Solange Furcht vor Strafe, Hoffnung auf Lohn oder der Wunsch dem ÜberIch zu gefallen, menschliches Verhalten bestimmen, ist das wirkliche Gewissen noch gar nicht zu Wort gekommen. Für Viktor Frankl war das Gewissen das Sinn-Organ und als solches die Kompassnadel für ein gelungenes Leben. Frankl plädiert auch gegen eine Erziehung junger Menschen zum Gehorsam und für deren Erziehung zum Gewissen. Unser Gewissen also führt uns zum Sinn, der Sinn wiederum nimmt uns die Todesangst und lässt uns - unter allen Umständen, inneren wie äußeren - leben, so Frankl. Dem möchte ich nichts hinzufügen.
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Dem Tod ins Auge schauen heißt auch, sich nicht zu Tode zu fürchten bzw. sich zu Tode erschrecken zu lassen. Schon meine Oma wusste: "Zu Tode gefürchtet ist auch schon gestorben!" Humor ist eine ganz besonders wirksame Waffe gegen die Todesangst - und auch Satire bringt uns dazu über Dinge zu lachen, die uns auf den ersten Blick oft als todernst erscheinen. Daher heute: "Die Echse spielt Corona" "Darf man im Gefälle dieser Angstverbreitung noch auf ein paar Fakten hinweisen? Oder so etwas wie Vernunft in die Debatte bringen statt die Panik anzuheizen und zu schüren, die in den Medien genau wieder mit allen möglichen Zahlenspielen sich verbreitet?", fragt Eugen Drewermann in einem berührenden Vortrag mit dem Titel "Aufstehen gegen den Hass". Einem Hass, der sich gerade wieder ausbreitet von den einen und den anderen, die nicht bereit sind, sich einem Diskurs zu stellen und eine andere als ihre Sichtweise zu respektieren. Der Vortrag selbst spannt innerhalb einer guten Stunde einen weiten Bogen, philosophisch, theologisch und tiefenpsychologisch, er fordert heraus und ist eher in kleinen Happen denn am Stück verträglich. Aber am Ende hat es sich gelohnt, Drewermanns Gedanken zu folgen und an ihnen noch die eine oder andere Lebensstunde zu "kiefeln". Ich fand heraus, dass ungefähr zur gleichen Zeit, als deutsche Philosophen behaupteten, mit Bildung "in die Freiheit zu führen", der hippokratishe Eid neu definiert wurde. Traditionell war er so verstanden worden: Ich als Mann der Medizin werde nichts mit dem Tod zu tun haben, das heißt, ich werde ihn weder herebeiführen noch gegen ihn kämpfen. Jetzt wurde daraus, dass ich alles nur Mögliche tun werde, um das Leben des Patienten zu verlängern. Mir wurde klar, dass es in der ganzen Geschichtein allen Kulturen Leute gegeben hatte, von Hexen über Masseure bis hin zu Akkupunkteuren, die versucht hatten, Schmerzen zu lindern, sie erträglicher zu machen und Menschen zu helfen und zu ermutigen, sich der Wirklichkeit zu stellen. Aber niemals hatte jemand davon gesprochen Schwerzen zu "töten", bis Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals in den USA verschiedene Mittelchen unter dem Namen "Painkiller" angeboten wurden, wie mich das historische Wörterbuch der Amerikanismen belehrte. Dies ist der erste Hinweis, dass man Schmerzen töten kann, ohne die Person zu töten. Und der Ausdruck "painkiller" blieb hängen, auch wenn ich ihn noch immer nicht in einer anderen Sprache verwenden kann. Zur gleichen Zeit finden die Leute an, eher Krankheiten zu haben als krank zu sein. Was habe ich nicht schon alles getan, um der Todesfurcht zu entfliehen (dem Tod kann ich ja nicht entkommen, auch wenn ich es noch so verzweifelt versuche):
Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, ich habe mich in vermeintlich selbsloses Helfen verloren ich habe versucht, mich finanziell gut über Wasser zu halten, ich habe zeitlebens Dringendes vor Wichtigem erledigt ich habe mich in zahllosen Freizeitaktivitäten ausgepowert, ich habe meditiert, ich habe Menschen verletzt, ich habe geschrien, getobt und geschimpft ich habe mich in Depression begeben, ich habe mein wahres Leben vergessen ... Das einzige wirkliche Mittel ist es, den Tod als Teil des Lebens zu integrieren, ihn als ständigen, liebevollen Begleiter zu sehen, dessen Präsenz einen mahnt, wirklich zu leben - ohne Kompromisse. Zeit, um uns mit unserer Urangst auseinanderzusetzen, der Angst vor dem Tod. Der Tod umgibt unser Leben. Wir kommen aus dem Nichts und gehen ins Nichts, das eine nennen wir Geburt, das andere Tod. Das ist die Bedingung und der Preis des Lebens. Aber: Welchen Wert geben wir unserem Leben?
