Wenn du um 6.30 Uhr vom Radiowecker mit den Worten: „...kündigte eine weitere Verschärfung der Coronamaßnahmen schon in den nächsten Tagen an …“ geweckt wirst, dann sinkt die Motivation den Tag zu beginnen in ungeahnte Tiefen. Wie wohl du schon in den letzten Wochen damit zu leben gelernt hast, dass die sogenannten „Zahlen“ nun wieder in Richtung exponentielles Wachstum tendieren und daher die Krankenhauskapazitäten zur Neige zu gehen drohen (wir reden derzeit von einer 20%igen Auslastung), bist du immer wieder überrascht, was dir noch so alles blüht. Nun sind auch jene „Masken“ in der Kritik, die seitlich nicht abschließen und daher keinen ausreichenden Schutz darstellen wie etwa Gesichtsvisiere und solche, die nur Mund und Nase bedecken.
Nun, das Leben ging und geht dennoch weiter – und ich bin froh schon seit Jahren mit Clemens Arvay vernetzt zu sein, der diebezüglich differenzierte und fachlich fundierte Perspektiven vertritt, die er auch in seinem aktuellen Buch „Wir können es besser“ gut dokumentiert und vor allem mit jeder Menge Quellenangaben zu Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen unterlegt hat. Mein neues Suhrkamp-Notizbuch („Chronik der laufenden Ereignisse“) ist schon mit Erlebnissen aus 22 weiteren Lebenstagen vollgeschrieben, die noch keinen Eingang in meinen Blog gefunden haben. Bevor das nun hier zumindest in Auszügen passiert, möchte ich noch ergänzen, dass auf der Buchrückseite ein anderes Zitat von Handke steht als jenes, das in der Bewerbung angeführt war. Es lautet: „Schreiben: Es geht nicht ohne den Glanz.“ Und das in hellblau glänzenden Buchstaben. Gerade eben hat sich auch Haus- und Hofkater Dario zu mir auf den Schreibtisch gesellt, ich habe extra für ihn die Schreibtischlampe angeknipst, damit er sie als Wärmequelle nutzen kann. Bis kurz zuvor hat er seinen Spiel- und Jagdtrieb intensiv in den Räumen unseres Hauses ausgelebt, nachdem draußen seit Tagen ein echt feuchtes Spätherbstwetter, mit Regen, starkem Wind aus Nordwesten und unwirtlichen Bedingungen herrscht, das sogar ihm den Aufenthalt im Freien vergällt. Ach ja, dazu gleich die Information, warum der schwarze Kater mit den Titel „Haus- und Hofkater“ geadelt wurde. Meine Frau und ich haben beschlossen, unser Landleben und unseren Versuch, selbstversorgt zu leben, auf social media zu dokumentieren. Schon geraume Zeit vorher hatten wir unseren Lebensort, der uns vor knapp drei Jahren zugefallen ist, den Namen „Halme-Hof“ gegeben. (ich habe berichtet). Wir sind ja seit Jahren bemüht, nachhaltig und minimalistisch zu leben, der Grundsatz von Heini Staudingers (von GEA) Oma ist uns Leitsspruch: „Nie ist zu wenig, was genügt.“ Ansonsten war viel, viel Fußball im Spiel in diesen mehr als drei Wochen seit dem letzten Eintrag. Die U10-Meisterschaft läuft und meine Kindermannschaft hat nach einer aufstrebenden Phase, die mit einem Sieg und ansonsten guten Leistungen dokumentiert wurde, nun eine Krise – und zuletzt setzte es die erste zweistellige Schlappe noch dazu ohne ein Tor geschossen zu haben. Es war das immerhin dritte Spiel innerhalb von 10 Tagen (auch diese Planung ist der Corona-Krise geschuldet, da die Liga erst mit 14 Tagen Verspätung begonnen hatte und daher esrt Mitte November beendet sein wird. Die Freude an Trainings bei Sauwetter hält sich bei einem Drittel meines Teams in Grenzen, zuletzt waren immer nur knapp mehr als die Hälfte der Spieler*innen anwesend. Da kann sich nicht allzuviel weiterentwickeln. Auch unser Tormann gehört zu den „Schönwetterfußballern“ und daher musste mein Jüngster schon zwei Spiele lang in seine Rolle schlüpfen, was er durchaus mit Bravour gemeistert hat. Das war die eine Seite des Fußballs. Die andere bezog sich auf die Aktivitäten für den Verein an sich. PR-Arbeit (Vorberichte, Spielberichte, Newsletter, Facebook-Einträge, etc.) für Heim- und Auswärtsspiele war angesagt, dann führte die NÖ. Landesregierung plötzlich eine „Geisterspielverordnung“ ein, die es zu verändern galt. Für Amateurklubs sind Matches ohne Publikum keine Option, da in diesem Fall nur Kosten entstehen, aber keine Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Kantinenerlösen fließen. Ich schrieb einen Offenen Brief an den Sportlandesrat und die Landeshauptfrau und ließ eine Petition folgen, die sich in den ersten Tagen prächtig entwickelte und auch zu zahlreichen Medienreaktionen führte. Demnächst wird es sogar einen Antrag im NÖ. Landtag geben, der der Argumentation meiner Petition folgt. Auch galt es eine Aktion für unsere Fußballer umzusetzen: beim ersten Geisterspiel öffneten wir unsere Kantine als Gaststätte mit der Konzession der Frau unseres Obmanns, was einen Teil der Einnahmenausfälle kaschierte und auch sozial ein guter Erfolg war. Auch für mein persönliches Wachstum brachten diese 22 Tage enorme Herausforderungen – und es fällt mir auch heute noch nicht leicht, diese Erfahrungen auf der Habenseite zu verbuchen, haben sie mich doch einer stetigen Gratwanderung ausgesetzt und mir am vergangenen Wochenende auch einen formidablen Absturz beschert, an dessen Auswirkungen ich auch 5 Tage später noch laboriere. Das erklärt auch meine Demotivation nach einer solchen Radiomeldung mit Freude aufzustehen. Ich suche die Perspektiven. Hier in aller Kürze und der Reihe nach: In der Serie „Missing Lisa/GR 5“ auf ZDF NEO wurden einem Protagonisten folgende Worte in den Mund gelegt: „Wenn du den Riesen nicht töten kannst, dann musst du den Zwerg töten!