbarten Winzer können wir ob des großen Andrangs erst gegen 19 Uhr abholen. Davor holen wir von einem Bekannten noch von ihm selbst gepressten naturtrüben Apfelsaft, plaudern ein paar Worte – und ich erlebe die seit Wochen dauernde soziale Isolation als enorme Belastung. Auch bei der Abholung unseres Abendessens beim Heurigen herrscht Maskenpflicht, daher schicke ich meine Liebste vor, die ihr Schaltuch vor Mund und Nase wirft, um unseren Genuss zu sichern. Zu Hause dann ausgelassenen Stimmung in der ganzen Familie und wir schlemmen innerhalb einer Stunde alles weg. Ein gelungener Abschluss eines weiteren Tages in dieser auf den Kopf gestellten Welt. Vor dem Zu-Bett-Gehen schauen Sohn Nummer 1 und 3 und ich eine alte VHS-Kassette über Videorecorder und Beamer mit einer Aufzeichnung eines Theaterstücks aus den Wiener Kammerspielen von 1990 mit dem Titel „Mit besten Empfehlungen“. Darin brillieren Karl Merkatz, Kurt Sobotka und Kurt Heintel, auch die Jugend lacht mit und meine Liebste, mit der ich das Stück schon mal gesehen habe, schaut von Zeit zu Zeit zu uns rein und lacht mit. Den Sonntagvormittag gehe ich gelassen an, ich merke aber – gerade in diesen ruhigeren Phasen – ein hohe Anspannung meiner Muskulatur und meiner Nerven, was aus meiner Erfahrung beides eng zusammenhängt. Ich baue mir einen Sonnenschutz für meinen Laptop, um auch im Garten schreiben zu können, ist es doch im Haus recht kühl, vor allem, wenn man länger am Schreibtisch sitzt. Einen unserer Umzugsbananenkartons baue ich ein wenig um, das heißt ich verklebe die Löcher mit Kartonstückchen und Paketklebeband. Ja, das ist eine wesentliche Verbesserung! Nach dem Mittagessen, ich bereitete am Küchenherd Karotten-Haferflocken-Laibchen und Reis zu und nutze den geheizten Ofen gleich zum Brotbaken, dann ein heftiger Lebenseinbruch. Ich nehme mir eine SMS, des Vaters unserer beiden ältesten Söhne, die mir meine Liebste zeigt, viel zu sehr zu Herzen. Wieder einmal die üblichen Vorwürfe und die Androhung, die Behörden einzuschalten. Und das, obwohl wir innerfamiliär gerade die beste Zeit erleben, der gestrige Heurigenabend zu Hause, an dem gescherzt und geschlemmt wurde, ist das beste Zeichen. Ein Tropfen aber, der meine Seele zum Überlaufen bringt. Ich falle in Verzweiflung, die mich den ganzen restlichen Nachmittag nicht mehr loslässt. Und dann beginne ich mit allem und jedem zu hadern – diesmal hat das ganze auch massive körperliche Folgen. Verlorene Stunden – für nichts und wieder nichts. Ich gehe früh zu Bett und schlafe kaum.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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