Nun war es endlich so weit. Der „Zauberer von Oz“ konnte mittels Beamer an unsere Wohnzimmerwand gestrahlt werden, perfektes Patschenkino in bequemen Sesseln. Mein Jüngster und ich schauten diesmal alleine, meine Liebste hatte, als sie auf der DVD-Hülle „Musical“ las, die Flucht ergriffen. Schade, denn die Inszenierung aus 1939 mit Judy Garland und dem Hit „Somewhere over the rainbow“ ist wirklich absolut sehenswert. Mein Sohn war ebenso hin- und hergerissen zwischen Spannung und Lachen.
Nach dem Filmabend arbeitete ich noch ein wenig in die Nacht hinein, meine Radiosendung vom Vortag wollte ins Online-Archiv gestellt werden, mein Interviewpartner wartete auf das versprochene MP3 unseres Gesprächs und auch die Sendungsseite auf Facebook wollte befüllt werden. Beim Durchscrollen meiner Timeline stieß ich auf eine Sendung von Markus Lanz, in der neben einem Virologen und einer Ethikerin auch der Philosoph Richard David Precht zu Gast war. Ich nahm mir also auch noch diese 75 Minuten Zeit, eine durchaus interessante Sendung, allerdings ohne wirkliche Perspektiven geben zu können. Aber wer kann bzw. wer traut sich das in Zeiten wie diesen denn schon. Bei meinem ersten Internetkontakt am Morgen stieß ich auf einen Beitrag in der Wiener Zeitung, die meine Wahrnehmung bezüglich der Behandlung mit dem vielsagenden Titel „Härtefallfonds – an der Realität vorbei geregelt“ leider vollinhaltlich bestätigte. Auf mein letztes E-Mail an Vizekanzler und Gesundheitsminister hatte ich auch noch keine Antwort bekommen, auch das ein sehr, sehr schlechtes Zeichen. Ich müsste wohl noch einmal nachstoßen. Ja, in vielen Fällen braucht es einfach diese Ausdauer, die im normalen Leben so schwierig zu erreichen ist, ist man doch an allen Ecken und Enden mit dem Alltäglichen gefordert. Und auch in den „Ausnahmezeiten“ wie derzeit ist es wichtiger, den Familienalltag zu regeln als sich ständig auf die Hinterhaxen zu stellen. Aber, da muss ich mich selber an der Nase nehmen, ich habe in meiner Radiosendung tags zuvor die Eltern im Einklang mit meinem Gesprächspartner Thomas Mohrs nachdrücklich dazu aufgefordert, sich die Zustände im Schulsystem nicht länger bieten zu lassen und laut „NEIN!“ zu sagen und zu protestieren. Denn nachhaltige Änderungen, also nicht nur Reformen sondern ein tatsächlicher Wandel kommen wimmer nur von „unten“. Und jede Reform, sei sie auch noch so gut gemeint, verstärkt und manifestiert – systemtheoretisch gesehen – das Bestehende. Also rein ins E-Mail-Postfach und nachgehakt. Vormittags dann Spinat zubereiten, ich kochte Cremespinat nach einem ausgezeichneten Rezept, unsere Jungs aßen zwar nur die Fischstäbchen (die es alle heiligen Zeiten einmal auch bei uns gibt) und die Kartoffel, meiner Frau und mir mundete das grüne Gemüse aber ausgezeichnet. Während des Essens dann philosophische Gespräche über Walking Dead (den vom Vater unseres Ältesten - gegen unseren erfolglosen Widerstand – eingeführten Comic über den Kampf zwischen Zombies und Menschen in Comicform), Gut und Böse und die Möglichkeit, das Gehirn eines Menschen so zu manipulieren, dass er der Ansicht ist, er würde frei und gemäß seines Willens entscheiden. Danach machte ich nach langer Zeit mal wieder einen ausgiebigen Mittagsschlaf indoor, um für den Abend und meinen Unterricht in der Vorbereitungsgruppe auf die Berufsreifeprüfung Deutsch fit zu sein. Der Nachmittag war denn auch den in dieser Sache noch zu erledigenden Aufgaben gewidmet, so dass ich zum Abschluss dieses Lebenstages mit fünf von neun Teilnehmer*innen zum Leserbief, zum Konjunktiv, zur indirekten Rede und zu literarischen und journalistischen Textsorten loslegen konnte. Als Beispiele für epische Werke wählte ich Ilse Aichingers „Fenstertheater“ (Kurzgeschichte), Franz Kafkas „Vor dem Gesetz“ (Parabel) und die vom Lehrbuch vorgeschlagene Fabel Aesops „Von den zwei Fröschen“. Im Hinblick auf Märchen durften die Teilnehmenden selbst kreativ sein, da ich annahm, dass jede*r von ihnen zumindest eines kannte.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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