Die mittelalterliche ars moriendi (dt. Kunst zu sterben, Kunst des Sterbens) sieht den Tod als Lebensbegleiter und damit die Not-wendigkeit jeden Augenblick so zu leben, dass der Tod kommen kann und nichts offen bleibt. Eine Abwandlung dieses Gedankens kennen wir auch noch, nämlich jeden Tag so zu leben, als wäre er der letzte. Eine wahre Herausforderung, aber eine sinn-volle, der wir uns immer wieder und immer öfter stellen sollten, so lange bis sie uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wie oft höre ich "gegen, gegen, gegen" - sowohl im persönichen Gesprch als auch von Initiativen oder Initiator*innen, die etwas bewegen, etwas verändern möchten. Also besipielsweise: Initiative gegen den Shutdown, gegen Schulschließungen, gegen Krieg, gegen Atomewaffen, gegen ... oder - auch im persönlichen oder familiären Rahmen: Nein, so will ich das nicht, nein, so mach ich das nicht, nein, das passt nicht ...
Nun ist ein "Nein" ein wichtiges Mittel, um auf einen Missstand oder einen Veränderungswunsch aufmerksam zu machen. Ebenso wichtig aber ist es, diesem "Nein" ein "Für" folgen zu lassen, dem man zustimmen kann. Das erfordert manchmal ein wenig Nachdenken, es ermöglicht aber auch einen konstruktiven, lösungsorientierten Umgang mit herausfordernden Situationen. Mit diesem Gruß eines Todgeweihten an alle anderen Totgeweihten möchte ich dem "Für, für, für" das Wort reden, das jedem "Gegen, gegen, gegen" folgen muss, wenn sich etwas ändern soll. In diesem Sinne: Gegen den - mitunter als sinnlos erlebten - Tod kann ich letztlich nichts machen, aber für ein sinnvolles Leben bieten sich jede Menge Möglichkeiten! Heute möchte ich meinen Leser*innen ein Schreiben von Frau Karin Kluger an Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober vorstellen, von dem ich über Facebook Kenntnis bekommen habe. Frau Kluger ist laut ihrem Facebookprofil Immoblienmaklerin in Salzburg. Sie hat auf dieses Schreiben vom 2.11. erst nach Urgenz vom 6.11. am 13.11. eine Antwort und zwar vom Bürgerservice des Sozialministeriums bekommen. Auch die Antwort ist anbei zu finden. Hier nun einmal ihr Schreiben: Die Virensaison hat wie immer begonnen. Zum zweiten Mal ist das neue Coronavirus SARS-CoV-2 mit dabei und zeigt uns gleich zu Beginn, dass es nicht zu unterschätzen ist. So wie im Frühjahr, am offiziellen Beginn der Pandemie in Österreich, Nach Urgenz am 6.11.20 kam wie gesagt am Freitag, 13.11.20 folgende Antwort: Sehr geehrte Frau Kluger! Bemerkenswert finde ich u.a. Folgendes:
Auch wenn die aktuellen Maßnahmen für die meisten mit dem Gefühl der Einschränkung verbunden sind, ist es Zeit, sich auf das Neue zu konzentrieren. Das diese Welt einen den Wandel braucht, ist nicht mehr zu übersehen und zu überhören. Nun ist für viele aber die Wiederherstellung der Normalität das Ziel, die wir - was auch immer der Begriff definieren mag - glücklicherweise nicht mehr erreichen werden. Denn diese hat uns dort hingebracht, wo wir heute stehen. Auch die von den Verantwortlichen propagierte "neue Normalität" - von deren Wirkungen wir nunmehr tagtäglich ein konkreteres Bild bekommen - kann und darf nicht das Ziel sein.
