Den Tag wollte ich mit einem waschechten US-Politthriller beginnen, hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Denn zufällig hatte ich bei meiner Recherche auf den diversen Mediatheken auf Servus-TV „State of the play – Der Stand der Dinge mit Ben Affleck als republikanischem Politiker und Russel Crowe als Journalisten einer großen Washingtoner Tageszeitung entdeckt. Beide sind seit Jugendtagen befreundet und beide kämpfen derzeit an ihren Fronten. Der Politiker will die Auslagerung von Aufgaben des Verteidigungsministeriums an private Security-Firmen stoppen, der Pressemann kämpft gegen die auch im eigenen Haus wachsende Konkurrenz der Onlinejournalisten, die aus seiner Sicht sehr oberflächlich berichte, da sie unter enomem Zeitdruck stehen. Anfangs kommt die Assistentin des Politikers bei einem Unfall in der U-Bahn ums Leben, der schnell als Selbstmord aus Liebe (sie hat ein Verhältnis mit dem verheirateten Abgeordneten gehabt) in der Presse landet. Doch der Journalist beginnt zu recherchieren und kommt einem Komplott auf die Spur, der die junge Frau zum Opfer gefallen ist, um dem Politiker zu schaden. Eine wirklich spannende und gut inszenierte Story. Doch plötzlich unterbricht der Stream und als ich die Seite neu lade wird mir mitgeteilt, dass der Stream nicht mehr verfügbar ist. Ärgerlich. In der Servus-Mediathek ist es offensichtlch wirklich so, dass ein Stream genau 7 Tage nach der Beginnzeit der Erstausstrahlung endet.
So versäume ich mehr als die Hälfte des Films und widme mich Gegenwärtigem. Da kommt mir über Facebook ein Video des Wiener Psychiaters Raphael Bonelli, der sich derzeit als Corona-Panikjäger betätigt, unter. Ambivalent, in der Sache fundiert, in der Art der Präsentation mich weniger ansprechend. Ich recherchiere zum Herrn Doktor und erfahre dabei, dass er ein sehr konservativer Katholik ist, was mein komisches Gefühl bestätigt. Ich bin ein Mensch, der gelernt hat, Vorurteile zu evaluieren und auch zu revidieren. Hier nehme ich eben die oben beschriebene Zweischneidigkeit wahr. Aber, macht euch selbst ein Bild, Nachts diskutieren meine Liebste noch kurz und heftig die weitere Entwicklung der Corona-Situation. Sie vertritt eher die Meinung, dass durch die bevorstehenden Erleichterungen der Infektionskoeffizient wieder auf ein Maß ansteigen wird, dass einen neuerlichen Shutdown provoziert, ich vertrete eher die Position, dass wir es schon in den letzten Wochen mit den Vorsichtsmaßnahmen nicht so übertreiben hätten müssen. Sie will wetten, ich nicht. Ich bringe noch meine ehrlichen Bedenken im Hinblick auf die geplanten Schulöffnungen, zur Sprache, hier gibt es in meinem Kopfkino nur Dystopien, wie auch immer ich es drehe und wende. Kurz‘ „social distancing“ und Kogler‘s „physical distancing“ (gemeint ist aber ein und dasselbe) sowie beider Maskenpflicht s cheinen mir mit dem kindlichen Bedürfnis nach Bewegung und sozialem Kontakt (auch körperlich) unvereinbar, die Schulen würden auf diese Weise einen weiteren Schrecken dazubekommen und die Lehrer*innen mit ihren Kontrollaufgaben überfordert und am Unterrichte gehindert. So verbleiben wir in erster Sache uneins, in zweiter auf einer Linie – aber jedenfalls in Liebe. Der Tag-Tag (also die Tagesstunden meines Lebenstages) verlaufen ruhig, zuerst Tagebuchschreiben, dann Rasenmähen (erstmals in diesem Jahr), dann eine Recherche zum geplanten Schulstreik in Deutschland (ich erinnere mich an meine gestern Abend gedachten Dystopien) und denke an das Distance Learning als „neue Normalität“. Die Sonne scheint den ganzen Tag vom Himmel, es ist zwar kühl, doch verstärken das Zentrum unserer Galaxie und der weiterhin heftige Wind die enorme Trockenheit. Wir sollten endlich unseren Blick von Maskenpflicht und physischer Distanzierung hin zu den Ursachen wenden – und erkennen, dass Klimaschutz eben auch eine gute Basis für das Besiegen bzw. das Verunmöglichen von Pandemien wie dieser sind. Stattdessen denken die Politiker*innen, vor allem die der größere Regierungspartei, an nichts anderes als an nötige Sparmaßnahmen nach der überstandenen Krise und ans Canceln von nicht finanzierbaren Projekten. Außerdem gibt es ja seit kurzem wieder den Trend zum Individualverkehr, das eigen Auto als sicherstes Fortbewegungsmittel in diesen und den nächsten Zeiten. Es ist auch für mich nicht wirklich attraktiv, mich über ein, zwei Stunden mit Maske in die Öffis zu setzen und dazu noch über einen so langen Zeitraum so vielen Menschen auf engstem Raum ausgesetzt zu sein. Auch da habe ich nur dystopische Vorstellungen ...
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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