Wieder wird es spät, später als ich wollte, nach Fußball noch ein Blick in die ZDFNeo-Serie Dunkelstadt, reißt mich nicht vom Hocker eher in den Schlaf. Aber wie gesagt, es war schon spät.
Am Morgen ist es nun schon deutlich heller und ein lautes Vogelkonzert geht los. Seit die Katze nicht mehr im Haus ist, haben auch die Vögel wieder Kirtag in unserem Garten. Das war im ersten halben Jahr so – dem ohne Maria Mizzi-Kaze, momentan schaut es ganz nach einem Revival aus. Trotz Katze haben aber etwa die Rotschwänzchen auch im letzten Sommer zwei Gelege in den Nischen unserer Einfahrt bzw. des Stadels angelegt. Und der Nachwuchs war – im Vergleich zur menschlichen Spezies, auch relativ gesehen – sehr schnell aus dem Nest. Trotz anderer Vereinbarung hat uns die Mizzi-Katz auch 3 Vögel vor die Tür gelegt, worauf sie sich was anhören musste. Seither lag zumindest kein Federvieh mehr da, dafür die eine oder andere Maus. Das sind für mich die schwer zu akzeptierenden Charakterzüge einer Katze: ihre Jagd und das lange „Spielen“ mit dem Gejagten und schließlich Erlegten und ihr Hang zum Töten der ohnehin schon stark bedrohten Singvögel. Nicht nur das Vogelgezwitscher lag heute morgen ganz besonders laut in der Luft, auch eine gelöste Stimmung erfüllte diese Morgenstunden – und so bekam ich Lust, den Wochenendeinkauf beim rund 5 Kilometer entfernten Großmarkt gleich anzugehen. Ich lud die leeren Bierkisten vom Fest in den Kinder- Radanhänger, der schon seit einigen Jahren nur noch als Gepäcktransporter dient – und auf ging‘s in Begleitung meiner Liebsten und unseres Jüngsten. Der extreme Gegenwind machte uns bei der Hinfahrt arg zu schaffen – wie so oft wenn der Wind aus dem Westen oder Nordwesten weht. Dafür ist die Rückfahrt dann ein Leichtes, mit eben diesem Wind im Rücken. Am Nachmittag brach ich dann in die Bundeshauptstadt auf, um einem meiner Brotberufe nachzugehen. Die TeilnehmerInnen des eben gestarteten Vorbereitungslehrganges für die Berufsreifeprüfung Deutsch an der VHS hatten heute die Freude, sich mit einem Essay des österreichischen Autors Ilija Trojanow über das Reisen mit dem Titel „Setzt euch der Fremde aus“ auseinanderzusetzen. Und sie waren nach anfänglicher Zurückhaltung dann letztlich doch eifrig dabei, den Text auf sich wirken zu lassen und ihn als Impuls für eine Auseinandersetzung mit ihrem Leben zu nehmen. Von meiner Seite kamen Viktor Frankl und C.G. Jung ins Spiel, von ihnen eine differenzierte Sichtweise auf das moderne Urlauben im Verhältnis zum wahren Reisen. Nun für mich ist das ganze Leben eine Reise, in dem ich offenbar kaum ein Abenteuer auslasse, was mich manchmal nach jener Ruhe sehnen lässt, die ein wohlbehütetes Zuhause bietet. Und diese Heimat finde ich mal hier, mal dort – im Eigenen und auch im zunächst Fremden, das ich mir zu eigen machen durfte. Und so begleiteten mich die TeilnehmerInnen meiner Gruppe mit ihren Perspektiven und Gedanken in den nächsten Tag meines neuen Lebensjahres.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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