Ein Abend in Schweden. Hörbuch von Hakan Nesser, die dritte. Spannend entspannend.
Am nächsten Vormittag dann die Umsetzung einer über Nacht gekommenen Idee. Der Laptop meiner Frau, dessen Bildschirm ja vor einigen Tagen den Geist ausgehaucht hatte, barg noch eine erkleckliche Anzahl nicht extern gesicherter Dateien. Ich schloss ihn an meinen Beamer an und konnte so auf den Desktop zugreifen und die Files auf einem USB-Stick speichern. Eine Arbeit von einer knappen Stunde. Dadurch verpasste ich den Beginn der Pressekonferenz der Sportministers, hatte aber offensichtlich nicht viel versäumt, als ich zehn Minuten später in den Livestream einstieg. Die erwarteten News. Und eine interessante Information: laut der vom Minister zitierten Experten (da er nicht genderte gehe ich davon aus, dass es sich tatsächlich nur um Männer handelt) müsse sich der Abstand zwischen Menschen bei höherer Geschwindigkeit vergrößern, als – seinen Worten nach – beim schnellen Gehen auf fünf und beim Laufen auf zehn Meter. Ist für mich auf‘s erste Hören noch nicht nachvollziehbar, wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich dazu noch recherchieren. Gegen Mittag kamen dann die seit zwei Wochen heiß erwarteten DVDs, der „Zauberer von Oz“ aus 1939 und die Verfilmung der „Unendlichen (sic!) Geschichte“, einem Patschenkinoabend stand also nichts im Wege – oder doch, wie sich erst später herausstellen sollte. In meinem E-Mail-Postfach befanden sich auch gute Neuigkeiten, meine Kurse am Institut für Kindergarten- und Hortpädagogik in Wien werden für die Zeit der „Maßnahmen“ online durchgeführt, wenn sie alle zustande kommen (was noch von der Zustimmung der Teilnehmer*innen bzw. dem Zustandekommen aufgrund einer Mindestteilnehmer*innenanzehl abhängt), habe ich zumindest zwei Drittel meines Einkommens von vor der Krise gesichert. Der Härtefallfonds Phase zwei ist zwar beschlossen, die Antragstellung aber lässt noch weiter auf sich warten, sie wurde soeben vom 16. auf den 20.4. verschoben. Aber da selbst meine Steuerberaterin nicht genau weiß, wie meine Einkommen zu bewerten sind, da die Kriterien äußerst komplex sind, bin ich mir nicht sicher, ob ich dann zum Zug komme. Ich bleibe dran wie der eine Frosch aus Aesops Fabel von den zwei Fröschen. Während meine Liebste einen ihrer Online-Sprachkurse gab, machten sich mein Jüngster und ich auf den Weg in den Gewerbepark um die erste Tranche der Wocheneinkäufe zu erledigen. Dabei „belohnte“ ich den jungen Mann für seine tatkräftige Unterstützung mit einem Eis. Gleich nach unserer Rückkehr heizte ich eine Sauna an – und diesmal blieben wir nicht zu dritt, denn unser junger Kater gesellte sich zu uns und machte es sich unter dem Schaukelstuhl von Sohn Nr. 3 gemütlich. Währenddessen werkte unser Ältester an einer Deutschaufgabe, die er eigentlich schon vor Ostern hätte abgeben müssen, es galt eine Inhaltsangabe eines Klassikers, nämlich der Kurzgeschichte „Die Küchenuhr“ von Wolfgang Borchert zu verfassen. Trotz aller Unterstützung durch mich, kam er keinen Schritt weiter, es fehlte ihm nicht am Können, sondern ganz eindeutig an der Motivation. So entstand ein Drama, das allerdings nicht in einer Tragödie sondern in eine Tragikomödie mündete. Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Hier in aller Kürze zum Mitlachen: Aufgrund seines langen „Arbeitens“ verabsäumte er es, seine Vater anzurufen, augenscheinlich hatte er hier ein Telefonat ausgemacht. Sein Versäumnis führte dazu, dass es eine Flut von SMS seitens des Vaters auf meine Liebste niederregnete, in deren Worten auch ich ordentlich Fett abkriegte. Es waren die uns schon seit Jahren bekannten Vorwürfe, die immer mit Begriffen umschrieben waren, die in Richtung Kreditschädigung, ja strenggenommen in Richtung „Üble Nachrede“ gingen. Am Schluss stand dann das auch schon gewohnte „Dann sehe ich mich gezwungen, die Behörden einzuschalten“. Es galt also im Gespräch mit unserem Ältesten, die Dinge wieder auf den Boden der Realität zu bringen, und ihm einmal mehr klar zu machen, was ein Maulen über sein so beschwerliches Leben bei seinem Vater bewirkte - und damit für uns als liebevoll sorgende Bezugspersonen. Ich erinnerte mich an den Bericht eines Teilnehmers im gestrigen Fußballmeeting, der von seinem gleichaltrigen Sohn und den von ihm gesetzten Maßnahmen im Hinblick auf sein Lernverhalten erzählte. Da können wir nicht mithalten, wollen es auch gar nicht, werden aber dennoch immer wieder ausführlich beschuldigt. Nun, der junge Mann war einsichtig, noch dazu hatte ich ihm vorher auch noch eine Inhaltsangabe der von ihm zusammenzufassenden Geschichte aus dem Internet runtergeladen, als Basis für seine eigenen Ausführungen – und damit schaffte er es dann doch noch. Wir konnten alle erleichtert aufatmen – nur unser Jüngster war sauer, verzögerte sich doch der geplante Filmabend um eine knappe halbe Stunde. Unser Leben schreibt bezüglich der Söhne meine Frau, unserer Jungs, die seltsamsten Geschichten und immer wieder sind wir diejenigen, die kalmieren, berichten und erklären müssen, obwohl wir ein so vorbildliches Familienleben aufgezogen haben, dass sich eigentlich alle, auch unsere beiden Älteren, sauwohl fühlen müssten. Auch hier gilt es Aesop zu folgen. Die Butter aber ist noch nicht hart genug.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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