Ein Jahr, vergangen wie im Flug, und dennoch voll mit Eindrücken, die auf ihren Ausdruck warten. Druck, ein wichtiges Wort in diesem vergangenen Jahr, wachsend, daher immer bedrückender. In den letzten knapp 400 Tagen habe ich mich als Todgeweihter für das Leben einzusetzen versucht, für das gute, wahre und schöne Leben. Ich habe an vielen Ecken und Enden mitzubauen versucht an einer "real brave new world" und ich bin viel zu oft beim "Feuerlöschen" hängen geblieben. Die Sorgen, die Ängste, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Menschen, die mir begegnet sind, denen ich begegnet bin, waren wahrzunhemen, waren anzuhören, waren aufzugreifen.
Und nun ist es Zeit, einen Turnaround zu schaffen, der mich und andere in eine gute Zukunft bringt. Es gilt nach vorn zuschauen, die Ärmel aufzukrmeplen und gemeindam an dieser neuen Welt des Guten, Wahren und Schönen zu arbeiten. Und nun ist es - mehr als ein Jahr nach meinem letzten Eintrag - höchste Zeit für eine nächste "salutatio". Darum habe ich mich am Tag der Menschenrechte am gestrigen 10.12.21 im Rahmen einer Kundgebung am Platz der Menschrechte in Wien eine Rede gehalten, die alle Zuhörenden einladen will, sich auf den Weg dorthin zu machen. Hier meine Ausführungen im Wortlaut: Warum sind Sie, warum seid ihr, warum bin ich heute hierher gekommen? Ich bin heute hierher gekommen, weil es zu jeder Zeit wichtig ist, sich immer wieder der Menschen- Grund- und Freiheitsrechte bewusst zu werden, sich ihrer zu besinnen, sie zum Maßstab des eigenen Handelns zu machen. „Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt“, singt Reinhard Mey in seinem Lied „Sei wachsam!“. Und tatsächlich haben wir alle nach und nach unsere Freiheit zugunsten vermeintlicher Sicherheit und wohlmeinender Vergewohltätigung (wie es der freischaffende Philosoph Bertrand Stern nennt) aufgegeben, schon viele Jahre lang, schon viele Jahrzehnte lang. Ich bin heute hierher gekommen, weil ich dankbar bin. Dankbar für alle, die eben jene Rechte und die Verfassung als Basis ihres Tuns, als grundlegende Lebenshaltung achten Dankbar für alle, die sich an jenen Eid halten, den sie eines Tages geschworen haben Dankbar für alle, die den Ehrenkodex für ihr berufliches Handeln einhalten, zu dem sie sich eines Tages verpflichtet haben Dankbar für alle, die mit mir und nicht über mich reden Dankbar für alle, die sich ihre Menschlichkeit bewahrt haben. Ja, auch dankbar für die aktuelle Situation, weil sie aufzeigt, was alles schief gelaufen ist, was alles aus dem Ruder gelaufen ist, was wir alle zugelassen haben, was wir als Normalität akzeptiert haben in allen Bereichen unseres Lebens, sei es Gesundheit, Bildung, Soziales, Wirtschaft und Politik. Ich bin heute hierher gekommen, weil ich Sie und euch einladen möchte, gemeinsam aktiv die Gegenwart und damit die Zukunft zu gestalten, die das neue Normal nicht akzeptiert, die auch das alte Normal nicht mehr zurück haben möchte, die aber eine neue Welt gestalten will, die besser ist als alles andere zuvor, die einfach gut, wahr und schön ist. Besinnen wir uns in dieser Stunde, heute und hier, unserer Freiheits-, Grund- und Menschenrechte, die in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der europäischen Grundrechtscharta in unserer österreichischen Bundes-Verfassung und im Staatsgrundgesetz niedergeschrieben sind:
Daher ist es unsere Aufgabe, deine und meine, diese von unseren Vorfahren erkämpften und mittlerweile tot geglaubten Grundsätze wieder zum Leben zu erwecken. Es braucht dich und mich, deine und meine Achtsamkeit, denn – so beschreibt es die Künstlerin Bilbo Calvez in ihrem Buch Saruj, Stell dir vor, es gibt kein Geld mehr: Je mehr Achtsamkeit, desto weniger Regeln. Wenn wir also mit weniger Regeln zusammen leben wollen, dann braucht es deine und mein Achtsamkeit, es braucht deinen und meinen Mut, dein und mein Vertrauen, deinen und meinen Respekt, deine und meine Eigenverantwortung, deine und meine Initiative und deine und meine Zuversicht. Und ich bin zuversichtlich. Und ich möchte heute hier an diesem Tag der Menschenrechte und an diesem Platz der Menschenrechte meine Zuversicht mit dir, mit euch teilen. Ich bin zuversichtlich, dass wir, die Menschen guten Willens, die Chancen, die in dieser mächtigen Herausforderung liegen, zum Guten, Wahren und Schönen nutzen werden. Immer waren jene, die die Welt verändert haben, die Pionierinnen und Pioniere am Anfang in der Minderheit. Ich bin zuversichtlich, dass wir, die Menschen guten Willens, mithilfe der immer weiter wachsenden Netzwerke, Inseln der Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung schaffen werden, die ein menschengerechtes und gutes, wahres und schönes Leben für alle ermöglichen. Immer war es notwendig, um Not zu wenden, dass sich Wenige einsetzen, allen Mut zusammen nehmen und viel riskieren, oft sogar ihr Leben, um die Welt zum Guten zu wandeln. Ich bin zuversichtlich, dass wir, die Menschen guten Willens, eines Tages, an einem weiteren Tag der Menschenrechte hier auf diesem Platz der Menschenrechte gemeinsam mit der ganzen Menschheit ein Fest der Befreiung und der Freiheit feiern. Immer – auch in den dunkelsten Stunden der Geschichte unserer Menschheit – waren es diese festlichen Momente, die Verbundenheit gebracht und die Gemeinschaft zum Wohle aller gestärkt haben, in denen Visionen manifestiert und letztendlich erreichte Utopien gefeiert wurden. Lasst uns in diesem Geist gemeinsam jeden Tag zum Tag der Menschenrechte machen. Lasst uns in diesem Geist gemeinsam jeden Ort zu einem Platz für Menschenrechte machen. Lasst uns in diesem Geist gemeinsam die neue Welt erschaffen, in der es sich zu leben lohnt, heute, hier, ab jetzt bei jedem Schritt und in jeder Sekunde unseres weiteren Lebens Denn – und davon bin ich aus tiefstem Herzen überzeugt und daher voll und ganz zuversichtlich: Das gute, wahre und schöne Leben ist möglich! Für dich und mich. Für alle. Für die ganze Welt. Und es liegt allein in unserer Hand, in deiner und in meiner, dass das, was heute noch Utopie ist, morgen schon Wirklichkeit ist! Pack ma‘s gemeinsam an! Jetzt!
0 Comments
|
Thema
Diese Seite ist den vielen kleinen Helden des Alltags gewidmet: “We're all going to die, all of us, what a circus! That alone should make us love each other but it doesn't. We are terrorized and flattened by trivialities, we are eaten up by nothing.” "Menschen suchen immer nach Sicherheit. Aber die einzige Sicher-heit im Leben ist, dass wir sterben werden. ArchivKategorien |