Der donnerstagabendliche Online-Kurs mit meinen Maturaschüler*innen verlief wieder sehr abwechslungsreich, wir beschäftigten uns diesmal mit Grundregeln für das Verfassen von Texten und mit der Textsorte „Textanalyse“. Eine Teilnehmerin brachte einen Text mit, der von Elon Musks Satellitenprogramm berichtete, durch das unter anderem am abendlichen Himmel so genannte „Lichterketten“ so beobachten sind. Davon hatte ich vor kurzem Kenntnis erlangt, als ein Facebook-Freund von einer solchen Wahrnehmung, die er in der Bundeshauptstadt gemacht hatte, in seiner Timeline berichtete. Nun ist also klar, dass es nicht die Außerirdischen sind, die uns da beobachten, sondern „nur“ der weltweit bekannte Unternehmer, den wir mit PayPal, Tesla und SpaceX verbinden. Ob das so viel besser ist?
Nach sehr belebenden drei Stunden hatte ich Lust auf Bier, Knabbersachen und einen Film. Bei meiner Suche stieß ich auf einen Borchert-Krimi aus dem Jänner, den ich noch nicht gesehen hatte. Eine Geschichte, in der am Ende nur Verlierer übrig blieben, ein weiterer Beweis dafür, wozu Menschen fähig sind und wie sie einander das Leben schwer machen oder sich bisweilen sogar gegenseitig zerstören. Im Anschluss suchte ich für unseren zahnenden Kater noch passende homöopathische Medizin aus meiner reichhaltigen Hausapotheke, ich meinte, zwei Mittelchen entdeckt zu haben, die ihn in dieser für ihn offenbar schwierigen Phase unterstützen könnten. Die nächsten Tage werden es zeigen. Der Freitag-Vormittag stand im Zeichen der Pressekonferenz des Bildungsministers, der sich die Bildungspsychologin Christiane Spiel an seine Seite geholt hatte. Er verkündete eine schrittweise Wiederaufnahme des Unterrichts an den Schulen unter strengen Auflagen, die in einem eigens dafür verfassten Hygienehandbuch dokumentiert sind. Das hatte sich ja in den letzten Tagen schon abgezeichnet, wie die Durchführung eines Unterrichts unter diesen Bedingungen gelingen soll, ist mir noch schleierhaft. Da wäre es doch besser, es gingen nur die in die Schule für die es dringend notwendig ist, weil die häuslichen Bedingungen ein weiteres Arbeiten am Computer nicht zuließen bzw. Eltern ungestört ihrer eigenen Arbeit nachgehen müssen. Mein Jüngster begann seine Powerpointpräsentation über Katzen für seine Anfang Juni bevorstehende Externistenprüfung vorzubereiten. Nach einer kurzen Einführung durch mich hatte er den Dreh sehr, sehr schnell heraußen und gestaltete in kurzer Zeit vier Seiten zum Thema. Unser gemeinsames Mittagessen war geprägt von zwei Diskussionen mit unseren Burschen. Die eine beschäftigte sich mit der Faszination des „Jokers“, jenem Gegenspieler des Superhelden Batman, dem kürzlich ein ganzer Kinofilm gewidmet war. Unser Ältester war ganz angetan von dessen Boshaftigkeit, ich erzählte aus meiner Kindheit und Jugend, in der ich immer auf der Seite des Guten und davon überzeugt war, dieses müsste bei entsprechendem intensiven Bemühen jedenfalls letztendlich siegen. Mein weiteres Leben hat mich immer wieder wissen lassen, dass dem nicht so ist, vor allem, weil es dieses in Filmen geprägte Schwarz-Weiß-Schema nicht gibt. Bei näherer Betrachtung lässt sich herausfinden, warum ein Böser so geworden ist und es lassen sich auch den Guten dunkle Seiten entdecken. Es startete ein sehr philosophisches Gespräch mit der einen oder anderen neuen Erkenntnis für die Beteiligten. Ich erinnerte mich währenddessen an den Sci-Fi-Film „Das fünfte Element“, in dem der Sieg des Guten durch die Liebe propagiert wird. Eine sehr eindrückliche Szene ist jene, in der das Böse in Form einer Feuerwolke auf die Erde zurast und die Militärs natürlich nur die Lösung kennen, mit allem., was sie haben, hineinzuballern. Der Effekt ist erschreckend, mit jedem Schuss vergrößert sich die Feuerwolke. Letztendlich wird die Welt durch ein aus Liebe gebrachtes Opfer gerettet. Ein Motiv, das wir auch als Grundlage der christlichen Religionen kennen. Die zweite Diskussion war weniger erbaulich, es ging um die Geburtstagsgeschenke der Jungs für ihre Mutter. Vereinbart wurde, dass jeder ein kleines Geschenk für sie von seinem Taschengeld kauft. Unser Mittlerer entschied sich im letzten Moment aber zu einem Alleingang, er kaufte nichts, er malte ein sehr schönes Porträt. Die Crux dabei: die beiden anderen ärgerten sich, weil er als einziger kein Geld eingesetzt hatte. Er schaltete auf stur, es ließ sich keine Lösung finden, sie wurde vertagt. Sein Missverständnis war, dass er meinte, sein Bild sei weniger wert – und das fand er berechtigterweise unfair. Aber es ging um etwas anderes, nämlich, dass er die Vereinbarung einfach einseitig verändert hatte. Ein Gespräch mit den anderen über seinen Änderungswunsch hätte diesen nunmehrigen Ärger sicher vermieden. Ich war an diesem Tag ein wenig unrund, fühlte mich erschöpft und sehnte ich nach Ruhe oder Freigang.Verstärkt wurde dieser Zusatd dadurch, dass der über den Online-Flohmarkt fr unsere Jungs bestellte Laptpop ein Flop war. Ich saß viele Stunden, um ihn auf den nötigen Stand zu bringen, was mir aber nicht gelang. Die Festplatte rotiertem der Arbeitsspeicher war sofort überfordert und ich hatte – ohne Spezialist zu sein – den Verdacht, dass dem Modell das Update auf die neuste Version des Betriebssystems, das der Vorbesitzer durchgeführt hatte, nicht gut bekommen hatte. Da hatten wir Geld den Gulli runtergespült. Ärgerlich, Und damit auch eine weitere Woche mit zwei Laptops für vier Benutzer vor uns. Noch ärgerlicher! Ich versuchte mich mit einer Flasche Bier zu beruhigen, was mein Unwohlsein aber nicht wirklich veränderte. Die zweite Idee, die mir kam, war Haareschneiden. Nachdem die Frisörsalons zwar Anfang Mai wieder ihre Pforten öffnen dürfen, Kund*innen und Angestellte aber sich und einander mit Gesichtsmasken bzw. Plexiglasvisier schützen müssen, hatte ich meine diesbezüglichen Pläne schnell abgeblasen, Zudem war der Friseurladen meines Vertrauens am Hauptbahnhof der Bundeshauptstadt und auch eine Zugreise mit „Maske“ war für mich nicht sonderlich attraktiv. Also bat ich meine Liebste, wie schon so oft, die Arbeit zu übernehmen, was sie mit Liebe und Genauigkeit tat. Das Ergebnis kann sich – wie immer - sehen lassen und gab mir einen Wohlfühl-Boost.
0 Comments
Your comment will be posted after it is approved.
Leave a Reply. |
Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
|