“ Diese Worte rührten mich zu bitteren Tränen. Geschuldet waren seine Ausführungen dem sexuellen Missbrauch durch einen Priester in seiner Schulzeit, die sein gesamtes bisheriges Leben insofern beeinflusst hatten, als er sich immer wieder lebensgefährlichen Situationen ausgesetzt hat und Beziehungen nur aus der Ferne zu führen im Stande war; eine innere Destruktivität, die auch im Äußeren wirksam wird – und die so auch für emotionalen Missbrauch gilt. Am 212. Tag hatte ich einen Radio-Live-Auftritt als Moderator meiner neuen Sendereihe „Get Bildung – BildungsWandel im Gespräch“ auf Radio Orange, es galt eine Diskussionsrunde zur Wien-Wahl zu leiten. Es waren sehr spannende und tiefgreifende Gespräche, wobei die Umsetzung der Vorschläge und Ideen, die entwickelt wurden, in den Sternen steht, haben sich doch SPÖ, ÖVP und FPÖ dem Kommen entschlagen, es waren Vertreter*innen von LINKS, Grünen und NEOS anwesend. Am gleichen Tag kämpfte meine Liebste um das Wohl ihrer beiden Söhne, unserer Ältesten (ich berichtete). Aber auch an diesem Tag fiel keine Entscheidung – was die Situation ins Unerträgliche steigerte und letztlich mit zu dem von mir zuvor erwähnten Crash führte. In der Causa bin ich seit Anbeginn der Sündenbock und seit einigen Monaten auch – trotz meiner gesetzlichen Beistandspflicht – eine absolute Null, deren Stellungnahme und Sichtweise zur Situation nicht gewünscht wird, was fußballerisch gesehen ein „Rot-Foul“ ist. Die vom Kindervater angerufenen Gerichte haben hier kräftig mitgewirkt und dazu beigetragen, dass das Zusammenleben vor allem mit Sohn Nr. 1 für alle Beteiligten nur noch eine Qual ist. Seinen Wunsch zum Vater zu ziehen ist er aber nicht bereit von sich aus in die Tat umzusetzen, hätte er schon jetzt die Möglichkeit, eine Woche bei und jede zweite Woche bei ihm in Berlin zu leben. Aber das tut er einfach nicht, weil er seit Monaten darauf wartet, dass ihm die Richterin das OK für den vollständigen Umzug gibt. Auch das zeigt aus meiner Sicht, dass an der ganzen Sache etwas faul ist – und zwar nicht wegen mir, dem Sündenbock. Berührend auch der Disney-Film „wall.e“, der schon vor mehr als einem Jahrzehnt die Situation unserer Gesellschaft deutlich aufgezeigt hat. Die Menschen haben die von ihnen zerstörte Erde verlassen und befinden sich seit Jahren auf einer Art Kreuzfahrtraumschiff, bewegen sich in fliegenden Fauteuils fort, haben einen Bildschirm vor Augen, der sie ständig mit Werbung und virtuellen Erlebnissen versorgt, dementsprechend übergewichtig sind sie in der Zwischenzeit. Der Aufräumroboter wall.e gelangt eines Tages von der Erde auf dieses Raumschiff – und von da an beginnt die Aktion zur Wiederbesiedlung der Erde und zur Vermenschlichung der Menschen. In der Realität sind wir derzeit aber noch in der Phase, die der Film nicht beschreibt, Prä-wall.e sozusagen. Auch mein Namenstag, der „Mikkelinpäivä“ fiel in diese Wochen, wir feierten in der örtlichen Pizzeria, natürlich draußen, obwohl das Wetter schon sehr, sehr herbstlich war. Es war eine schöne Dreier-Zeit mit meiner Liebsten und unserem Jüngsten. Und – dann geschah noch ein „Wunder“: Unsere Vermieterin kündigte uns zum wiederholten Mal, diesmal aber mit der nötigen Ernsthaftigkeit an, nun endlich die dringend nötige Dachsanierung durchführen zu lassen. Dazu kamen sie und ihr Mann in Begleitung eines Fachmannes zu uns. Beschlossen wurde die Neudeckung des Daches über unserem Wohn- und Bürobereich sowie über der Fläche, die schon seit 2 Jahren als Terrasse vorgesehen ist. Zudem sollen die jenen Bereich umgebenden Mauern verputzt werden. Ebenso wird unser Hoftor erneuert und eine neue Stiege zum Dachboden eingebaut. Der Umbau wird schon am kommenden Wochenbeginn starten und uns jedenfalls zwei Wochen beschäftigen. Ganz glauben kann ich es noch nicht, ist es doch schon der x-te Anlauf, diese Situation zu bereinigen. Wir sind also dachmäßig wieder einmal „guter Hoffnung“ – und warten auf die Umsetzung. Ich werde berichten.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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