Den Tag beginne ich mit dem Schreiben meines Blogs und mit Kästner-Lesen. Die Nacht dennoch traumreich, der Vollmond naht. Am Morgen nach dem Frühstück startet der wöchentliche Putztag, unser Kater Dario hat sich schon einigermaßen an seinen Intimfeind den Staubsauger gewöhnt, noch dazu, wo er die Zeit ja auch schon im Garten verbringen kann.
Der Tag hat einen großen Wermutstropfen. Meine Vereinbarung mit meinem Jüngsten in Bezug auf Handyzeit hält nicht. Das heißt, es fällt ihm von Mal zu Mal schwerer, die vereinbarte Zeit einzuhalten. Vor einigen Wochen ist er ja auf die Idee gekommen, sich ein Fußballspiel runterzuladen, dann ein zweites. Ich beobachtete, bin ich doch aus Theorie und Praxis kein Fan des Gamings, auch nicht beim schulischen Lernen (so es denn sein muss – und vor der Externistenprüfung muss es doch öfter sein, als es meinem Sohn – aber auch mir – lieb ist). Ich habe reichlich Erfahrung in der Suchtprävention, bin ein Vertreter des Freispiels und des spielerischen, immanenten und differentiellen Lernens. Nun habe ich zur Motivation für das Mathematiklernen meinen Jüngsten öfter an meinem Laptop Lernspiele machen lassen, ebenso die Lernapp Anton auf seinem Handy (meinem alten Smartphone) installiert. Für das Spielen waren 20 Minuten pro Tag vereinbart. Mit eben jener Wirkung, die ich gerade beschrieben habe. Also galt es ein ernstes Wort mit dem jungen Mann zu reden, und ihn um seine Vorschläge zu bitten. Unter Tränen gab er den Verzicht auf das Handy für eine Woche bekannt, nur um es mittags wieder in die Mittagspause mitzunehmen. In solchen Situationen pflege ich in der Ruhe zu bleiben. Ich bat ihn also, als ich es bemerkt hatte, mir sein Handy auf den Schreibtisch zu legen. Seine Frage „Wieso?“ beantwortete ich mit „Weil ich weiß, dass du es bei dir hast und das gegen unsere Anmachung verstößt.“ Er lieferte, ohne Gesichtsverlust. Auch ich verlor dabei weder meine Contenance noch mein Gesicht und ließ das Mobiltelefon in den Tiefen meines Aktenschrankes verschwinden. Von da an starteten wir die altbekannte Methode des Malreihenlernens face to face. Ungewohnt, aber effektiv. Diese Zeit braucht es – und ich investiere sie auf diese Weise lieber als in Machtkämpfen um ein elektronisches Irrsinnsding. Ich bin aber auch froh, dass ich den Versuch auf diese Weise gewagt haben, weil ich meinem Sohn so auch ganz klar Erfahrungswerte liefern kann, die alles theoretische Wissen praktisch bestätigen und mich darin bestärken, dass ein Smartphone in den Händen eines Juniors nichts verloren hat. Während des Putzvormittags erweiterte Dario sein Revier um den Dachboden und mein Jüngster nutzte das Hochbeet (das noch auf seinen Inhalt wartet) als Spielobjekt zum Verstecken, an diesem Tag verbrachte er sogar seine Mittagspause (nach dem Smartphoneeklat) auf einer Matratze hinter dem Bretterwall. Apropos Mittagspause. Der kräftige Wind machte das Draußenliegen sehr unangenehm. Er erinnerte mich in Kombination mit der strahlenden Sonne und dem blauen Himmel an meine Aufenthalte am Meer. Das von ihm gebeutelte Saunazelt wurde im Dahindämmern zum Schlagen der Segel und mir war, als könnte ich den Duft des Ozeans riechen. Im Süden war ich öfter als im Norden – noch, denn da ich mit meiner finnischen Frau zusammen bin, wird die Ostsee im Lauf der Zeit wohl den Sieg über die Adria davontragen. Und bei Sommertemperaturen wie diesen, ist es auch die mir liebere Destination. So wir irgendwann wieder frei reisen können …
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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