Es ist mittlerweile fast Sonntag-Mittag und vor kurzem hat ein leichter Landregen eingesetzt – möge er sich intensivieren oder zumindest lange anhalten. Kater Dario hat seine Gartenrunde für heute schon nach einer knappen halben Stunde beendet und liegt nun dösend am Schaukelstuhl. Der Küchenherd bollert, das Brot ist gebacken (erstmals mit Trockenhefe, deren letzte Packungen ich bei meinem gestrigen Bier-Einkauf ergattert habe), die Kartoffeln weichgekocht und die Hühnernuggets bzw. gebackenen Champignons in Vorbereitung. Parallel werde ich Tag 55 in meinem 55. Lebensjahr zusammenzufassen versuchen. Ebenso kann ich meinen Blick nicht wirklich vom nun kräftig fallenden Regen abwenden, ich glaube, ich muss auch noch eine Runde im Garten verbringen, um das wunderbare Nass mit allen Sinnen zu erfahren.Viel zu tun also in der nächsten Stunde. … Die Stunde verging viel zu schnell, ebenso wie der Regen. Es ist schon Nachmittag und ich schreibe weiter, ehe ich mich mit meinem jüngsten Sohn noch einmal virtuell in den Circus Pikard begebe. Das Mittagessen war jedenfalls herrlich und es wurde trotz der großen Menge alles weggeputzt.
Noch einmal „Dérapages“, drei Folgen und rund drei Stunden lang. Ein Plot mit zahlreichen Wendungen, spannend, unterhaltsam, hintergründig. Doch am Ende, tja, da wurde aus meiner Sicht zu dick aufgetragen. Der nach knapp zwei Jahren Untersuchungshaft im Prozess auf Bewährung bestrafte Protagonist, dessen Schicksal Medien und Presse beeindruckte und dessen Tat in der Bevölkerung breites Verständnis hervorrief stellt sich als ambivalente Persönlichkeit heraus, der mit seinem Vorgehen nach einem selbstgefassten Plan, seinen Auftraggeber um 22 Millionen Schwarzgeld erleichtert und dieses dann am Schluss auch noch ins Trockene bringt, da er eine weitere Erpressung lanciert, bei der er aber die Liebe seiner Frau (die ihn verlässt) und seiner Töchter (die ihn ob seiner Vorgangsweise, bei der er sie ausnützt) verachten und seinen besten Freund (durch Selbstmord) verliert. In der Schlussszene verlässt er mit einer Pistole im Aktenkoffer seine Wohnung, um das Geld – wie er aus dem Off „denkt“ – sauber zu waschen und seine Familie zurückzugewinnen. Riecht nach einer zweiten Staffel, die, wie ich hoffe, nicht kommt. Für mich reicht‘s so. Und der schale Beigeschmack des Endes verdarb mir die Freude am Rest und schon jetzt die Lust auf eine Fortsetzung. Nach dem Frühstück an diesem Samstag, surfe ich ein wenig durchs Internet. Ich stoße auf einen Artikel in der Augsburger Allgemeinen, ein Interview mit dem italienischen Professor für Botanik und Neurobiologie, Stefano Mancuso, der sich sehr kritisch zu unserem Lebensstil als Menschen äußert. Unter anderem sagt er bezogen auf die aktuelle Situation: „Es ist ein bisschen wie mit der Mafia. Beim ersten Mal warnt sie dich und macht ein bisschen was kaputt. Beim nächsten Mal legt sie eine Bombe und dann bringt sie dich um“ und empfiehlt uns, uns an den Pflanzen zu orientieren: „Der wichtigste Faktor der Evolution ist nicht der Wettbewerb. Unser Gehirn kann uns dabei helfen, den nächsten Schritt zu gehen. Der wäre, uns nicht über die anderen Lebewesen zu erheben, sondern eine Lebensform wie die der Pflanzen zu verstehen und einzusehen, dass Kooperation viel erfolgreicher ist als Konkurrenz. Kooperation ist für das Überleben der Spezies wesentlich aussichtsreicher.“ Ich recherchiere im Anschluss über ihn und finde sein Buch aus 2015 in der AK-Bibliothek. Darin schreibt er von neueren technischen Errungenschaften, auf die es aufzubauen gilt, dem Greenternet, den Plantoiden und dem unconventional computing. Ich denke, dass hier viel Potential für das Überleben unserer Spezies liegt und fühle mich motiviert, meinen Beitrag dazu zu leisten, vor allem in der Bewusstseins-Bildung bei den Verantwortlichen. Ich bleibe mit Thomas Mohrs von der PH OÖ bezüglich des von ihm geprägten Begriffes Zuvielisation im Austausch, wir sind verwandte Seelen, es gilt unsere Netzwerke auszubauen und zu nutzen, um Menschen zur Metanoia zu bewegen. Dann gilt es noch Bier und Schokolade zu organisieren, meine Liebst begleitet mich. Die Mittagsglocke der kleinen Kapelle am Ortsrand läutet mich vom Einkauf heim. Totenglocke. Whom the bell does beat. Memento mori. Nach dem Essen gebe ich mir die letzten beiden Stunden des entliehenen Hörbuchs von Hakan Nesser „Am Abend des Mordes“, auch hier eine Fülle an Wendungen – aber mit einem absolut guten Ende, wie es mir gefällt. Nachmittags dann Chillen im viel zu warmen und völlig trockenen Garten, Dario chillt nicht, sondern ist höchst aktiv. Weil ich aber immer auch Beschäftigung brauche, lege ich im Garten dann auf 6m² dann noch eine Blumenwiese an. Angesichts der Unwetterwarnung für Oberösterreich muss ich meinem Jüngsten seine zweite Zeltnacht vermiesen, er hat nämlich im Anschluss an das vom ihm organisierte Sommerfest am Vortag im dafür aufgestellten „Iglu“ übernachtet, ein wenig unruhig zwar, aber mit Begeisterung. Für mich war das überraschenderweise eine „Loslass-Erfahrung“ … Nun aber bauten wir das Zelt ab und aßen anschließend noch im Garten zu Abend. Der Regen möge kommen und Segen bringen ...
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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