Zur Entspannung an solchen Tagen hilft mir ein Fußballspiel. Glücklicherweise bin ich ja seit kurzem Probeabonnent eines Sport-Bezahlsenders, was mir an solchen Abenden sehr entgegenkommt – wie ich am Abend dieses Tages wohltuend bemerke. An meiner Seite mein Jüngster, wir schauen also gemeinsam Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen und da dieses Spiel (das übrigens im Free-TV auf ARD, allerdings nur mit VPN übertragen wird) nach 60 Minuten mit 2:0 für die „Würstchen“ zulasten der „Fischlaibchen“ (O-Ton meines Sohnes) entschieden ist, wechseln wir ins Bezahl-TV zu Norwich gegen Tottenham und erleben bis spät in die Nacht einen Krimi, der erst im Elferschießen und das zugunsten der Canaries entschieden wird. Da half den Londonern auch der Startrainer Jose Mourinho nicht, sie verspielten alles durch ihre Lässigkeit, ja meiner Ansicht nach durch ihre Überheblichkeit. Hier war deutlich zu sehen, was Kampfgeist und Einsatz bewirken können – und damit kam der Tabellenletzte der englischen Premier League zu einem verdienten Erfolg.
Der Morgen brachte Knatsch und führte mich über meine Grenzen – ich musste da raus. Die Zeit danach ließ mich mit dem Philosophieren über Frankl vs. Sartre zurück. An solchen Tagen werde ich zum Existenzialisten. Sartre ist beinhart aber ehrlich, während Frankl mir da angenehm aber unrealistisch erscheint. Das in die Existenz-Geworfen-Sein ohne den Sinn der Sache zu finden drückt mich nieder und macht mich wütend. Ist auch keine Lösung. Den Sinn der ganzen Kacke, in der ich von Zeit zu Zeit stecke, kann ich – das sagt mir die Erfahrung – ohnehin erst aus der Distanz erkennen. Da gilt es mal die entsprechenden Meter zu machen und auf Abstand zu gehen. Und bei diesem und jenem, das mich immer wieder heimsucht, ist die Distanzierung noch nicht wirklich gelungen. Sonst wäre ich nicht wieder so schnell im Sumpf, wenn es wieder einmal, wenn auch in neuem Gewand, auftaucht. Meiner Liebsten ist Frankl lieber, sagt sie. Und das kann ich auch verstehen. An solchen Tagen finde ich aber bei ihm keinen Trost, da suhle ich mich lieber in Schicksalsphantasien. Aber auch solche Tagen gehen vorbei, auch wenn sie gefühlt Wochen dauern. Das zumindest weiß ich, darauf zumindest baue ich. Und die Perspektive, Tag 12 meines neuen Lebensjahres mit dem Halbfinal-Match im Österreichischen Fußballcup LASK gegen Salzburg beginnen zu können, gibt Grund zur Hoffnung. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, auch wenn die Zuversicht sich längst verabschiedet hat.
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Route 55
Dieser Blog begleitet mich durch mein 55. Lebensjahr, das ich mit einer Feier im Freundeskreis am Vorabend meines Geburtstages eingeläutet habe, das am 23.2.20 um 19.21 h tatsächlich begonnen hat und das sogar 366 Tage zu bieten hat, also mehr als viele andere meiner bisherigen Lebensjahre. Archiv
Februar 2021
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