Nicht die Symptome gilt es zu bekämpfen sondern die Ursachen zu ändern. Und da tun sich zumindest drei Betätigungsfelder auf: Bildung, Umwelt und Soziales. Nur wer sich einen kritischen Geist bewahrt, wird sich nicht von Propagiertem abhängig machen (weder dem von der einen noch dem von der anderen Seite), wird differenzieren, diskutieren und einen eigenen Weg finden. Es gilt das Gute. Wahre und Schöne zu erfassen. Diese Haltung zu erfahren und zu erlernen muss erstes Ziel eines erfolgreichen Bildungssystems sein. Nur wer erkennen kann, dass wir als Menschen nicht die Krone der Schöpfung und deren Beherrscher sind, sondern nur ein Teilchen einer großartigen Natur, wird in der Lage sein, den respektvollen und achtsamen Umgang mit allem Belebten und Unbelebten zu pflegen - und damit auch menschenverursachte Bedrohungen wie die aktuelle zukünftig zu vermeiden und ein Leben in Frieden und Einklang mit unserer Mutter Erde zu führen. Nur wer verstehen will, dass soziale Umstände nicht Naturgesetze oder gar gottgegeben sind, wird dieser Welt einen unfassbar wichtigen Dienst erweisen und die Wurzel alles "Bösen" ausreißen. Jeder einzelne Mensch hat eine Existenzberechtigung und diese gilt es durch eine gerechte Verteilung der Ressourcen (wieder) herzustellen. Daraus resultieren Nachhaltigkeit und Wohlstand (unter dem Motto: "Nie ist zu wenig was genüg") für alle. Konzentrieren wir uns - jede*r von uns - also gerade jetzt mit aller Kraft auf das Formen des Neuen. Dann wird der alle Not wendende Wandel unweigerlich entstehen. In Tagen wie diesen ist es auch wichtig, auf Psychohygiene zu achten. Daher habe ich beschlossen, österreichische Radiosender (Fernsehsendungen sehe ich ohnehin schon seit Jahren nur noch sporadisch via Stream auf meinem Laptop) zu boykottieren. Die Propaganda im Halbstundentakt hat meine Psyche und auch meine Seele zusehende geschwächt. Ich bin daher seit Samstag auf finnische Radiosender via Internet umgestiegen, gute Musik hebt die Stimmung und die dort gesprochenen Worte sind mir immer noch großteils unverständlich.
Was ich mir dennoch zur Aufgabe gemacht habe ist es, einmal pro Tag für etwa eine Stunde Nachrichten zur aktuellen Lage zu checken - und zwar aus allen Ecken. Für mich ist das Versöhnliche wichtig - und nicht die Polarisierung. Und dennoch habe ich einen klaren Standpunkt, was Menschen- und Freiheitsrechte betrifft. Für deren Beibehaltung auch in Krisen setze ich mich ein. Und ich versuche die Wahrheit zu erkennen und nehme dabei einerseits Friedrich Nietzsches Worte sehr, sehr ernst: "Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen"; andererseits ist mir auch Mark Twains Aussage Leitsatz in unübersichtlichen Zeiten wie diesen: "It's easier to fool people than to convince them that the have been fooled." Und zuletzt noch ein Gedanke von Gustave Le Bon, den er in seinem Werk "Psychologie der Massen" niedergeschrieben hat: "Les foules n’ont jamais eu soif de vérité. Devant les évidences qui leur déplaisent, elles se détournent, préférant déifier l’erreur, si l’erreur les séduit. Qui sait les illusionner est aisément leur maître ; qui tente de les désillusionner est toujours leur victime." Oder zu Deutsch: "Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.” |
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Diese Seite ist den vielen kleinen Helden des Alltags gewidmet: “We're all going to die, all of us, what a circus! That alone should make us love each other but it doesn't. We are terrorized and flattened by trivialities, we are eaten up by nothing.” "Menschen suchen immer nach Sicherheit. Aber die einzige Sicher-heit im Leben ist, dass wir sterben werden. ArchivKategorien |